Nacht- und Nebelaktion

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Als ich aufwache ist tiefste Nacht. Ein Blick auf mein Handy zeigt mir, dass es drei Uhr morgens ist.

Jake liegt inzwischen nur in Boxershorts neben mir und schläft.

Als mir dann wieder Bilder von gestern ins Gedächtnis kommen, könnte ich gleich anfangen zu heulen. Anscheinend ist mein Vorrat an Tränen schon ausgereizt, denn es kommt keine einzige.

Was mich aber jetzt wundert ist, wie ruhig Jake darauf reagiert hat. Er war seelenruhig und hat die richtigen Fragen gestellt. Er hat mich nach Hause geschafft.

Klar es ist nicht sein Leben, was den Bach runter geht, aber dennoch wären das seine Kinder.

Oh Gott, wenn ich nur daran denke, es sind auch noch zwei!

Eins steht für mich fest: Eine Abtreibung kommt nicht in Frage.

Also werde ich die Kinder bekommen.

Aber wovon sollen wir leben? Jake wird mir wahrscheinlich morgen erklären, dass ich meine Sachen packen soll....

Das von ihm zu hören, ertrage ich nicht. Dann ist mir lieber ich gehe schon heute.

Langsam stehe ich auf und packe meinen Koffer.

Nach ca. Einer Stunde sind meine Sachen verstaut und ich schleiche zur Haustür.

Ich laufe einige Meter und bestelle über mein Handy ein Taxi. Auch wenn Mama nicht Zuhause ist, werde ich in die Wohnung gehen, denn eine Alternative habe ich nicht.

Nachdem ich das Taxi bezahlt habe, schleppe ich meine Sachen in die Wohnung und schlafe relativ schnell auf dem Sofa ein. Mein Handy habe ich bereits im Taxi ausgeschaltet, um unangenehmen Gesprächen zu entkommen.

Jake soll weiterhin sein unbeschwertes Leben führen und seine Freiheit genießen. Ohne mich kann er das Studium im Ausland machen und später eine tolle Frau heiraten, nur leider werde das nicht ich sein.

Jake's POV

Die Nachricht kam für mich nicht unerwartet. Natürlich hatte ich noch nicht vor Vater zu werden, aber wenn wir mal ehrlich sind: Wir wussten, dass es diesen Unfall gab.

Während Anna schläft habe ich mir so meine Gedanken dazu gemacht.

Früher war es nie mein Ziel Vater zu werden und definitiv erst recht nicht so jung. Ich wollte diese Verantwortung nicht übernehmen. Wir reden hier schließlich von keinem Hund, den man wieder abgeben kann.

Auf jeden Fall will ich für sie und die Kinder da sein. Nach dem ersten Schock, habe ich mir sogar ausgemalt, dass vielleicht eins der Babys ein Sohn sein könnte. Ein Junge mit dem ich später über Sport und Frauen reden kann.....

Nach der neuen Erkenntnis müsste jetzt auch Annabell klar sein, dass das Angebot von Dan nicht in Frage kommt. Ich werde nicht zulassen, dass sie das annimmt, schließlich geht es hier auch um meine Kinder.

Ich hoffe, dass Anna die ersten Jahre Zuhause bleibt und unsere Racker betreut, während ich Wohl oder Übel jetzt doch studiere. Die Kinder wollen dauerhaft versorgt werden und ich möchte ihnen später nicht Lügen über meinen Beruf auftischen müssen.

Ich würde gerne immer noch mit unseren Freunden gehen, allein weil meine neue Familie in Dans Nähe nicht sicher ist.

Mit einem Blick auf Anna, schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Bis vor kurzem habe ich nicht daran gedacht, dass mich ein Mädchen so umhauen kann, geschweige denn, dass ich so schnell eine eigene Familie gründe. Wenn ich sie mir jetzt ansehe und mir vorstelle, dass in ihrem Körper zwei kleine Wesen, ein Produkt unserer Liebe und einer definitiv unbeschreiblichen Nacht, heranwachsen, dann bin ich trotz der Umstände erfreut.

Meine Ersparnisse werden locker für die nächsten paar Jahre reichen, wenn wir nicht im größten Luxus leben, daher müssen wir uns ums finanzielle wenigstens nicht sorgen.

Mit Mark und Jana in der WG, haben wir auch gleich prima Babysitter, wenn wir mal Zeit zu zweit möchten.

Nachdem ich nun mein Gedankenkaos sortiert habe, kann ich jetzt beruhigt schlafen gehen, um für das morgige Gespräch mit meiner großen Liebe erholt zu sein.



No risk, no Fun (beendet, in Überarbeitung) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt