Stegi's Sicht:
Ganze fünf Stationen lang wechselten wir kein Wort miteinander, ehe er mir an der sechsten, als Zeichen dafür, dass dies unsere Endstation ist, kurz zunickte und wir gemeinsam die Bahn verließen. Ich dackelte ihm hinterher, bis er vor dem Gebäude des Bahnhofs stehen blieb und sein Handy aus seiner Hosentasche angelte.
"Ich ruf uns schnell ein Taxi." , erklärte er und wählte eine Nummer.
Auch wenn er eigentlich nicht so wirkte musste er ganz schön wohlhabend sein, schließlich kann sich nicht jeder, schon gar nicht ich, einfach so ein Taxi rufen. Ich rätselte wie viel man wohl mit Drogenhandel verdiente und ob er deswegen so viel Geld hatte, schließlich war mir kein anderer Beruf oder Tätigkeit bekannt mit der er sonst noch etwas verdienen könnte.
Die Taxifahrt über sprachen wir wieder nicht miteinander, nur unser Fahrer versuchte einmal kurz Smalltalk zu führen, welchen er aber nach einer patzigen Antwort von Tim aufgab. Es dauerte knapp 15 Minuten ehe wir vor Tim's Wohnung standen und er uns die Tür aufschloss.
"Und was soll das jetzt? Was erwartest du jetzt von mir?" , durchbrach ich die unangenehme Stille und schaute ihn erwartungsvoll an. "Wenn du glaubst, dass ich mit dir schlafe, hast du falsch geglaubt."
"Wie ich schon sagte, will ich einfach nur eine Art kleines Danke von dir. Man, ich hab dir deinen Arsch gerettet. Ich will doch einfach nur ein bisschen Zeit mit dir verbringen und dich besser kennenlernen. Du machst mich neugierig."
"Wer's glaubt."
Ich war immer noch sehr misstrauisch ihm gegenüber und so beschloss ich höchstens noch eine halbe Stunde zu bleiben und direkt mit der nächsten Bahn nach Hause zu fahren."Also. Was willst du jetzt machen?" , durchbrach ich bereits die nächste peinliche Stille zwischen uns. Wir standen beide immer noch verloren im Hausflur rum. Er zog seine Schuhe aus und hängte seine Jacke an einen der Haken an der Wand und nahm mir meinen Mantel ab. So kannte ich ihn ja noch gar nicht. Ein richtiger Gentleman.
"Deine Schuhe kannst du hier in die Ecke stellen." , brummte er. "Also ich wär für 'nen Horrorfilm. Und du so?"
Misstrauisch versuchte ich in seinem Gesicht seine Gedanken zu lesen. Es musste einen Haken geben. Der Tim den ich bisher kennenlernen durfte würde nie im Leben einfach so einen Film mit mir anschauen wollen. Dafür war er zu schlau. Es gab ganz bestimmt einen Haken.
"Von mir aus. Aber die letzte Bahn kommt in zwei Stunden. Bis dahin bin ich weg."
"Jaja. Willst du irgendwas rauchen oder so?"
Nein danke. Ich machte eine ablehnende Handbewegung und machte es mir, ohne aufgefordert zu werden, in seinem Zimmer auf seinem Bett gemütlich.
"Willst du sonst irgendwas zu Trinken oder Essen?" , hallte es aus der Küche.
"Nein danke. Könntest du dich jetzt beeilen? Ich hab doch gesagt ich bleib nicht lang." , meckerte ich.
Keine 5 Minuten später kam Tim mit einer kuscheligen Fleecedecke und einer DVD ins Zimmer und legte diese in den Player. Dann setzte er sich neben mich ins Bett und breitete die Decke über uns aus. Die Situation war mir deutlich unangenehm und am liebsten wollte ich einfach abhauen, aber ich war ihm wohl wirklich etwas schuldig. Beinahe hätte mir der Typ aus der Uni wieder ein blaues Auge verpasst. Und das obwohl das letzte erst wieder verheilt war.
"Wenn du Angst hast, darfst du dich gerne an mich kuscheln. Ich beschütz dich dann." , quikte Tim vergnügt und rutschte mir noch ein Stück näher.
"Hättest du wohl gerne." , sagte ich und meine Wangen färbten sich rosarot.
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"Willst du..?" - #Stexpert FanFiction
Hayran KurguStegi, 20, homosexuell und absolut unerfahren. Immer wieder erwischt er sich dabei wie er vor sich selbst davonläuft und versucht sich zu verstecken. Zu groß ist die Angst vor Misserfolgen, zu schmerzhaft wären die Enttäuschungen. Damit möchte der U...