six.

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› nicht korrigiert ‹

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Ich hatte sonst immer nur in Büchern oder Filmen von wilden Partys Einblicke bekommen.
Doch nun befand ich mich direkt in einer. Eher im Wohzimmer, eines riesigen Hauses, aus der die Musik nur so dröhnte.
Die Polizei würde wohl möglich bald auftauchen, doch dass war den besoffenen Menschen hier egal. Sie rieben sich lieber eng an den Tanzflächen aneinander oder zogen sich irgendein weißes Zeug in die Nase.
Selbst in die Blumen zu kotzen wurde nicht übergangen.
Angewidert rümpfte ich die Nase, als ich einen dabei beobachtete.
Doch der Geruch von Schweiß und Alkohol vermischte die Luft, weswegen der Duft des Erbrochenen zum Glück nicht zu meiner Nase vor stieg.
Amy neben mir grinste wie ein kleines Kind an Weihnachten und zog mich darauf gleich in die Küche. - War sie schon einmal hier gewesen?
"Wir brauchen einen Drink.", schrie sie mir ins Ohr, doch ich schüttelte meinen Kopf, ich würde mich an das Alkoholverbot halten, wollte Herr über meine Sinne bleiben.
"Oh nein! Du trinkst.", befahl sie mir und mixte zwei Becher für uns zusammen. Ich seufzte.
Fröhlich überreichte sie mir den Becher und stieß gleich mit mir an, bevor sie den Inhalt des Bechers ihren Rachen hinunter kippte.
Ich nippte leicht an dem Drink, stellte fest, dass er überraschend süß und lecker schmeckte. Also nahm ich noch einen Schluck, noch einen und noch einen. Bis der Becher in meinen Händen leer war.
Ein berauschendes Gefühl umgab mich.
"Und?", grinste Amy über die Musik hinweg, bereitete noch 2 Becher vor.
Ihr Plan mich abzufüllen ging auf, denn bald hatte ich den zweiten Becher leer.
Ich lockerte mich. Fühlte mich plötzlich wohler und fing langsam an zu genießen.
Amy schien es auch bemerkt zu haben, denn sie griff nach meinen Arm und zog mich zur Tanzfläche. Ich rollte meine Augen, während wir uns durch die schwitzenden Körper queschten, bis wir schließlich eine passende Stelle gefunden hatten.
Ich rümpfte meine Nase, berührte mit meinem Körper andere schwitzige und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn.
Ich zog mein Hemd aus, band es mir um meine Hüfte, bevor ich mich zaghaft zur Musik bewegte.
Amy schüttelte den Kopf. "Du kannst Ballett ohne Scheu tanzen, warum hier nicht auch?!", schrie sie mir über die laute Musik hinweg zu.
"Das ist nicht meine Musik.", schrie ich zurück, doch sie kicherte nur. Packte meine Hüfte und bewegte sie zu dem Beat. "Ist ganz einfach.", formte sie mit ihren Lippen und ich bemerkte wie ich mich, wie von selbst dem Beat hingab.
Zufrieden grinste Amy und bewegte ihren Körper elegant zu dem dröhnenden Bass.
Ich stellte fest, dass das Tanzen zu so einer Art von Musik gar nicht so schwierig war. Doch hätte ich nicht die zwei Becher von dem himmlisch, süßen Zeug vorher getrunken, wusste ich, würde ich hier nicht stehen und mich der Musik hingeben.
Schon bald wurde Amy angetanzt, sie suchte meinen Blick fragte erst nach Erlaubnis und ich nickte, ganz versunken in meinem eigenen Tanz. Dankbar lächelte sie und tanzte sofort mit dem Typen, der ihr seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Schlecht gebaut war er auf jeden Fall nicht. Ich grinste, war irgendwie stolz darauf, dass meine Schwester so attraktiv war.
Doch mir war die Lust am Tanzen vergangen, die eigentlich nur durch Amy entfacht wurde und so begab ich mich von der Tanzfläche.
Ich wusste nicht wo hin ich lief, doch landete schließlich draußen auf einer Terrasse. Hier war es ziemlich ruhig, nur hin und wieder stand einer mit guten Manieren zum Rauchen in der Tür.
Ich ließ mich auf eine Bank nieder, die sich an einer Wand befand und lehnte meinen Kopf zurück. Schloss die Augen und genoss die leichte Ruhe die ich hier hatte. Wusste nicht wie ich mich so gehen lassen konnte. Denn mein Verantwortungsbewusstsein war den Bach runter gegangen.
Ich prustete mir eine verschwitzte Strähne aus meinem Gesicht, enttäuscht von mir selber.
Wenigstens kühlte die Nachtluft meinen schwitzigen Körper und ich konnte ohne die Musik und den Alkohol Geruch ein paar klare Gedanken fassen.
Meine Augen waren immer noch geschlossen, als ich plötzlich merkte wie jemand vor mir stehen blieb.
"Teddygirl.", erschrocken riss ich meine Augen auf, starrte gerade wegs in schokoladen braune. welche, wegen einem kecken Grinsen auf seinen Lippen, leuchteten.
Ich vergaß zu atmen, wurde kreidebleich und Angst zeichnete sich in mir ab.
"Was machst du hier allein?", er sah mich prüfend an, dachte gar nicht daran, über seinen gestrigen, nächtlichen Besuch zu reden. Doch ich konnte an nichts anderes denken.
War er immer schon so attraktiv gewesen? - Schoß es mir plötzlich durch den Kopf. Dass er gut gebaut war wusste ich, doch sein Gesicht durfte ich bis jetzt noch nicht bewundern. Ein Grund es gerade nach zu holen.
Lange schwarze Wimpern umrandeten seine Augen, auf die jedes Mädchen neidisch sein würde. Dichte Brauen und markante Gesichtzüge, ließen ihn männlich und sexy wirken, was wahrscheinlich auch an seinem Drei Tage Bart lag.
Seine Haut war gebräunt, seine Haare schwarz und perfekt nach oben gegellt. Er hatte einen Südländischen Touch und ich frage mich augenblicklich woher er stammte oder seine Familie.
Z.M. - schoss es mir durch den Kopf.
Ich atmete leicht ein, suchte verzweifelt nach Luft.
"Ich hab dich was gefragt.", kam scharf von ihm, seine Stimme rau, dunkel und bestimmt.
"Huh?", überrascht erwachte ich aus meiner Schwärmerei und meine Wangen nahmen einen leichten rosa Schimmer an.
Er grinste, wohl wissend, dass ich ihn beobachtet und angeschmachtet hatte. - Oh verdammt.
"Du bist alleine hier.", kam von ihm, er beugte sich näher zu mir. Welches seinen Duft zu mir rüber wandern ließ. Er roch herb, dennoch leicht süßlich, perfekt einfach. - Ich musste aufhören mit der Schwärmerei, er war gefährlich.
"Nein... meine Schwester.. ist auch.. hier.", stotterte ich, blickte unsicher in seine Augen, doch senkte sofort wieder meinen Blick.
"Ah.", er grinste, hob mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen musste.
"Sag mal.", er drückte fester zu, gab mir zu verstehen, dass er es verdammt ernst meinte.
"Unser kleines Geheimnis.", er grinste. "Ist bei dir sicher, oder nicht?", leicht wanderte seine andere Hand über meinen Körper, streichelte meine Seite, hinauf zu meiner Brust. Ich wagte mich nicht zu bewegen.
"Oder?", meine Brust wurde umfasst, ich riss meine Augen auf, doch er hielt mich gefangen, gab mir keine Chance mich von ihm zu befreien.
"Ja.", hauchte ich nur leise, den Tränen nahe. Widerte mich von seinen Berührungen an. Doch er dachte gar nicht daran seine Hand von meiner Brust zu entfernen, viel lieber umfasste er sie erneut und drückte leicht zu.
"Hmm.", kam  aus seinem Mund, er beugte sich zu meinem Ohr vor. Leckte einmal eine heiße Spur meinen Hals entlang. Ich erzitterte.
"Wir spielen immer noch unser Spiel, vergiss das nicht.", spielerisch biss er in mein Ohrläppchen, bevor er erneut meine Brust drückte, um dann endlich von mir abzulassen.
Dreckig grinsend trat er von mir weg, sah die Tränen in meinen Augen, doch störte sich nicht weiter an ihnen.
"Wir sehen uns, Teddygirl.", damit verschwand er ins Haus.
Ich blieb allein zurück, allein als zitterner Haufen etwas. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und Tränen rollten über meine Wangen. Panik hatte sich in mir breit gemacht. Wollte nur noch weg von diesem Geschehen, flüchten an einen Ort, wo ich sicher war.
Der einzige vernünftige Gedanke der sich mir bot war, dass ich nachhause müsste.
Nachhause in mein weiches, kuscheliges Bett, um einfach alles zu vergessen was gerade passiert was.
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, straffte meine Schulter und stand auf.
Stand wackelig auf meinen Beinen, die sich anfühlten, als wären sie aus Pudding. Ich wusste nicht ob es an meinem Alkoholintus lag oder an dem Adrenalinstoß, der immer noch durch meine Adern fuhr.
Zitternd setzte ich einen Schritt vor den anderen. Wusste nicht Recht wohin ich flüchten sollte, schließlich musste ich Amy noch finden.
Amy, auf die ich hätte aufpassen sollen. Stattdessen hatte ich mich gehen lassen, hatte Alkohol getrunken und Spaß am Tanzen gefunden.
Ich hielt mir den Kopf, ich war in einer Welt, in die ich nicht gehörte. Langsam trat ich wieder ins Haus.
Schweiß und Alkohol setzten sich sofort in meiner Nase ab. Beschleunigte schnell meinen Gang, immer auf der Hut nicht dem Mann in die Arme zu laufen, vor dem ich mich so sehr fürchtete.
Ich erblickte Amy. Sie saß auf einer Couch am Ende des Raumes, von einer Menschenmasse umgeben. Ich hasste Menschenmassen.
Unsicher stand ich da, überlegte was ich tun sollte. Schluckte meine Angst verzweifelt herunter. Doch die Entscheidung irgendetwas zu tun wurde mir abgenommen, denn Amy erblickte mich. Freude überstrahlte ihr Gesicht und sie rief laut über die Musik hinweg meinen Namen.
Ich zuckte zusammen. Stolperte vorwärts, in Richtung der Menschengruppe, welche schon lange ihre Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hatten.
Unsicher blieb ich vor Amy stehen, sie saß immer noch auf dem Sofa, neben ihr Daisy, welche mich argwöhnisch betrachtete, ich schluckte erneut verzweifelt. Wollte nach Hause.
"Was will die hier?!", ich vernahm Daisys Stimme. Angst war mir ins Gesicht geschrieben. Nässe bildete sich in meinen Augen. Doch ich versuchte Daisy zu ignorieren, wollte mich nicht auf ihr Niveau begeben. Ich hasste Amys Freundinnen, ich konnte keinen von ihnen leiden, viel zu Bitchig und Falsch waren sie mir.
So auch jetzt. Amy jedoch grinste mich nur an, überglücklich, dass sie mich gefunden hatte. Oder wohl eher ich sie.
"Loy.", sie kicherte und ich ahnte Schlimmes.
Sie sprang auf, wobei sie jedoch fast die Bekanntschaft mit dem Boden machte. Wie viel hatte sie getrunken, in der Zeit, in der ich weg war?
Gerade eben fing sie sich. "Ups.", ein erneutes Kichern, ich verdrehte die Augen.
Ich nahm ihre Hände, hielt sie auf den Beinen.
"Wir gehen nachhause.", sprach ich endlich mein Machtwort aus, Gott sei Dank noch klar bei Verstand. Die Angst hatte sich in den Hintergrund geschoben.
"Nein.", nörgelte sie wie ein kleines Kind.
Daisy stand plötzlich neben uns, zerrte an Amys und meiner Verbindung. Ich schubste sie wütend zur Seite, sie sollte Amy endlich in Ruhe lassen. Allein wegen ihr stürtze sie so ab.
Daisy fiel, war nicht auf meine grobe Art gefasst gewesen, ich genauso wenig, weswegen ich erschrocken zu ihr blickte.
Sie lag auf dem Boden, doch bevor ich mich versehen konnte, stand sie wieder auf ihren Beinen.
Ihr giftener Blick überzog meinen Körper mit einer Gänsehaut. Sie würde mir die Augen, mit ihren falschen Nägeln, auskratzen, wenn ich mich nicht währen würde.
"Du Schlampe, ich mach dich kalt.", ich riss meine Augen auf. - Ups.
Doch bevor sie auf mich los gehen konnte, schob sich jemand großes und muskulöses zwischen uns.
Amy hing nun an meinen Körper, brachte mich fast zum fallen.
Ich hatte keine Zeit mich auf die Person zu konzentrieren die einen Kampf zwischen Barbie und mir verhindert hatte, denn Amys nächsten Worte ließen bei mir die Alarmglocken klingeln: "Ich muss kotzen!"
"Oh.", ich hatte keinerlei Erfahrung vom Übergeben wegen Alkohols, weswegen ich hilflos da stand.
Doch erneut wurde mir geholfen.
"Warte, ich helf dir.", eine raue Stimme erklang plötzlich neben mir und muskulöse, tattowierte Arme schlangen sich um Amy, nahmen meinen Platz ein.
Er zog Amy mit sich, ging mit schnellen, bewussten Schritten geradewegs nach draußen auf die schwach beleuchtete Terasse.
Unsicher folgte ich ihm.
Sie schafften es bis zum Rasen, bevor Amy sich das erste Mal für den Abend übergab.
Währendessen er sie hielt, versuchte ich ihn von hinten zu betrachten. Das schwache Licht reichte bis zum Rasenanfang, er stand noch im Lichtkegel, ihre Statur lag schon in der Dunkelheit.
Ich hätte ihm wahrscheinlich eher helfen sollen, stattdessen konnte ich ihn nur anstarren.
Seine Statur war groß und muskulös.
Mit einer dunkeln Cap hatte er seine Haare zurück geschoben, dunkleTattoowierungen ließen sich an seinen Armen erahnen.
Er trug ein einfaches Shirt, kombiniert  zu einer dunklen Jeans.
Ich war erstaunt, dass so jemand sich um meine Schwester kümmerte. Er sah eher so aus, als würde er lieber weiter feiern.
Ich trat näher an die beiden heran. Sie mussten sich kennen. - schoss es mir durch den Kopf. Denn ich nahm seine liebevollen Berührungen war, er sorgte sich um sie.
Amy blickte mich kurz an, bevor sie sich ein weiteres Mal übergab, wieder hielt der mir Unbekannte ihre Haare zurück.
Ich kräuselte meine Stirn, wollte mir nicht zu sehr ansehen lassen, dass die Situation mich ekelte.
Langsam richtete Amy sich wieder auf, erholte sich vom leeren ihres Magen Inhaltes.
"Kannst du ihr ein Glas Wasser holen?", der Unbekannte drehte sich zu mir. Grüne Augen glitzerten mir entgegen und braun gelockte Haare fielen an den Seiten seiner Cap heraus. Als Antwort auf seine Frage nickte ich, traute meiner Stimme nicht um ihm genau zu antworten.
Also drehte ich mich nur um, bereit dafür endlich helfen zu können.
Mit schnellen Schritten lief ich durchs Haus, quetschte mich an mehreren Leuten vorbei und hoffte, dass ich die Küche wieder finden würde. Das Haus war wirklich riesig und ich wusste noch nicht mal, wem es gehörte.
Jedoch fand ich die Küche, schneller als ich gedacht hätte. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, wenigstens etwas.
"Du solltest öfters Lächeln, Baby.", erschrocken zuckte ich zusammen, am Küchentresen lehnte niemand anderes als mein nächtlicher Einbrecher. Vor ihm auf den Knien ein leicht bekleidetes Mädchen, es fummelte an seiner Hose herrum. Sie wollte sie öffnen. Meine Augen weiteten sich vor Schock. Nein, bitte nicht.
Zitternd bemerkte ich seinen Blick auf mir. Fand es abstoßend was er mit dem Mädchen in aller Öffentlichkeit vor hatte, oder wohl eher das Mädchen mit ihm.
Mit Röte im Gesicht wand ich schließlich meinen Blick ab. Versuchte mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren.
Ich lief zu den Hängeschränken in den ich Gläser vermutete, stellte mich auf die Zehenspitzen und bekam mit Mühe den ersten Schrank auf, zu meinem Misserfolg. In ihm befanden sich Schüsseln.
"Was machst du?", eine piepsige, Barbie Stimme drang zu meinen Ohren durch.
"Nich jetzt, Süße.", verwirrt drehte ich mich um, sah wie mein nächtlicher Einbrecher das Mädchen von sich schob. Sie schenkte ihm einen giftigen Blick, bevor sie peinlich berührt die Küche verließ.
Schämte sie sich dafür es nicht geschafft zu haben ihm einen runter zu holen?
Ich runzelte meine Stirn. Traf den Blick des mir Unbekannten. Wusste immer noch nicht seinen Namen. Ein dreckiges Grinsen legte sich auf seine Lippen. Angst durchflutete meine Venen, ließ meinen ganzen Körper erzittern. Er stemmte sich von der Theke ab, trat einen Schritt auf mich zu. Hektisch drehte ich mich wieder dem Schrank zu, stellte mir vor wieder ein kleines Kind zu sein. Wenn ich ihn nicht sehe, würde er mich auch nicht sehen. Lächerlich von mir soetwas zu denken, doch Angst siegte in diesen Fall. Mein Blick glitt wieder zu den Schränken. Stellte mich erneut auf die Zehenspitzen, wollte einen Nächsten öffnen.
"Was suchst du?", warmer Atem prallte in meinen Nacken. Er stand dicht hinter mir. Hatte mich erreicht. Erneut fuhr ein Schauer über meinen Rücken. Nerven kitzelten unter meiner Haut, füllten meine Körper mit weiterer Angst und Kälte.
"Gläser.", hauchte ich, meine Stimme viel zu unzuverlässig um gar laut zu sprechen.
Er griff neben mich, öffnete den Schrank, welchen ich als nächstest geöffnet hätte und zog ein einfaches Glas hervor.
Von mir wurde abgelassen. Er gab mir den Freiraum um mich umdrehen zu können.
"Hier.", lange, maskuline Finger hielten das Glas in ihren Griff gefangen, zeichneten Adern an seiner Hand ab. Sein Arm wurde mir entgegen gestreckt, hielt mir das Glas entgegen.
Ich nahm es an mich, betrachtete dabei faziniert, wie die Adern, des mir Unbekannten, unter einer Menge Tattoos und Haut hervor traten.
"Danke.", murmelte ich geistesabwesend, trat von ihm weg und wand mich ab.
Lief zu der Spüle herüber, öffnete den Kran und ließ das klare, kalte Leitungswasser ins Glas laufen.
Ich spürte seinen Blick auf mir.
Das Glas war voll, ich drehte den Kran wieder zu, überlegte passende Wörter in meinen Kopf. Atmete tief durch. Versuchte all die Geschehnisse los zu lassen, um klar denken zu können.
"Wann holst du das ab, was du bei mir vergessen hast?", herausfordernd drehte ich mich um und sah ihn an.
Seine Kiefermuskeln zuckten amüsiert und braune Augen musterten mich schämisch.
Ein raues Lachen wurde mir entgegnet.
Kramphaft versuchte ich seinen Blick stand zu halten, zu versuchen stark zu bleiben und mich nicht wieder einschüchtern zu lassen. Doch es war leichter gesagt als getan.
Ich konzentrierte mich darauf gleichmäßig zu atmen, bevor ich ihm erneut in die Augen blickte.
Er kräuselte seine Nase, bevor er mir endlich eine Antwort gab: "Sie ist genau da, wo sie sein sollte."
Schreck setzte sich in mein Gesicht ab und erneut erfasste mich eine Panikwelle. Was meinte er damit?
"Du wirst sie sicher für mich aufbewahren, das weiß ich.", ich wollte ihm drohen, doch wusste nicht wie, allgemein fühlte ich mich klein, naiv und dumm. Wie gesagt, ich gehörte nicht in diese Welt.
"Äh.. ich.. mein Schwester..", stotterte ich, stolperte damit aus der Küche.
Das Glas in meiner rechten Hand fest umklammert, als ich seine raue Lache hinter mir vernahm und schnell mit dieser billigen Ausrede aus der scheußlichen Situation flüchtete.
Wusste nicht warum ich so reagiert hatte, schließlich würde er mich nicht umbringen, oder doch?
Auf der Terasse angekommen, entdeckte ich Amy. Sie saß genau auf dem Platz wo ich vor gut einer halben Stunde noch saß, neben ihr der mir Unbekannte. Er hielt sie, sie lehnte gegen seine Schulter, kuschelte sich an ihn.
Ich trat näher an das Szenario heran, erkannte deutlich dass zwischen den beiden etwas laufen musste.
Der Unbekannte blickte auf, hatte mich bemerkt. Grübchen traten in sein Gesicht, als er mir ein Lächeln schenkte.
"Hier.", nuschelte ich, überreichte ihm das Glas und setzte mich dann schüchtern auf einen Stuhl.
Sah dabei zu, wie der Mann Amy dazu zwang das ganze Glas auszutrinken.
Als es leer war stellte er es auf den Boden, hielt Amy wieder in einer halben Umarmung.
Sein Blick fiel auf mich.
"Du bist also Mays Schwester.", verwirrt blickte ich ihn an, verstand dann aber, dass es sich wohl um Amy handeln musste. Fragte mich, wie man von Amy auf solch einen Spitznamen kam.
Meine Schwester war jedoch schon immer kreativ, wenn es um Spitznamen ging.
"Hm.. ja.", gab ich ihm dann schließlich seine Antwort, völlig abgelenkt gewesen.
"Loy, richtig?"
"Chloe.", verbesserte ich sofort, konnte den Spitznamen nicht wirklich leiden.
Er schmunzelte.
"Ich bin Harry.", er schenkte mir ein charmantes Lächeln, welches ich leicht erwiderte.
Endlich ein Name, er wurde mir sofort sympathischer.
"Du hast echt ein schönes Lächeln.", schmeichelte er mir. "Du solltest es öfters zeigen.", ein Zwinkern und meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. - Das konnte er unmöglich ernst meinen.
Doch sein Blick war ernst und bedacht. Musterte mich gründlich. Hitze trat in meine Wangen, nervös und schüchtern unter seinem Blick.
Er hatte fast die gleichen Wörter benutzt wie mein nächtlicher Einbrecher und doch fühlte es sich bei Harry ganz anders an.
"Haz, hör auf mit meiner Schwester zu flirten!", meldete sich Amys raue Stimme, sie boxte ihm schwach in die Seite.
Ein raues Lachen seiner seits trat mir in die Ohren.
"Darf man nicht mal mehr schüchternen, hübschen Frauen Komplimente machen?", er gluckste.
Meiner Schwester richtete sich auf, hatte neue Kraft gefunden. Ich sah das mir bekannte Glitzern in ihren Augen, wusste, dass sie gleich angreifen würde.
"Doch, aber nicht meiner Schwester. Loy fällt nicht auf deine Masche herein.", startete sie die Diskussion mit einem Grinsen auf den Lippen.
"Welche Masche? Ich hatte gar nichts damit beabsichtigt , stell mich nicht wieder schlechter da, als ich eigentlich bin.", seine Grübchen traten deutlich hervor, es ließ ihn jung wirken, nicht so einschüchternd und gefährlich wie ich gedacht hätte.
"Oh bitte, du hättest sie heute abgeschleppt.", ich runzelte meine Stirn, fuhr mir nervös durchs Haar. Sie redeten so, als würde ich gar nicht neben ihnen sitzen.
Er beugte sich doch als Antwort nur Nähe zu ihr. Strich mit den Lippen ihr Ohr und flüsterte schließlich etwas herein.
Ein Kichern kam über ihre Lippen. Unbehaglich biss ich auf die Innenseite meiner Wange, ließ meinen Blick zu Boden gleiten.
Wusste nicht Recht wie ich mit der Situation umgehen sollte.
Stille trat ein. Jeder hörchte auf den eigenen Atem und hang in seinen Gedanken.
Ich wollte dieser Situation entfliehen, fühlte mich mehr als unwohl.
"Ich muss mal auf die Toilette.", ich erhob mich. Beide Blicke der Personen vor mir richteten sich auf mich.
"Soll ich dich hinbringen?", Amys Blick lag fragend auf mir, doch ich erkannte die Müdigkeit dahinter.
Also dankte ich mit einem Lächeln ab und machte mich wieder auf Erkundungstour.
Ich erreichte das Bad relativ schnell, hatte nicht damit gerechnet. Viel mehr hatte ich es gefunden, weil ich mich mit besoffenen Menschen unterhalten hatte. Viele besoffene Menschen. Und immer erhielt ich fast die gleiche Antwort: "Keine Ahnung, ich war hier noch nie.", jedenfalls versuchte ich das zu verstehen. Denn über die laute Musik und die gerissenen Stimmen der Menschen, verstand man nur wenig. Letzteres fand ich endlich jemanden, der mir den Weg zeigte. Ich war erleichtert.
Das Bad war Gott sei dank unbesetzt und ich schloss mich schnell ein. Bevor ich mich am Waschbecken abstütze und in den Spiegel blickte.
Meine Augen waren leicht gerötet und glasig. Meine Stirn überzogen Schweißperlen.
Ich atmete tief ein und wieder aus. Wand mich schließlich vom Spiegel ab und benutzte die Toilette.
Anschließend wusch ich mir die Hände, prüfte mit einem letzten Blick in den Spiegel noch einmal mein Aussehen und verschwand dann aus dem Bad.
Doch hätte ich gewusst, was mich draußen erwartete, wäre ich lieber noch für eine Weile eingeschlossen geblieben.
Daisy lief den Gang entlang und als ihre Augen mich trafen, bildete sich ein fettes Grinsen auf ihren Lippen.
Die Mädchen, mit denen sie unterwegs war scheuchte sie weg und trat dann zu mir. Wenigstens wollte sie kein Publikum.
Ich schluckte, bemerkte das gefährliche Glitzern in ihren Augen, als sie vor mir stand.
"Ganz allein unterwegs? Scheint als hätte dein Beschützer das Interesse an dir verloren.", ich biss mir auf die Lippe. Versuchte cool zu bleiben und so zu tun, als würde sie mich nur wenig beeindrucken.
Doch ich schüttelte bloß meinen Kopf. Mir viel nichts ein was ich so schnell hätte erwidern können.
"Gut so.", und erneute erschrack ich mich vor dem Glitzern.
Dann ging alles viel zu schnell. Sie holte mit ihrem rechten Arm aus, in der Hand befand sich ihre Clutch. Welche sie mir mit voller Wucht gegen den Kopf schleuderte.
Der dumpfe Aufprall hallte in mir nieder und ich verlor das Gleichgewicht. Zu hart getroffen von dem harten Schlag mit dem schweren Gegenstand.
Ich stieß zu Boden, ein Piepen trat in meine Ohren. Mein Hinterkopf knallte auf die harten Fliesen. Schwarz verschleierte meine Sicht, verzweifelt versuchte ich es zu verscheuchen, doch ich kam nicht dagegen an.
Sie beugte sich zu mir hinunter, hob ihre Tasche auf.
"Ich wollte sowieso gerade gehen.", ihr Lachen bebte in mir, dann übernahm das Schwarz die Oberhand.

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29.01.2016
- Chapter 6 -

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Gun » Zayn MalikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt