Eden / Garten Eden ( Kelay Teil 1 )

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Pov Kedos:

Er war mein Garten Eden gewesen. Mein Ort der Zuflucht, der Ort an dem ich wieder eins war. Denn dass war ich meistens leider nicht. Ich war gespalten, in viele Teile, teilte mir meinen Körper mit mehreren Personen. Und nicht alle waren Dario so wohlgesonnen gewesen wie ich. Doch bei ihm hatte ich mich sicher gefühlt. Sicher vor ihren Stimmen, vor ihren Vorwürfen, vor ihrer Verachtung.

Doch das war ich nicht. Denn ich war schwul.

Und nicht nur dass meine religiöse Familie sich daraufhin von mir abgewandt hatte, nein, ein Teil meiner Persönlichkeit hatte es auch getan.

Es war so paradox.

Die Abtrünnigkeit von meinem Glauben hatte dafür gesorgt dass ich, ebenso wie in der Bibel, meinen Garten Eden verloren hatte, ja, von ihm vertrieben wurde. Um nun ewig ein Leben in Sünde zu führen.

Ich starrte an die Decke. Sie war weiß, genauso wie die Wände. So wie fast mein ganzes Zimmer. Welches mich mit einer schweren,verschlossenen Eisentür von der Außenwelt abschirmte. Ich war in einer geschloßenen Anstalt. Weil ich versucht hatte, Dario zu töten. Ich hatte den Baum des Lebens aus meinem Garten Eden zerstören wollen. Nun, genau genommen nicht mein jetziges Ich, sondern ein anderes, doch was zählte das.

Ich war Ich.

Und ich durfte Dario nicht mehr sehen. Es war einfach zu gefährlich. Nicht, dass er mich überhaupt sehen wollte. Aber wer könnte ihm das verübeln ?

Seit diesem Tag vor vier Monaten hatte mich nichts mehr interessiert. Ich lag in meinem Bett und wartete auf meinem Tod. Doch selbst der würde mich nicht retten, dass wusste ich. Denn ich hatte gesündigt. Und all das war meine Strafe.

Manchmal, wenn ich unaufmerksam war, drängte sich die kleine Frage in mein Bewusstsein, wie es Dario wohl ging. Dann war ich wieder für mehrere Tage depressiv und weinte nur. Bis ich meine Schutzmauer wieder aufgebaut hatte. Bis mir wieder alles egal war. Die Leute hatten auf mich eingeredet, gesagt, dass ich mein zweites Ich bekämpfen könnte.

Doch wozu ?

Es gab nichts was mich in der Außenwelt noch erwartet hätte. Dario konnte ich nicht mehr haben, und er war alles was ich je gewollt hatte. Er war mein Garten Eden gewesen, und ich Idiot hatte auf die Schlange gehört. Ich war verstoßen worden. Und wer das einmal war, konnte nicht mehr zurück.

Niemals.


Hundertzwanzig Mal...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt