die Fahrt

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Jetzt sitzen wir hier seit einigen Minuten im Auto. Keiner von uns beiden sagt ein Wort.

In der Bar habe ich den Entschluss gefasst, dass Jana recht hat. Ich will mich nicht mehr verstellen und mein Leben genießen. Und im Moment hat Genuss den Namen Jake.

Trotzdem bringe ich den Mut nicht auf ihn zu fragen...

Außerdem werde ich morgen meinen früheren besten Freund Zayn wieder anrufen. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen, bis ich mich nach der Sache mit Dan eingeigelt habe.

"Jake, kann ich heute bei dir im Zimmer schlafen?" ich bin ganz stolz auf mich, mit welcher Leichtigkeit ich das über die Lippen gebracht habe.

Unauffällig schiele ich zu ihm rüber. Seine Augen weiten sich bei meiner Frage, damit habe ich ihn wohl geschockt.

1:0 für mich würde ich mal sagen. Ich lächle in mich hinein.

"Wie meinst du das? Wieso willst du das? Wo genau willst du den schlafen? Ich habe da nur ein Bett stehen..." so sprachgewandt habe ich ihn ja noch nie gesehen.

Ich kann mir nicht erklären warum, aber so gefällt er mir viel besser. Also beschließe ich dieses Spiel fortzuführen.

"Dein Bett ist doch groß genug!" sage ich nun ganz ruhig. Am liebsten würde ich laut lachen. Bei einem Blick in den Rückspiegel erkenne ich, dass unser Taxifahrer ebenfalls das Gespräch verfolgt und sichtlich Spaß an seinem überforderten Gast hat. Ein Grund mehr zu lächeln. Mittlerweile ist es schon sehr schwer mich zu beherrschen und nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

"Anna, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, denn ich kann dir nicht versprechen, dass ich meine Finger bei mir behalte." Jake wird bei seiner Rede mit jedem Wort leiser. Mittlerweile lächle ich bis über beide Ohren. Der Alkohol hat mir viel Mut verliehen, irgendwie habe ich das vermisst. Früher hatte ich immer eine große Klappe.

"Dann tue es auch nicht." sage ich mit zuckersüßer Stimme.

"Was?" kommt es von ihm.

"Dann behalte sie nicht bei dir." sage ich nun etwas lauter. Unser Fahrer schnappt sichtlich nach Luft. Ich wette der Lustmolch da vorne würde gerade einiges dafür geben mit Jake tauschen zu dürfen.

"Dir ist aber schon klar, dass wir nicht zusammen sind?" fragt er mich nun allen Ernstes. Wut kommt in mir auf.

"Ja, das ist mir klar." ich versuche bei dieser Aussage ruhig zu klingen, was mir jedoch misslingt.

"Woher dann der Sinneswandel?" fragt er mich weiter nach. Ich kann ihm unmöglich erzählen, dass ich mich in ihn verliebt habe und erst recht nicht vom Gespräch mit Jana...

"Fragst du allen deinen Bettgeschichten vorher Löcher in den Bauch?"

"Nein, nur wenn diejenige vorgibt Jungfrau zu sein."

"Warum überzeugst du dich nicht persönlich davon, ob es stimmt."

Er schnappt hörbar nach Luft.

Damit hat er nicht gerechnet. Innerlich klatsche ich mir stolz auf die Schulter.

Auch der Taxifahrer wäre gerade fast gegen den Baum gefahren. Seine Konzentration ist auch sichtlich am Ende.

"Würden Sie sich bitte auf die Straßen konzentrieren, ich hänge etwas an meinem Leben." dieser Spruch meinerseits ging an den Fahrer.

"Entschuldigung." höre ich als Antwort.

Auch Jake scheint sich jetzt gefasst zu haben.

"Bist du dir sicher, dass du das morgen nicht bereust?" fragt er mich nun.

"Wenn du weiterhin so dumme Fragen stellst, überlege ich es mir noch anders. Seit wann machst du dir über sowas Gedanken? Jana meinte, du schleppst jede Nacht eine Andere ab, warum dann nicht mich?" Frage mit Gegenfrage beantworten, gar nicht mal so schlecht dafür, dass ich so viel getrunken habe.

Gerade jetzt, wo das Gespräch spannend wird, fährt das Taxi in die Einfahrt und hält. Jake reicht dem Fahrer ein paar Scheine, nimmt mich an der Hand und verlässt mit mir das Taxi.


No risk, no Fun (beendet, in Überarbeitung) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt