Cat/ Katze (Kelay)

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  PoV Kedos


Nervös sah ich neben mich, auf den Beifahrersitz.
Ein Käfig stand dort, und ein kleines braunes Fellknäuel schaute mich mit großen schwarzen Knopfaugen an.
"Miau", meinte sie vorwurfsvoll, dann rollte sie sich zusammen und schloß die Augen.
Ich richtete meinen Blick wieder vor mich, die Ampel war grün.
Vorsichtig, und möglichst sanft fuhr ich an, langsam, immer auf den Schnee bedacht, welcher mein Sichtfeld deutlich einschränkte.


Endlich Zuhause angekommen, trug ich die Katze in ihrer Box bedächtig in unsere Wohnung,
stellte sie ins Wohnzimmer.
Zufrieden sah ich mich um, alles war perfekt arrangiert für Darios Rückkehr.
Er war über die ersten beiden Feiertage bei seiner Familie, in circa einer Stunde würde er endlich zurückkehren.
Ohne sein Wissen hatte ich alles organisiert, alles für unser Kätzchen besorgt.
Ich wusste, dass Dario Katzen liebte, dass seine Familie eine besaß, mit welcher er aufgewachsen war.
Er hatte es sich nie anmerken lassen, aber ich kannte ihn gut, wusste, dass er sie vermisste.
Nun würde ich so unsere kleine Familie abrunden.


Vorsichtig öffnete ich den Käfig, doch unser kleiner Stubentiger war noch schüchtern, wollte die Schützende Zuflucht noch nicht verlassen.
Geduldig setzte ich mich etwas abseits in den Schneidersitz, wartete.
Mit Katzen hatte ich bisher zugegebenermaßen wenig Erfahrung gesammelt.
Ich kannte zwar viele Leute, die eine besaßen, doch bisher hatten sie mich recht wenig interessiert.
Doch was Dario glücklich machen würde, war für mich ungeheuer bedeutsam.
Deswegen hatte ich nächtelang recherchiert, mir alles an Wissen angeeignet, was ich bekommen konnte.


Gebannt sah ich zu, wie das kleine schwarze Wesen zögerlich eine Pfote herausstreckte, dann folgte langsam der restliche Körper.
Sie behielt mich dabei die ganze Zeit im Blick, setzte sich zögerlich mir gegenüber.
Behutsam streckte ich ihr meine Hand hin.
Erst wich sie leicht zurück, dann schnupperte sie daran, und drückte ihren Kopf dagegen.
Sofort spürte ich eine riesige Welle der Zuneigung für dieses kleine, wehrlose Geschöpf.
Ich würde sie beschützen, vor allem...


Plötzlich erschrak mein Kätzchen, legte die Ohren an, und sprang wieder zurück in ihren Korb.
Dario kam nach Hause, ich hörte seinen Schlüssel in der Tür.
Sofort stand ich auf, ging in den Flur und zog meinen, etwas überrumpelten, Freund in die Wohnung, schloß rasch die Tür hinter ihm.
"Was ist los, bist du auf der Flucht ?", schmollte er, leicht genervt.
"Blödsinn ", murmelte ich, und schloss ihn in eine feste Umarmung.
Er ließ seine Sachen fallen, und erwiderte sie.


"Ich habe dich vermisst, Baby ", flüsterte er, und ich sah auf, stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss.
"Ich dich auch", murmelte ich, und vergaß meine gesamte Umgebung, verlor mich in seinen Augen.
"Miau ?," wurde unser magischer Moment plötzlich unterbrochen.
Ich drehte überrascht den Kopf, doch Dario war schneller und schon in die Hocke gegangen, hielt der Katze seine rechte Hand hin.
"Na, wer bist du denn?" flüsterte er ihr liebevoll zu.
Wie hypnotisiert sah ich zu, wie die Kleine ohne Zögern zu meinem Freund tappte, und sich an seinen Beinen rieb.


Mit Tränen in den Augen hob er den Kopf, sah mich ungläubig an.
"I-Ist sie...für mich?", fragte er überglücklich.
Ich musste grinsen, es war so schön zu sehen, wie er sich darüber freute.
"Fröhliche Weihnachten", erwiderte ich nur.
"Wow, Domi, das-das ist...Ich kann garnicht sagen...also,das ist...Danke", hauchte er, und streichelte behutsam unseren kleinen Zuwachs.
"Du musst dir noch einen für sie Namen überlegen."
Vorsichtig ging ich neben ihm in die Hocke, und betrachtete die Beiden zufrieden.
Dario überlegte einen Moment, kraulte nachdenklich das Fellknäuel.
"Kelay!", grinste er schließlich.
Und auch wenn es mir vermutlich niemand glauben wird, in diesem Moment sah die Katze erst Dario, dann mich an, und meinte zustimmend : "Miauu!"

Hundertzwanzig Mal...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt