PoV Glp
Auch wenn ich es mir nicht anmerken lassen wollte, schockierte mich Darios Anblick.
Er war so dünn und blaß. Seine Augen waren eingefallen, dunkle Ringe zierten sie und sein Blick wirkte glasig.
Überall konnte man die Adern durch seine weiße Haut sehen. Er hatte abgenommen. Seine Knochen standen deutlich hervor...
Zögerlich näherte ich mich seinem Bett. Er blickte mir mir unverholener Neugier entgegen. Verständlich, schließlich sah er mich jetzt zum Erste Mal...
Ich hatte angenommen, es würde mir unangenehm sein so angeguckt zu werden, doch das war merkwürdigerweise nicht der Fall.
Viel zu sehr beschäftigte mich sein Anblick.
"Du guckst, als hättest du ein Gespenst gesehen... Sehe ich so schlimm aus?", lächelte Dario traurig. Super, soviel zu meinem Vorsatz mir nichts anmerken zu lassen!
"Nein, Quatsch. Ich sehe dich nur das erste Mal im Reallife, da bin ich halt etwas überfordert...", stammelte ich und stand nun unsicher neben seinem Bett.
"Setz dich ruhig". Er rückte ein Stück zur Seite und wies neben sich.
Vorsichtig ließ ich mich neben ihm auf das weiche Bett sinken. Ich hatte unglaubliche Angst an irgendwelche Schläuche zu kommen,
die in seinen Armen steckten und mich an Tentakel erinnerten.
Bei dem Gedanken musste ich schaudern und geschockt starrte ich darauf, bis es Dario wohl unangenehm wurde und er seine Decke hochzog.
Ich zwang mich wegzusehen und rasch wand ich meinen Blick auf sein Gesicht.
"Und? Hattest du dir mich so vorgestellt?", durchbrach ich das Schweigen und warf theatralisch meine Haare nach hinten.
"Naja, nicht wirklich. Eigentlich dachte ich, du wärst hübscher ", stichelte er lächelnd.
"Hey! Was soll das denn heißen!", rief ich gespielt erbost und wollte ihm kumpelhaft gegen die Schulter schlagen, ließ es beim Anblick seines Zustands dann aber doch lieber sein. Zu groß war meine Angst, ihm weh zutun.
Dario schien das Zucken meiner Hand nicht entgangen zu sein. Sein Blick wanderte von meiner Hand zu meinem Gesicht.
"Du kannst mich ruhig anfassen. Ich zerbreche nicht...", murmelte er, sichtlich niedergeschlagen.
Wieder log ich. "Es ist nicht deswegen. Wir haben uns nur noch nie gesehen, da halte ich kuscheln halt für ein bisschen übertrieben", lachte ich.
Er nickte skeptisch, sagte aber nichts mehr.
"Dario, bist du jetzt sauer?", fragte ich vorsichtig.
Der Gefragte wandte sich ab. Nach einer kleinen Ewigkeit fand mein Blick wieder seinen und er seufzte.
"Ne, ist schon okay. Ich versteh das...". Seine Stimme klang kratzig, sein Blick war unendlich traurig.
Verdammt, ich war doch nicht hier, um alles noch schlimmer zu machen!
'Reiß dich jetzt zusammen, Manuel!', schallt ich mich selbst.
"Naja gut, um nochmal auf meine Schönheit zurückzukommen. Fühl dich geehrt, wenige kommen in deren Genus."
Er lächelte ein wenig, und ich war erleichtert. Dario hier so zu sehen traf mich schlimmer, als erwartet.
Ich musste mein Bestes geben, um ihn mit meinem Besuch aufzumuntern!
Eine Weile unterhielten wir uns oberflächlich über die anderen und ab und an lachte er sogar. Es war fast wie früher, sogar seine Ironie war wieder da.
Doch nach einiger Zeit merkte ich, dass er müde wurde und unser Gespräch ihn mehr und mehr anstrengte.
Er atmete zwischendurch schwer und schloss angespannt seine Augen. Hatte er Schmerzen?!
"Dario, alles okay?", fragte ich vorsichtig.
"Ja, alles klar", presste er hervor.
Das sah ich allerdings anders. Warum war er nicht ehrlich zu mir?
"Dario! Ich sehe doch, dass irgendetwas nicht stimmt! Hast du Schmerzen?". Langsam wurde ich panisch. Was fehlte ihm? Sollte ich Hilfe holen?
"Man Manu! Es ist alles okay! Was willst du hören? Ja, verdammt, natürlich habe ich Schmerzen. Ich habe Krebs...! ", fuhr er mich an,
dann schlug er seine Hände vor's Gesicht und begann zu schluchzen.
Scheiße! Es tat mir so weh, ihn leiden zu sehen. Was sollte ich jetzt sagen, was sollte ich tun? Ich war maßlos überfordert...
Unsicher strich ich ihm über den Rücken.
"Es tut mir leid, Dario. Manchmal bin ich echt behindert...", flüsterte ich.
Er stammelte irgendwas, doch durch sein Schluchzen verstand ich es nicht.
"Was hast du gesagt?". Ich rückte näher an ihn ran, beugte meinen Kopf zu ihm um möglichst viel zu verstehen.
"Umarmst...du...mich? Bitte...", verstand ich nun.
Ich stockte. Eigentlich hatte ich generell Berührungsängste und dann wirkte Dario auch noch so zierlich und zerbrechlich.
Doch andererseits, welche Wahl hatte ich als guter Freund?
Wenn ihm das helfen würde, sich besser zu fühlen...
Langsam legte ich meine Arme um ihn, ganz vorsichtig zog ich ihn zu mir.
Er nahm seine Hände vom Gesicht, legte seine Arme um mich und drückte sein Gesicht gegen meine Brust.
Ich fühlte, wie es dort nass wurde von seinen Tränen, doch ich bewegte mich nicht.
So verharrten wir eine Weile, bis er sich beruhigt hatte.
Ich ließ ihn wieder los, und er sah mich dankbar an.
"Danke Manu, das bedeutet mir echt viel.", nuschelte er und lächelte leicht. Ich konnte nicht anders, als es zu erwidern.
"Immer gerne", grinste ich. Dann machten wir noch ein Bild zusammen, als Erinnerung an unser erstes Treffen.
Langsam wurde es spät, ich musste mich verabschieden.
"Kommst du noch mal ?", fragte Dario, und schaute mich flehend mit großen Augen an.
"Auf jeden Fall. Versprochen!"
Ich umarmte ihn noch einmal kurz zum Abschied, dann verließ ich sein Zimmer. Nachdenklich durchquerte in die Flure.
Es war ein gutes Gefühl, ihm seinen Wunsch erfüllt zu haben, doch ich fühlte mich auch seltsam ausgelaugt.
Trotzdem würde ich ihn definitiv wieder besuchen, das nahm ich mir fest vor.
Doch das Schicksal sollte mich eines besseren belehren...

DU LIEST GERADE
Hundertzwanzig Mal...
Fanfiction120 Oneshots über Youtouber, hauptsächlich mit TheKedoszone, Delaylp, Herr Bergmann und Glp. Manchmal als Pairing, häufig nicht. Viel Spass :D Die Wörter, um die sich die Oneshots jeweils drehen, sind aus einer Liste vorgegeben. Ich will euch damit...