Kapitel 56

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Luna's Sicht:
"Übertreibt es doch nicht so mit den Blumen!", ermahnte ich die Proxy-Jungs. "Ich wette, sie haben jeden gottverdammten Blumenladen der Stadt leergeräumt.", lachte Jane und nahm Masky einen Strauß mit Nelken und Rosen ab. "Fast richtig, Janielein. Aber die meisten Blumen haben wir von der Wiese hinterm Spielplatz.", erklärte Hoodie stolz. "Als ob." "Oh ja, für ihn haben wir das gerne gemacht." Ja, für Ben habe ich auch alles gerne gemacht. Alle haben das, naja, außer vielleicht einer. "Wo steckt eigentlich Rubie?", wollte ich von Slender wissen, der gerade von oben kam. "Ticci hat sie gerade. Er hat unbedingt darauf bestanden sie umzuziehen.", meinte er und zupfte mit zwei Tentakeln am Kragen seines Jackets. Ich trug ausnahmsweise mal ein Kleid, aber nur weil ich von Jane gezwungen wurde. Doch um ehrlich zu sein gefiel es mir sehr, die Farbe war toll. "Können wir dann bald los? Ich möchte einfach so schnell wie möglich zu ihm.", bat ich Slender und die anderen. Masky kam auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter. "Das verstehen wir. Wir wollen auch zu ihm."

Rückblende:
"Für deine Taten wirst du eine gerechte Strafe bekommen, auch wenn es nicht deine Absicht war, Ben zu töten. Du hast etwas getan, was du nicht hättest tun sollen, und nun musst du mit den Konsequenzen leben. Du, Jeffrey Woods, wirst hiermit offiziell aus dem Haus der Creepypasta's verbannt, für immer. Du bist hier, nach dem Mord eines Mitgliedes unserer Familie, weder willkommen noch erwünscht. Daher darfst du nie wieder zu uns zurückkehren." Nachdem Slender diese grausamen Worte ausgesprochen hatte, war Jeff nicht mehr als eine leere Hülle, die keine Zukunft hatte. Er musste nun für immer gehen, für immer alleine leben, für immer alleine bleiben, mit seinen ganzen Gefühlen und Gedanken. Doch Slender hatte absolut recht. Nach seiner Tat war er bei uns nicht mehr willkommen. Noch am selben Tag verließ er unsere Familie. Ich hatte ihn seitdem nie wieder gesehen. Doch das war nicht das einzige Erlebnis an diesem Tag. Zwei Stunden später wurde mir so übel, dass ich mich am Abend mehrmals übergeben musste. Keiner wusste so genau, warum mir so schlecht war, doch ich sollte im Bett bleiben und mich ausruhen. In den nächsten Tagen übergab ich mich wieder, ich aß viel mehr als sonst und wurde furchtbar launisch. Ticci meinte, es wäre wegen Ben, weil ich ihn vermisste und das eine völlig normale Reaktion auf Herzschmerz sei, doch Jane hatte einen anderen Verdacht.
"Versuch es doch wenigstens. Wenn er negativ ist, dann ist es halt so. Aber wenn nicht..." Damit drückte sie mir die Verpackung in die Hand und ging. In diesem Moment fragte ich mich, warum sie sowas überhaupt besaß, doch ich war neugierig. Ich wollte es wissen, und so tat ich es. Ich ging auf Toilette und urinierte auf den Schwangerschaftstest, währenddessen wurden meine Hände feucht und zittrig. Wie sich dann herausstellte, war der Test positiv. Positiv, verdammt nochmal. Ich erwartete ein Kind von Ben, von meinem geliebten Freund. Als ich mit dieser Nachricht nach unten stürmte und es lauthals durch die Hütte schrie, brach ein totales Chaos aus. Alle wollten sich um mich kümmern und mir während der Schwangerschaft behilflich sein, so wie in einer echten Familie.

Das ganze ist jetzt schon fünf Jahre her. Meine Tochter Rubie Drowned, wie sie von allen genannt wurde, war jetzt schon ziemlich groß geworden und wurde von allen geliebt und verehrt. Selbst Sally konnte nicht ohne sie. Und heute war der Todestag von Ben. An diesem Tag machten wir uns alle zurecht und liefen mit etlichen Blumensträußen durch den Wald, bis zu seinem Grabstein hinter den zerbrochenen Mauern. Ich hatte den Weg nie vergessen. Manchmal ging ich mit Rubie dorthin und setzte mich ans Ufer des Teiches, der noch heute dort war. Dann erzählte ich ihr Geschichten von Ben und mir, wie wir uns kennenlernten und was wir alles erlebt hatten. Irgendwann würde sie es sicher verstehen, irgendwann. "Ah, da kommt ja mein reizendes Kind." Ticci brachte sie gerade die Treppe herunter, sie trug nun ein grünes Kleid und eine weiße Strumpfhose, wie immer total niedlich. Ticci trug wie letztes Jahr an diesem Tag einen dunkelblauen Anzug, welcher ihm gut stand. Dankend nahm ich ihm mein Kind ab und setzte sie auf Masky's Schultern ab. "Kann's losgehen?", fragte Masky aufgeregt. Slender nickte und öffnete die Tür.

My drowned KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt