Das Gefängnis meiner Trauer

815 56 0
                                    

Kairi POV:

Nach einer Weile klopft es an der Tür. "Ist alles okay bei dir?" "Ja Suho, es ist alles gut danke", gebe ich zurück und verweile auf dem Boden.
Schon wieder kommende Tränen. Ich vermisse meine alten Eltern so schrecklich. Wie gerne hätte ich jetzt eine tröstende Umarmung oder einfach ein normales Abendessen zu dritt.
"Kairi, dein Tee ist fertig", ruft D.O durch die Tür. "Ich komme gleich", rufe ich zurück und rappele mich auf. Dann gehe ich zum Waschbecken und wage einen Blick in den Spiegel.
Nicht schlimmer als ich erwartet hatte: leicht gerötete Augen und nasse Wangen. Seufzend mache ich das Wasser an.
Ich brauche dringend meine Musik...
Mit den Händen forme ich eine Schale und halte sie unter den kleinen Wasserstrahl vor mir. Dann klatsche ich mir das kühle Wasser ins Gesicht und trockne es ab. "Schon besser", murmele ich beim nächsten Blick in den Spiegel. Die Trauer zieht sich zurück und ich schließe sie weg, mit der Hoffnung, dass sie dieses Mal länger in ihrem Gefängnis verweilt. Ich gehe zur Tür, hole noch einen tief Luft und öffne sie. Direkt vor mir steht ein besorgter Xiumin. "Oh hey." "Die Anderen haben gesagt, ich soll nochmal nach dir sehen", meint er verlegen und erinnert mich nun noch mehr an ein süßes Eichhörnchen. "Mir geht's super. Kein Grund zur Sorge", sage ich lächelnd und zwinkere ihm zu.

Wieso machen sie so einen Wirbel darum wie es mir geht? Das bin ich einfach nicht gewöhnt...
"Dann ist ja gut", sagt er, dreht sich um und geht zurück ins Wohnzimmer. Stumm folge ich ihm und setze mich dann wieder auf meinen Platz neben Kai und Chanyeol. Die Jungs reden durcheinander, doch ich kann keinem ihrer Gespräche folgen. Ich trinke meinen Tee und sehe aus dem Fenster in die Finsternis. Mit einem Mal überrennt mich die Müdigkeit. Meine Augenlider werden schwer.

Gähnend lehne ich mich zurück. Schließlich fallen mir die Augen zu und ich gleite in einen tiefen Schlaf. Komisch... ohne Musik...

Der Mond steht hoch am Himmel und spiegelt sich im See vor mir. Große Schwärme von Glühwürmchen fliegen tief überm Gras und machen die Szene perfekt. Ein blauer Schmetterling flattert ziellos durch die Gegend. Das Zirpen der Grillen erfüllt die Luft. 'Kairi!' Verwirrt sehe ich mich um. Was war das? 'Kairi!' Es klingt fast, als würde der Wind zu mir sprechen. 'Du hast etwas, dass wir wollen und wir haben etwas, dass du willst.'  "Wer ist da?"

Plötzlich verändert sich die Szene. Der Himmel ist tiefschwarz und ich stehe vor einer kleinen Holzhütte. Ein schriller Schrei ertönt. Sofort stürme ich ins Innere der Hütte. Wie versteinert bleibe ich stehen und starre auf die Personen vor mir.

"Nein Joon! Du Monster! Wieso hast du das gemacht?!", schreit ein Mädchen. Ich kann nicht erkennen, wer sie ist, da sie mit dem Rücken zu mir auf dem Boden kniet.  "Du hättest auf mich hören sollen Kairi", lacht ein Mann hämisch. 'Es soll dir eine Warnung sein. Du solltest auf mich hören.' Die Stimme streift meinen Geist, als der Blick auf die beiden Personen auf dem Boden frei wird. Nein! Es sind wirklich Joon und ich!

Schreiend und um mich schlagend wache ich auf. Sofort wird eine Tür aufgerissen und ein Junge stürmt zu mir. "Nein! Lass mich! Wo ist er?", schreie ich, als der Junge versucht mich zu berühren. "Kairi, ich bin es Kai! Hörst du? Du hattest einen Alptraum. Es ist alles in Ordnung", beruhigt er mich und es klappt auch nachdem seine Worte zu mir durchgedrungen sind. "Das war nur ein Traum?" "Ja, nur ein Traum", bestätigt er meine Frage.

Erleichtert lasse ich mich zurück fallen. "Wo bin ich eigentlich?", frage ich mit geschlossenen Augen. "Du bist auf dem Sofa eingeschlafen, da haben wir dich ins Gästezimmer nebenan gebracht", klärt er mich auf. Ich nicke.

"Sag mal, hast du mein Handy irgendwo gesehen?" "Ähm Moment... ist es das?" Er hält mir ein Handy hin. "Ja danke.... Eine Frage noch.. hast du vielleicht Kopfhörer die du nicht brauchst und mir leihen kannst?" "Ja hab ich, aber wozu brauchst du sie jetzt?" "Ich kann ohne meine Musik nicht richtig schlafen.. Ich bekomme dann Alpträume, wie den eben", nuschele ich verlegen. Ein peinliches Schweigen entsteht. Oh man... "Hier", sagt er nur und legt mir ein Paar Inear-Kopfhörer auf den Schoss. "Danke", lächele ich. "Wenn du noch etwas brauchen solltest, mein Zimmer ist direkt gegenüber", sagt er und geht aus dem Zimmer, wobei er das Licht ausschaltet.
Ich stecke die Kopfhörer ein und mache die Musik an. Dann schließe ich die Augen und lasse mich von der Musik an einen anderen Ort spülen.

Im Bann des Mondes (EXO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt