Rain/ Regen ( Bergzone Teil 1 )

48 8 0
                                    


 PoV Kedos


Es war wirklich gut gewesen, das Wochenende bei Bergi.
Wir hatten viel gemeinsam aufgenommen, und zusammen mit den anderen Bewohnern des Youtubehauses richtig viel Spaß gehabt.
Nun brachte er mich also zum Bahnhof, von welchem ich mit dem Zug zurück nach Berlin fahren würde.
Wir gingen zu Fuß, ich hatte ja nur wenig Gepäck. Obwohl wir schwiegen, war es keinesfalls eine unangenehme Situation, im Gegenteil.
Ich genoß es, einfach mit ihm ein bischen durch Köln zu spazieren.
Ab und an wurden wir erkannt, doch es waren nicht so viele Leute, dass es störend gewesen wäre...


"Tim...", unterbrach ich nun das Schweigen, als wir uns dem Bahnhof näherten.
Er sah mich fragend an, und zog seine Jacke zu, da ein leichter Wind aufkam.
Ein Blick in den Himmel verriet mir, dass dieser sich dunkel verfärbte...
"Was ist?". Er schaute mich neugierig an, während wir das Bahnhofsgebäude durchquerten.
Obwohl ich Angst hatte, wusste ich, jetzt oder nie...


"Ich...wollte dir...noch was sagen...", murmelte ich, und hoffte fast, er würde es einfach nicht hören. Tat er aber natürlich...
"Warte mal, ich glaub wir müssen hier entlang...". Er zog mich am Handgelenk hinter sich her, als die Menschenmaßen größer wurden.
"Also, was wolltest du mir sagen ?", fragte er nun, als wir den richtigen Bahnsteig erreicht hatten.
Passenderweise fing es jetzt an zu regnen, und ich streifte mir meine Kapuze über.
Hatte auch den Vorteil, dass Bergi nun mein Gesicht nicht mehr so gut sah...
"Hm ? Achso,jaa. Also, erstmal danke, dass ich bei dir übernachten durfte..."
Er nickte nur. "Selbstverständlich. Kein Problem. Immer wieder gerne..."
Das bezweifelte ich, wenn ich ihm jetzt erzählen würde, was mir auf der Seele brannte.


"Und noch etwas anderes..." Ich stockte, wusste nicht, wie ich es berichten könne, ohne dass er mich hassen würde. Es ging nicht. Und das wäre nur nachvollziehbar...
Eigentlich hatte ich Marie versprochen, es ihm nicht zu erzählen, doch irgendetwas musste ich einfach tun...
Er war ein guter Mensch, er verdiente es, über Marie Bescheid zu wissen...
"Was denn noch?", meinte er gut gelaunt. Das würde sich wohl rasch ändern...
"Raste bitte nicht aus...", murmelte ich beunruhigt, und schaute auf meine Füße.
Mittlerweile regnete es in Strömen, und ich meinte, einen Donner vernommen zu haben...


"Warum sollte ich ?", fragte er, und ich hörte leichte Beunruhigung in seiner Stimme.
Ich holte noch einmal tief Luft, wünschte, es gäbe eine andere Lösung für das hier...
"Wir...Wir waren ja gestern alle zusammen unterwegs...", begann ich, und beobachtete, wie Tim nur leicht nickte, und wartete, dass ich weiterredete.
Mein Zug würde in zehn Minuten kommen, ich sollte mich mich beeilen.
In der Ferne sah ich einen Blitz den Himmel erleuchten...
"Wie du weißt, waren wir alle ganz schön betrunken... Und als wir später nach Hause gekommen sind, waren Marie und ich ja alleine, weil du nochmal kurz bei Rewi warst..."
Wieder nickte er, doch diesmal wesentlich abgehackter, seine Miene war aufmerksam geworden, fast angespannt.


"Wir...haben uns geküsst.", sagte ich schnell, bevor ich es nie mehr tun würde.
Ängstlich sah ich in Tims Gesicht, welches von Ungläubigkeit zu Entsetzen, und dann zu blanker Wut wechselte.
Ein lauter Donner ertönte, und der Regen peitschte uns ins Gesicht, dennoch fixierte mich Bergi nun, kam mir langsam näher.
"Du hast was ?", flüsterte er bedrohlich, und kam mir noch näher, bis kaum mehr eine Hand breit zwischen uns frei war.
Ich wollte es eigentlich nicht noch mal wiederholen, doch genau darauf schien er zu warten...


"Wir- Wir haben uns geküsst. Aber das bedeutete nichts! Ehrlich! Es lag am Alkohol, wir waren einfach-" Patsch, hatte er mir eine Ohrfeige gegeben.
"Was fällt dir ein...? WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?! DU KÜSST MEINE FREUNDIN?
WAS BIST DU FÜR EIN VERLOGENER SCHEIßFREUND?!", brüllte er, während der Wind an unserer Kleidung riss, und in unseren Ohren pfiff.
Tränen schoßen mir in die Augen, und mein schlechtes Gewissen schmerzte noch zehnmal mehr als mein Gesicht.
"VERPISS DICH. ICH WILL DICH NIE MEHR - WIRKLICH NIE MEHR SEHEN!".
Er warf mir einen letzten hasserfüllten Blick zu, dann drehte er sich auf dem Absatz um, und schritt wütend davon.


Traurig sah ihm hinterher, bis er in der Menschenmasse verschwunden war.
Ich hatte ihn angelogen, doch es war nur zu seinem Besten...
Mein Versprechen Marie gegenüber hatte ich nicht gebrochen.
Sie hatte mir am Vortag betrunken erzählt, dass sie Bergmann betrog. Heute morgen dann, musste ich ihr versprechen, es ihm nicht zu erzählen.
Aber Tim verdiente so etwas nicht, also musste ich mir etwas ausdenken. Die Wahrheit würde er mir nicht glauben, würde denken, ich lüge...
Der Kuss hatte nie stattgefunden, doch das wusste er nicht, würde er wohl niemals erfahren.
Unter diesen Umständen würde er mir eher glauben als Marie, die alles abstreiten würde.
Hoffentlich würde er sich von ihr trennen, würde jemanden finden, der ihn wirklich liebte.
So jemanden wie mich...

Hundertzwanzig Mal...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt