Epilog

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*drei Jahre später*

Jake's POV

Die letzten Jahre habe ich verbissen an meinem Studium gearbeitet.

Inzwischen bin ich mit meiner Abschlussarbeit fertig und genieße meine freie Zeit bis ich die Prüfungsergebnisse erhalte. Ich war einige Male mit meinen Mitbewohnern unterwegs.

Da die Beiden ihr Leben mehr genossen haben, brauchen sie noch ein Jahr bis sie ihren Abschluss haben.

Heute habe ich mir vorgenommen ein wenig in der Uni-Bibliothek zu stöbern.

So schlendere ich vom Parkplatz gemächig zum Gebäude, als ich unerwartet über den Haufen gerannt werde. Da hat es jemand aber eilig.

Als ich hoch schaue, steht dieser Person der Schreck in den Augen geschrieben. Ich muss mehrmals blinzen, um sicher zu gehen, dass es keine Halluzination ist.

"Anna?" frage ich mit zittriges Stimme.

Ich kann es nicht glauben.

Die Frau vor mir, diese Augen, dieses Strahlen.

Sie hat sich verändert. Sie ist schlanker geworden. Sie sieht reifer aus und hat ihren Stil komplett verändert. Auch die Haare sind ab und Strähnchen zieren das inzwischen zu einem Bob geschnittene Haar. Aber diese Augen sind unverkennbar.

"Jake, was machst du denn hier?"

Na immerhin weiß sie, wer vor ihr steht.

"Das gleiche könnte ich dich auch fragen. Ich studiere hier, zumindest noch. Was tust du hier? So weit von München entfernt?"

"Ich studiere hier im ersten Semester."

"Anna können wir in Ruhe bei einem Kaffee über alles reden? Ich lade dich ein, unweit von hier gibt es ein kleines, nettes Café."

"Ich muss zur Vorlesung."

"Danach?"

"Danach muss ich zurück."

"Du entkommst mir so leicht nicht. Ich werde hier auf dich warten, auch wenn es den ganzen Tag dauern wird. Nach deinen Vorlesungen werden wir reden. Ich finde das sind wir einander schuldig."

"Jake ich kann nicht. Ich habe Verpflichtungen."

"Hast du jemand neues?" - "Was?" - "Hast du einen neuen Mann an deiner Seite?"

"Diese Antwort steht dir nicht mehr zu."

Sie dreht um und geht zu den Hörsälen.

Ich nutze die Zeit und erkundige mich in der Uni nach ihrem Stundenplan. Heute macht es sich bezahlt, dass ich so viele Kontakte habe, an eine solche Info zu kommen ist nicht einfach.

Ich sehe, dass sie mittags eine Stunde zu überbrücken hat und beschließe daher sie zum Essen auszuführen.

Um kurz vor zwölf stehe ich vor ihrem Hörsaal, um sie abzufangen. Sie kommt als letzte raus.

"Jake, ich muss in die Vorlesung. Was willst du hier?" - "Anna, lüg mich nicht an. Du hast jetzt eine Freistunde!"

Ich greife sie am Arm und ziehe sie zu meinem Wagen. Zum Glück leistet sie nicht besonders viel Gegenwehr.

Am Restaurant angekommen, ein italienisches Restaurant wohl gemerkt, sage ich am Empfang meinen Namen für die Reservierung.

"Jake ich kann mir dieses Essen nicht leisten. Hier kostet allein das Wasser schon sieben Euro."

"Mach dir keine Sorgen um das Geld. Ich habe dich eingeladen und ich bezahle die Rechnung. Bestell was du möchtest."

"Warum bin ich hier?" fragt sie mich erneut.

"Du bist hier, weil ich endlich Antworten will. Ich finde, das bist du mir nach all den Jahren schuldig. Du bist zu deinem Vater abgehauen, wohlwissentlich, dass ich dort nicht an dich ran komme und hast mich im Ungewissen gelassen."

"Du hast dich aber auch schnell erholt. Kaum war ich paar Tage weg, hast du die Stadt verlassen."

"Warum bist du in der Nach weg gelaufen?"

"Was hätte ich denn tun sollen? Wir wussten beide, dass du keine Kinder willst. Wäre ich nicht gegangen, dann hättest du mich verabschiedet!" schreit sie nun den Tränen nahe.

"Nein! Auch wenn es anfangs ein Schock war, habe ich mich in der Nacht mit dem Gedanken angefreundet. Ich wollte bei der Schwangerschaft und bei der Geburt dabei sein. Ich wollte meine Kinder sehen und das hast du mir einfach so weg genommen." ich versuche ruhig zu bleiben, aber meine Stimme bricht zum Schluss.

"Was ist aus deiner Schwangerschaft geworden? Bin ich Vater?" setzte ich nun fort.

"Ja. Die beiden sind zwei und heißen Grant und Ellie. Sie leben mit mir hier in Heidelberg. Wir sind im Januar hierher gezogen, weil ich hier einen Studienplatz bekommen habe."

"Anna, ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Ich bitte dich, lass uns die Vergangenheit ruhen lassen. Gib mir noch eine Chance.

Und ich möchte meine Kinder sehen. Raub den Kindern nicht ihren Vater."

*ein halbes Jahr später*

Anna ist mit den Kindern bei uns in der WG eingezogen. Das Gästezimmer ist jetzt das Kinderzimmer meiner beiden Schätze. Unsere Beziehung läuft ganz gut, auch wenn ich sie immer wieder zum Reden zwingen muss. Eins habe ich aus dieser Geschichte gelernt: Sprechen miteinander ist unerlässlich!

Wir haben beide furchtbar gelitten, weil wir nicht in der Lage waren miteinander zu sprechen. Auch wenn sie immer noch sehr impulsiv ist und immer wieder die Flucht ergreifen will, halte ich sie immer wieder davon ab.

Natürlich habe ich immer Angst, dass ich eines Morgens aufwache und das Bett neben mir leer ist, aber mit dieser Angst werde ich wohl mein Leben lang leben müssen.

Ich habe inzwischen einen Job am Geschäftsführer angenommen und entlaste Anna finanziell. Ihr Studium hat ihr Vater bezahlt, bis ich darauf bestanden habe diese Kosten zu übernehmen.

Als ich das erste Mal meine Kinder gesehen habe, liefen mir Tränen die Wangen runter. Es war ein unbeschreiblicher Moment des Glücks. Anna hat zu der Zeit in einer zwei-Raum-Wohnung zur Miete in der Nähe des Campus gewohnt. Die Wohnung war nur spärlich eingerichtet. Man konnte sehen, dass es ihr an Geld und einem Mann im Haushalt gefehlt hat. Man hat direkt gesehen, dass sie versucht hat den Kindern alles nötige zu finanzieren und sie dabei auf der Strecke blieb. Am schlimmsten war, dass sie auf einer Matratze im Wohnzimmer geschlafen hat, nicht mal ein Bett hatte sie! Als ich das erkannt habe, hat mein Herz noch mehr geblutet.

Die Liebe meines Lebens und meine beiden Kinder haben in Armut um die Ecke gelebt, während ich im Luxus-Penthouse meine Zeit vergeudet habe.


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So es ist geschafft.

165 Seiten in Word und rund 57000 Wörter später ist mein erstes Buch beendet.

Ich freue mich über Kommentare und Anregungen.

Ich danke allen, die bis zum Schluss geblieben sind.

No risk, no Fun (beendet, in Überarbeitung) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt