Schützende Dunkelheit

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Kairi POV:

Ich renne durch den stockdunkeln Wald. Der Wind pfeift mir in den Ohren und streift durch mein Fell. Irgendwie tut die Finsternis gut, sie beschützt mich. Ich renne, als wäre der Teufel hinter mir her. Die anfängliche Panik ist vollkommen verflogen.

Als der Wind mir in die Nase fährt nehme ich zu viele Gerüche auf einmal wahr. Abrupt bremse ich ab und halte meine Nase hoch in die Luft. So viele unbekannte Gerüche strömen auf mich ein, doch einer ist besonders stark. Ich kann wirklich nicht sagen, was es ist, aber es riecht verdammt gut.
Ich drehe meinen Kopf in alle Richtungen und suche einen Weg zur Quelle des Geruchs. Da entdecke ich eine Fährte. Sofort folge ich ihr. Neugierig schnuppernd schleiche ich so leise wie möglich zwischen den Bäumen auf eine Lichtung.
Das weiche Mondlicht fällt auf das von Tau bedeckte Gras. Der seltsame Geruch lockt auf die Lichtung hinaus, doch etwas hält mich zurück.
Etwas hier ist komisch. Ich gehe in Alarmbereitschaft. Da nehme ich eine Bewegung auf der mir gegenüber liegenden Seite wahr. Sofort ducke ich mich in den Schatten eines Baumes. Ein Mann mit einem großen Gewehr in der Hand Tritt ins Mondlicht und sieht sich um. Augenblicklich weiche ich weiter in den Wald zurück.
Wie es der Zufall will trete ich auf einen Ast. Er zerbricht mit einem viel zu lauten Knacken. Sofort fliegt der Blick des Mannes zu mir. Seine kalten, stahlblauen Augen bohren sich in meine.

Mein Herz beginnt wie wild zu klopfen, als ich mich umdrehe und durch den Wald presche. Hinter mir höre ich laute Rufe von mehreren Personen. Das spornt mich nur noch mehr an. Als ich plötzlich von milchig weißem, waberndem Nebel umgeben bin, sehe ich mich verunsichert um. Komischerweise weiß ich jedoch genau, wo ich hin rennen muss.
Schließlich werden die Rufe leiser und meine Schritte langsamer. Hinter einem Gebüsch, dass mich von der Straße trennt bleibe ich stehen und lege mich erschöpft auf den Boden. Irgendwann kann ich mich dann aufraffen und laufe leichtfüßig in den Garten der Jungs.
Sofort stürmt Suho aus der Tür und seufzt erleichtert, als er mich entdeckt. "Was hast du dir nur dabei gedacht, einfach abzuhauen? Das war sehr leichtsinnig und gefährlich!", beginnt er mit seiner Standpauke. Niedergeschlagen lasse ich den Kopf hängen. Es war ja keine Absicht... "Dann verwandel dich mal zurück." Fragend sehe ich ihn an. "Achja.. Das funktioniert fast genau wie die Verwendung zum Wolf. Denk an deine Menschengestalt und atme tief durch", erklärt er mir.
Mit seinen Anweisungen schaffe ich es dann auch. Es fühlt sich an, als würde der Wolfspelz schmelzen und den Mensch darunter freilassen. "Tut mir leid. Ich wollte nicht wegrennen, aber ich hab in diesem Raum einfach Angst bekommen. Ich habe mich so eingesperrt gefühlt und wollte nur noch raus", sage ich niedergeschlagen.
"Komm mit rein und mach dir keine Gedanken darüber. Der Mond hat große Kraft und das kann schon beängstigend sein", sagt Suho und reicht mir seine Hand. Seine Worte geben mir zu denken. Was meint er mit 'der Mond hat große Kraft'? Zusammen gehen wir rein. Da fallen mir die Männer im Wald wieder ein. "Sag mal Suho, gibt es hier in der Gegend Jäger?", frage ich ihn. Nachdenklich sieht er mich an. "Nicht das ich wüsste, wieso fragst du?" "Ich hab im Wald eine Gruppe von Männern gesehen und äh, die hatten alle Gewehre", erkläre ich ihm. Bei meinen Worten versteift er sich. "Was hast du gesagt?" "Ich habe im Wald mehrere Männer mit Gewehren gesehen", wiederhole ich verwirrt. "Nicht gut... Haben sie dich gesehen?", fragt er besorgt. "Ähm, ja haben sie, aber ich konnte sie abhängen. Was sind das für Typen?", frage ich Suho, welcher unruhig auf und ab geht. "Das sind Wolfsjäger. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht uns zu jagen", antwortet er monoton. Ein kalter Schauer überkommt mich. "Denkst du, sie wissen, dass ihr hier wohnt?", flüstere ich beklommen. "Nein, das hätten wir bemerkt", sagt er bestimmt. Ich runzele die Stirn. "Wie meinst du das?" Grinsend tippt er sich an die Nase. "Sie haben einen interessanten und penetranten Geruch", sagt er dann.

Ein lautes Poltern kommt von der Treppe und kurz darauf stürmt Kai auf mich zu. "Man hab ich mir Sorgen gemacht", ruft er im Laufen. Kurz darauf schließt er mich in eine stürmische Umarmung.
Da passiert es schon wieder! Der rote Schmetterling blitzt vor meinen Augen auf und dann sehe ich die Szene aus meinem Traum.

Jemand drückt mich gegen eine Wand und legt seine Hände um meinen Hals. Dann drückt er fest zu, schnürt mir die Luft ab.

Ein schreckliches Gefühl überkommt mich. Es fühlt sich an, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Nach Luft ringend stolpere ich nach hinten. "Kairi, was ist los?", fragt Kai besorgt. "Ich.. *keuch* wurde gewürgt *keuch*", sage ich noch immer nach Luft ringend.
"I-ich verstehe nicht ganz..", meint Kai komplett verwirrt und wirft Suho einen komischen Blick zu. Endlich kriege ich mich ein.
"Gestern hatte ich so einen Traum. Ein roter Schmetterling ist auf einem Traumfänger gelandet und dann hat mich jemand gewürgt", erkläre ich den beiden. "Dann eben, als mich Kai umarmt hat, war diese Szene wieder da, nur dieses Mal hat es sich so erschreckend echt angefühlt. Für einen Moment konnte ich nicht atmen", füge ich flüsternd hinzu. Schon wieder werfen sich Suho und Kai einen Blick zu. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie mehr wissen.

Im Bann des Mondes (EXO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt