PoV Dario
Tim hatte mich gerade angerufen, gesagt, wir müssten reden. Und zwar persönlich.
Das sah ich genauso, schließlich küsste man nicht jeden Tag seinen besten Freund, wenn man in einer Beziehung war...
Es war nicht so, dass es mir nicht gefallen hatte. Im Gegenteil, auch wenn ich es mir selber nicht mehr eingestehen wollte, ich war schwul.
Der Grund, warum das lieber verdrängte, war mein Umfeld, die Gesellschaft. Ich hatte vor ein paar Jahren eine Beziehung gehabt, zu einem Jungen...
Doch ich konnte es einfach nicht, konnte die Blicke, das Geflüster, die angeekelten Gesichter nicht ignorieren.
Unser Verhältnis war daran zerbrochen, und ich hatte beschlossen, lieber wieder auf Frauen umzusteigen, dann halt ohne Liebe...
Doch Tim's Kuss hatte mich wieder das fühlen lassen, was ich lange versteckt und begraben hatte. Und jetzt wollte er also reden...
Ich zuckte erschrocken zusammen, als es klingelte. Nervös ging ich zur Tür, wusste schon wer es sein würde. Wer auch sonst...
"Hey ", grinste Bergmann leicht, versuchte angespannt, seine Bedrücktheit nicht zu zeigen.
Doch ich kannte ihn gut, sah sofort an seinem Blick, dass er geweint hatte. "Hi", murmelte ich, und ging einen Schritt zur Seite, um ihn reinzulassen.
"Ins Wohnzimmer", schlug ich ihm vor, und er ging dorthin, während ich die Türe schloß.
Er war nicht das erste Mal hier, kannte sich schon gut genug aus, um sich sofort den gemütlichsten Platz auf dem Sofa gekrallt zu haben.
Ein wenig belustigt deswegen, lächelte ich leicht und setzte mich neben ihn. "Warum grinst du so?", meinte er skeptisch, und musterte mich irritiert.
"Schon gut", erwiderte ich nur, zog meine Beine hoch, und setzte mich in den Schneidersitz. Jetzt war es hier auch gemütlich.
Tim hatte mein Tun interessiert beobachtet, nun räusperte er sich, und schaute auf seine Hände.
"Ich...wollte ja mit dir reden...wie du dir denken kannst...wegen...dem was gestern passiert ist...".
Ich nickte nur, als er mir kurz einen prüfenden Blick zuwarf.
"Marie...und ich...-wir haben Schluss gemacht...", flüsterte er, und seine Stimme zitterte ein wenig bei seinen letzten Worten.
"Das...Das tut mir leid", stammelte ich, und legte unbeholfen einen Arm um ihn.
Er hatte den Kopf auf seine Hände gestützt, dann hob er ihn leicht, sah aus dem Fenster.
"Draußen ist es recht schön...Wollen wir ein Stück spazieren gehen?", fragte er bedrückt.
Ich wusste, dass er jetzt einfach etwas Bewegung brauchte, etwas frische Luft, deswegen erklärte ich mich sofort einverstanden und zog mir rasch meine Schuhe an.
Eine Jacke war nicht nötig, es war Ende Sommer, und trotz des Spätnachmittags noch angenehm warm draußen.
"Wir können", sagte ich, steckte die Schlüssel in meine Hosentasche und öffnete die Haustür.
Bergi schlurfte an mir vorbei, ich folgte ihn in den Flur, schloss von außen ab, dann verließen wir das Treppenhaus, gingen nach draußen.
"Lass uns hier entlang gehen", schlug ich vor, Bergi nickte nur, folgte mir aber.
Eine Zeit lang schwiegen wir, dann erhob Tim wieder das Wort.
Er erzählte mir das, was ich befürchtet hatte. Dass er sich verliebt hatte. In mich...
Ich wollte ihn nicht verletzen, also erzählte ich ihm die Wahrheit. Den Grund, warum ich es nicht wollte. Dass es nicht an ihm lag.
Dennoch wirkte er enttäuscht, was ich gut verstehen konnte.
Wir waren mittlerweile in einem Park angekommen, außer uns waren nur recht wenige Leute dort, keiner beachtete uns.
Bergi lief etwas rechts von mir, schaute auf den Boden. Es brach mir fast das Herz, ihn so unglücklich zu sehen.
Aber was sollte ich tun? Sollte ich es doch noch einmal versuchen? Auch auf die Gefahr hin, dass ich wieder daran zerbrach?!
Ich überlegte hin und her, dann gab ich mir einen Ruck, und lief näher zu Bergi, welcher mir einen irritierten Seitenblick zuwarf.
Seine Augen waren so voller Enttäuschung und Trauer, ich musste einfach etwas tun.
"Nimm meine Hand", forderte ich ihn auf, und streckte sie ihm hin.
Er schaute mich nur verblüfft an, blieb stehen.
Ich tat es ihm gleich, und ein Rentnerpärchen überholte uns, beschwerte sich kopfschüttelnd über die Jugend.
"Aber du hast doch gesagt-".
"Ich weiß was ich gesagt habe. Aber ich habe es mir anders überlegt. Nimmst du sie jetzt oder nicht?", unterbrach ich ihn, und hielt ihm immer noch meine Hand hin.
Erst weiteten sich seine Augen vor Erstaunen, dann schlich sich ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht, und er nahm sie.
So liefen wir weiter durch den Park, überholten wieder die beiden Senioren, welche nun aufgebracht tuschelten.
Tim bemerkte meine Unruhe, und wandte sich an die beiden.
"Haben sie ein Problem?", fragte er übertrieben freundlich.
Völlig überrumpelt schüttelten sie nur den Kopf, und schwiegen.
Wir gingen weiter, und ich konnte mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen.
Vielleicht würde es ja diesmal wirklich anders werden....
DU LIEST GERADE
Hundertzwanzig Mal...
Fanfiction120 Oneshots über Youtouber, hauptsächlich mit TheKedoszone, Delaylp, Herr Bergmann und Glp. Manchmal als Pairing, häufig nicht. Viel Spass :D Die Wörter, um die sich die Oneshots jeweils drehen, sind aus einer Liste vorgegeben. Ich will euch damit...