Shopping

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Nach meinem Besuch bei Dan habe ich den Rest der Woche ruhig angehen lassen, hab mich ausgeschlafen, die Schule besucht und Anna ignoriert.

Heute haben wir Freitag und ich denke es war jetzt genug Ruhe. Wie so oft auch, fahren Anna und ich gerade nach Hause.

"Hey, Anna. Sag mal, du hast doch sicher heute Abend nichts vor. Mark veranstaltet heute eine Party, weil seine Eltern über's Wochenende verreist sind. Wie du beim letzten Mal schon treffend gesagt hast, möchte meine Mutter, dass ich mich um dich kümmere. Außerdem wäre ihr viel wohler, wenn sie weiß, dass ich mit dir unterwegs bin. Deswegen wollte ich fragen, ob du zu der Party mit kommst. Sie wird sicher der Hammer! Wenn du ja sagst, fahre ich mit dir shoppen und wir suchen etwas passendes für den Abend für dich. Da es beim letzten Mal so rüber kam, dass du dich in Chantals Gegenwart nicht wohl fühlst, dachte ich, dass dir der Shoppingtag mit mir lieber wäre..." beende ich meinen Redeschwall.

Dabei überlege ich wann ich das letzte Mal mit einem Mädchen shoppen war - ach warte - noch nie....

Ich schaue unauffällig zu ihr. Sie scheint zu überlegen. Zumindest lehnt sie mein Angebot nicht von Grund auf ab. Aber ich müsste sie definitiv umstylen, so kann man sich mit ihr nirgends blicken lassen.

"Komm schon, was hast du zu verlieren? Tu es nicht für mich, sondern für meine Mutter." setze ich erneut an.

"Okay, aber beim Shoppen lasse ich mich in nichts rein zwingen, was mir nicht gefällt..."

Ohne einen weiteren Kommentar abzugeben, wähle ich die Nummer meiner Mutter und schon hört man das Klingeln über die Freisprecheinrichtung.

Nach zweifachem Klingeln geht sie ans Handy.

"Hallo, Jake. Es ist ja schön, dass du meine Nummer noch kennst."

"Hallo Mom. Ich wollte dich nur darüber informieren, dass Anna heute mit mir unterwegs ist. Wir werden zwischendurch kurz Zuhause vorbei schauen und uns umziehen. Ansonsten bringe ich sie dir morgen wohlbehalten zurück. Tschau." und bevor sie widersprechen kann, lege ich auf.

"So das wäre geklärt." frohlocke ich, während ich in ihre Richtung schau.

Nachdem wir nun auf direktem Weg in die Stadt gefahren sind und ich den Audi in einem Parkhaus abgestellt habe, gehen wir nebeneinander zum ersten Laden. Chantal hat mal von diesem erzählt. Da gibt es wohl unzählige Kleider, daher dachte ich wir könnten unsere Suche dort starten.

"Der Laden ist gleich hier um die Ecke. Wir finden bestimmt was passendes." woher ich von dem Laden weiß, behalte ich lieber für mich.

Im Laden angekommen, schaut sie sich um. Dieser ist gewaltig. Überfall stehen Kleiderständer. Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass diese nach unterschiedlichen Kriterien sortiert sind. Der erste links neben mir hat extrem kurze Kleider, die hauptsächlich für die Disko geeignet sind. Der Ständer rechts neben mir beinhaltet ausschließlich lange Kleider. Vor mir sind noch zwei weitere Ständer einmal mit kurzen, schwarzen Kleidern und einer mit gemischten Farben.

Ich stelle mir für sie etwas Knielanges vor. Da sie sonst eher wie eine graue Maus aussieht, muss was buntes her. Ich schaue mir einige Kleider an und hole schließlich drei raus. Eins ist rosa und ist mit schwarzen Stickereien verzieht. Der Rock geht eng über die Beine und endet knapp über den Knien. Das zweite Kleid ist für sie sehr gewagt, da es vorne nur die Hälfte des Oberschenkels bedeckt, dafür aber hinten fast bodenlang ist. Dieses Kleid ist babyblau. Die Farbe dürfte ganz gut mit ihren Augen harmonieren. Und das letzte Kleid ist knall rot, oben figurbetont und der Rock fällt ganz locker um die Oberschenkel.

Ich reiche ihr die Kleider mit der Bemerkung: "Ich würde dich ja gern mal in diesen hier sehen, wenn das okay ist." Sie schaut mich kritisch an und begutachtet die Kleider. Ich habe schon die Befürchtung, dass meine Vorauswahl abgelehnt wird, aber sie geht dennoch mit ausdrucksloser Miene in die Umkleide.

Nach kurzer Zeit kommt sie mit dem rosa Kleid heraus und an ihrer Miene erkenne ich, dass sie sich absolut nicht wohl darin fühlt. "Dieses Kleid sieht zwar sehr schön aus, entspricht aber nicht deinem Typ. Versuch es mit dem nächsten!" spreche ich meine Gedanken laut aus. Nach kurzer Wartezeit kommt sie erneut heraus. Ich erkenne ein Funkeln in ihren Augen. Bevor ich etwas sagen kann, kommt sie mir auch schon zuvor: "Ich nehme dieses hier. Warte kurz ich ziehe mich noch um und komme dann. Das letzte Kleid würde ich sowieso nicht kaufen, weil ich diese Farbe nicht trage!" Mit einem Nicken stimme ich ihr zu.

Als sie wieder in ihre Jeans und ihr T-Shirt geschlüpft ist, kommt sie mit dem Kleid raus. Die anderen Kleider legen wir zurück. Bei der Kasse angekommen, will sie das Kleid selbst zahlen, aber ich entgegne: "Ich habe das Kleid ausgesucht. Du besuchst mit mir die Party, also bezahle ich auch dieses Kleid" und reiche der Kassiererin meine EC-Karte.

Nach dem Shopping fahren wir wieder nach Hause, da wir uns beide für die Party vorbereiten müssen. Ich ziehe, wie oft auch, mein schwarzes SlitFit-Hemd und meine dunkelblaue Jeans an. Meine blonde Mähne gele ich mir zum Igel und fertig bin ich.

Da Anna noch nicht fertig zu sein scheint, vertreibe ich mir die Zeit vor dem Fernseher.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt sie dann die Treppen herunter. Man sieht sie heiß aus. Mir verschlägt es die Sprache.

Zum ersten Mal sehe ich sie mit offenen Haaren und auch die Brille hat sie zum Glück, abgelegt. Dazu hat sie sich dezent geschminkt. Das Outfit wird durch die hellen High heels, ich wusste gar nicht, dass sie überhaupt welche besitzt, perfekt abgerundet. Ich erkenne sie gar nicht wieder!!! "Wow, Anna du siehst mega geil aus. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich mein Versprechen gegenüber meiner Mutter einhalte und du die Kerle dir vom Leib halte!" (Das Foto, wie ich mir Anna vorstelle seht ihr oben, bis auf die Augenfarbe stimmt alles) spreche ich ihr meine Faszination aus.

Schade, dass meine Mutter nicht Zuhause ist. Es ist das erste Mal, dass ich mit ihr gern etwas teilen würde und das ist genau dieser Anblick, wie aus einem hässlichen Entlein mit nur einem Kleid ein Schwan geworden ist. Als mir die Wette in den Sinn kommt, denke ich daran, dass ich Mark unbedingt für diesen Segen danken muss. Wenn der gleich sieht wie meine "Strafe" aussieht, wird er wahrscheinlich vom Hocker fliegen.

Während ich sie weiter angestarrt habe und in meinen Gedanken versunken bin, ist sie schon die Treppe runter gekommen und steht nun vor mir. Lächelnd fasse ich sie zärtlich an der Hüfte und gehe mit ihr zu meinem Auto. Na wenn DAS nicht ein gelungener Abend wird, lächle ich vor mich hin.


No risk, no Fun (beendet, in Überarbeitung) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt