Kapitel 65

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Melina's Perspektive

Er gab mir keine Antwort.
Stattdessen packte er mich am Arm und drückte mich gegen die kalte Backsteinmauer hinter mir. Ich wollte um Hilfe schreien doch er drückte mir seine Hand auf den Mund. Sie roch ekelhaft, ebenso wie die Müllberge um uns rum. Ich hoffte das einer meiner Fans mich von der Straße aus sehen würde doch der Müll versperrte wohl die Sicht.

Ich schlug um mich doch auch damit hatte der Mann gerechnet. Er drehte mir die Arme auf den Rücken so daß ich vor Schmerz aufschrie. Doch da seine Hand immernoch auf meinem Mund lag kam nur ein gedämpftes Geschrei raus. Ich spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen und versuchte erneut mich aus seinem Griff zu winden.
Doch wieder erfolglos.

»Shhht Kleines, ich will dir doch nicht weh tun doch wenn du dich wehrst werde ich das tun müssen.«

Kleines, da war es wieder. Doch es hörte sich nicht so schön an wie als Jan es gesagt hatte. Jetzt hörte es sich schrecklich an, wie ein Schimpfwort.

Heute trug ich keinen Onesie sondern eine schwarze Jeans mit Löchern drin und ein schwarzes T-shirt. Der Mann schob seine freie Hand unter mein Shirt und ich fing immer mehr an zu weinen. Ohne das er es wusste drückte er auf die Blutergüsse die ich Andre zu verdanken hatte. Doch das war es nicht was mir solche Angst und Schmerzen bereitete. Es war die Tatsache das ich zuvor noch nie so engen Kontakt zu einem Mann gehabt hätte, bis auf Jan. Doch das war etwas anderes denn ihn hatte ich gemocht und er hatte versucht mir zu helfen. Diesen Typen dagegen verabscheute ich aus tiefstem Herzen!

Er war mit seiner Hand inzwischen an meinem BH angelangt und öffnete ihn.

Ein letzter verzweifelter Versuch. Ich wand meine Hände hinter meinem Rücken hervor und stieß ihn damit weg. Zu meinem Glück hatte er mit diesem Angriff nicht gerechnet und taumelte nach hinten. Er stolperte über eine Coladose und fiel in die Müllberge. So schnell es nur ging rannte ich zurück zur Straße und in das Gebäude wo die Show statt finden würde. Vorhin war es mir noch total langweilig vorgekommen doch jetzt war es für mich der einzig sichere Ort auf dieser Welt. Hoffentlich hatten mich nicht viele Fans da draußen so gesehen und vorallem keine Fotos gemacht.

Ich ging einen langen Flur mit vielen Türen entlang. Ich hörte lautes Lachen. Wahrscheinlich von Andre, Hichäm, Timo oder Cengiz. Vielleicht sogar von Jan. Doch mir war jetzt gar nicht nach Lachen zumute. Statt also wieder zurück in den Aufenthaltsraum zu gehen ging ich aufs Mädchenklo.

Im Spiegel betrachtete ich mein Aussehen. Ich hatte heute morgen wasserfeste Schminke benutzt von daher war mein Make Up nicht verlaufen doch das war das einzig gute. Meine Haare waren total verwuschelt und sahen aus als wäre ich gerade erst aufgestanden.
Wieder hörte ich jemanden lachen doch diese Stimme schien näher zu kommen.

Schnell schloss ich meinen BH wieder und schloss mich un einer der Kabinen ein. Ich wollte jetzt mit niemandem reden! Ich wollte einfach nur noch dass das alles aufhörte und ich wieder ein ganz normales Leben führen könnte.

Ich setzte mich auf den herunter geklappten Klodeckel und zog die Beine hoch. Ich stützte mein Kinn auf meinen Knien ab und verkniff mir die Tränen die wieder hochstiegen.

Ich hörte wie einige Leute den Raum betraten und sich vor den Spiegel stellten. Ich brauchte nicht lange um sie anhand ihrer Stimmen als Luna, Shirin und Dagi zu identifizieren.

Shirin:»Melina tut mir ziemlich leid wegen dem mit Jan!«

Na toll, jetzt sprachen sie auch noch über mich. Ich wusste das Lauschen nicht richtig war doch das war mir jetzt egal. Unter keinen Umständen würde ich jetzt aus dieser Kabine kommen, da könnten tausend Salamipizzen draußen auf mich warten!

Luna:»Ja, mir tut sie auch ganz schön leid! Es muss ziemlich hart sein wenn man sich schon nach so kurzer Zeit von einer Person die man liebt trennen muss!«

Dagi:»Wo ist sie gerade eigentlich?«

Shirin:»Ich weiß es auch nicht genau. Ich glaube sie wollte raus zu den Fans da ihr langweilig war aber das ist schon über eine Stunde her.«

Luna:»Na ja, sie ist ja erwachsen, sie wird schon auf sich selbst aufpassen können.«

Auf sich selbst aufpassen? Das hatte gerade wohl nicht so gut funktioniert! Plötzlich spürte ich doch das Gefühl das alles jemandem erzählen zu müssen. Doch wem?

Ich wollte keinen aus der Gang mit meinen Problemen belasten und meine Eltern würden gleich zur Polizei rennen wenn sie das erfahren würden.Ich hatte also wirklich niemanden in der Nähe mit dem ich reden konnte.

Hey, was mich mal interessieren würde:
Wie alt seid ihr?

LifewithMelina Wenn alles vorbei istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt