Sing for me

Teil 42 ~ Samu

Wir sitzen gerade im Auto als mich Amy anruft.
Was will sie von mir?
Hat sie mir verziehen und will wissen wieso wir nicht in der Wohnung sind?
Nein, ich darf nicht hoffen.
"Amy? Where are you? Please come back!"
"Samu. Altes Fabriksgebäude."
Was meint sie?
Plötzlich höre ich einen lauten Schrei von ihr.
Oh nein.
"Amy!", schreie panisch ins Handy doch jemand legt auf.
Sie ist im alten Fabriksgebäude!
Ich muss da hin.
Ich reiße das Steuer herum und fahre in die gegengesetzte Richtung.
"Raul, ruf die Polizei. Sie sollen zum alten Fabriksgebäude kommen. Sofort!"
Panik macht sich in mir breit. Was ist, wenn ich zu spät komme?

Wenige Minuten später kommen wir an. Die Polizei wartet schon auf uns. Gott sei Dank.

Wir springen aus dem Wagen und laufen zu ihnen. Ich habe solche Angst. Ich will sie nicht verlieren. Nicht, nachdem sie denkt, dass ich sie betrogen habe. Ich laufe bei den Polizisten vorbei und will ins Gebäude, doch sie halten mich auf.
"Wir müssen zusammen reingehen. Wie wir wissen haben sie eine Geisel. Und jemand hat sie mit einer Pistole bedroht, richtig?"
Ich bejahe. Doofer Polizist. Wir müssen mein Mädchen retten.

Endlich gehen wir rein. Wir konnten die Polizisten überreden, dass wir mit reingehen können. Diese Wichser wollten nicht, dass wir mitkommen!

Als wir in dem Raum sind wo Amy ist, bleibt mir das Herz stehen. Sie liegt am Boden. Nackt und blutig. Ich will schon wieder zu ihr rennen, doch Riku hält mich auf.

Da bemerken uns Alessio und Tobi und zerren Amy auf die Beine. Tobi hält ihr eine Pistole an den Kopf. 

Nein. Bitte nicht. 

Er droht sie zu erschießen. 

Scheiße. Das läuft alles so unglaublich schief.

Plötzlich wirft er sie auf den Boden und Alessio beginnt auf die einzutreten. Sie sieht mich an und formt mit den Lippen eine Entschuldigung.

Verdammt nochmal.
Wieso entschuldigt sie sich?
Es war doch alles meine Schuld. 

Nicht ihre.

Als Alessio ihr in den Bauch tritt, kann ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich stürme los und plötzlich fallen Schüsse. Ich ducke mich und laufe weiter auf Amy zu. Sie schreit auf als sie eine Kugel am Bein trifft. In dem Moment landen Alessio und Tobi am Boden. Tobi liegt auf ihr.

Als ich bei ihr angekommen bin, packe ich Tobi Shirt und reiße ihn von meinem Mädchen. Amy liegt am Boden, zu einer Kugel zusammengerollt und die Hände schützend um den Kopf geschlungen. Als ich nach ihrem Arm fasse, zuckt sie heftig zusammen.

"Amy, I'm here. You are safe, honey. Nobody will hurt you."

Sie hebt ihren Kopf und sieht mich an. Mein armes Mädchen. Ich ziehe meine Jacke aus und lege sie ihr über den Körper. Sie ist eiskalt. Ich schiebe meine Hände unter sie und hebe sie in meinen Schoß. Sofort klammern sie ihre kleinen Hände in meinen Pulli. Als sie zu schluchzen beginnt, muss ich auch weinen. 

Ihr hätte so etwas nie passieren sollen. Wenn ich besser auf sie aufgepasst hätte, würde es ihr jetzt gut gehen.

Jemand legt mir von hinten die Hand auf die Schulter. Als ich mich umdrehe, sehe ich Riku.

"Samu. Ich habe mit der Polizei geredet. Ich bin davon ausgegangen, dass du Amy bei dir zu Hause haben möchtest, also verarzten sie die Sanitäter gleich hier, sodass du danach gleich nach Hause fahren kannst. Ist das ok für dich?"

Ich sehe ihn dankbar an und wende mich dann wieder Amy zu. Sie liegt schlaff in meinen Armen und rührt sich kaum. Nur die Tränen laufen ihr haltlos übers Gesicht. Riku setzt sich neben mich und streichelt meinem Mädchen sanft übers Haar.

Wenig später kommen drei Sanitäter zu uns und bitten mich Amy auf den Boden zu legen. Ich lege sie sanft ab. Auf meinem Pullover sind Blutspuren zu sehen. 

Die Sanitäter verbinden ihr Bein und ihre Schulter und legen eine Infusion, auf welche ich aufpassen muss, dass sie nicht herausgezogen wird. 

Die Sanitäter gehen wieder und lassen uns mit ihr zurück. Auch die Polizei ist mittlerweile gegangen. Sie wollen mit Amy reden, wenn es ihr besser geht. 

Ich bitte Riku mir zu helfen, wenn ich ihr meine Jacke anziehe. Ich hebe sie hoch und er legt die Jacke unter sie. Als sie wieder liegt, nehme ich sanft ihre Arme und schiebe sie durch die Ärmeln der Jacke. Dann schließe ich noch den Reißverschluss. Fertig. Amy hat alles mit leerer Miene über sich ergehen lassen. Sie sieht so klein aus in meiner Jacke. 

Ich hebe sie sanft hoch und trage sie zu meinem Auto. Dort setze ich mich mit ihr auf die Rückbank. Riku sitzt neben uns, Osmo neben ihm, Sami sitzt am Beifahrersitz und Raul fährt. Sobald ich sitze rollt sich Amy zu einer kleinen Kugel zusammen, vergrallt die Hände erneut in meinen Pulli und vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust. Ich schließe sie fester in die Arme.

"Now you are safe, honey", flüstere ich ihr zu.

Sie beginnt zu weinen und auch ich kann mich nicht mehr zurückhalten. Ich bin so froh, dass es ihr so weit gut geht. Dass sie lebt!

So verbringen wir die Heimfahrt: ineinander verschlungen und weinend.