Gedankenkarussell

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Er führt mich in sein Zimmer und schließt hinter uns die Tür.

"Hör zu Anna, denn wir haben nicht viel Zeit:

Wie du gerade gehört hast, hat sie uns vor die Wahl gestellt. Für mich steht fest, dass ich mich für dich entscheide. A....."

Ich unterbreche ihn:

"Das mag für dich fest stehen, aber nicht für mich. Ich kann meiner Mutter nicht den Job nehmen. Wa....."

Jetzt werde ich von ihm unterbrochen.

"Du weißt genauso gut, wie ich, dass deine Mutter den Job schon in dem Moment verloren hat, wo Mom in mein Zimmer gestürmt kam. Egal, wie wir uns entscheiden. Hier wird sie nicht mehr arbeiten können.

Ich bitte dich, hör mich einfach zu und unterbrich mich nicht."

Kurz nicke ich um ihm zu signalisieren, dass er fortfahren kann.

"Dein Mutter hat mehrere Jobs, weil sie dich noch nebenbei finanziert. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als dich und zwar für mich allein! Wenn du bei mir bleibst, finanziere ich dich. Damit hat deine Mutter eine Last weniger zu tragen. Du kannst nach, wie vor mit mir weggehen und ein neues Leben beginnen. Du kannst studieren und ich unterstütze dich dabei.

Wie du gerade gehört hast, kann ich hier nicht mehr bleiben. Ich werde bis zum Abschluss bei Mark unterkommen, am liebsten mit dir oder mir ein Hotelzimmer nehmen. Nach dem Abschluss werde ich aber von hier fortgehen.

Du hast die Wahl, ob du mit mir gehst oder hier bleibst.

Solltest du aber mitkommen, möchte ich nie wieder hören, dass du bei Dan den Job machen willst. Von mir aus kannst du kellnern, wenn du unbedingt dein eigenes Geld verdienen willst, aber nicht so ein Job.

Ich erwarte auch nicht sofort eine Antwort von dir.

Allerdings wirst du jetzt deine Sachen packen müssen. Beeil dich! Sobald du fertig bist, komm zu mir.

Ich bringe dich zu Mark und muss danach meinen Job machen."

Nach dieser Ansprache kehrt er mir den Rücken zu und fängt wahllos an seine Klamotten in eine große Sporttasche zu werfen.

Die Botschaft ist klar, daher gehe ich in mein Zimmer und befolge seinen Wunsch indem ich meine Sachen in meinen Koffer packe. Mir fällt das Packen einfacher, weil ich nur Sachen für die drei Wochen mitgebracht habe, daher bin ich auch sehr schnell fertig.

Ich setzte mich aufs Bett und ordne meine Gedanken, während ich höre, dass Jake im Nachbarraum immer noch durch Zimmer tigert.

Was für Möglichkeiten habe ich:

Natürlich hat Jake nicht alle aufgezählt.

1. Ich könnte mit ihm gehen. Dann würde ich aber meine Mutter verlassen.

2. Ich könnte Dans Angebot annehmen und würde damit mich und Mutter finanzieren können, allerdings zu einem sehr hohen Preis. Ich wünsche mir diese Zärtlichkeit von einem Mann, der mich liebt, der Rücksicht auf mich nimmt. Ich kann mit bildhaft vorstellen, was passiert, wenn ein Mann nur an seine Bedürfnisse dabei denkt. Das wäre definitiv kein Zuckerschlecken für mich.

3. Ich könnte zurück in Mutters Wohnung gehen und mein altes Leben weiter leben. Dann wird meine Mutter aber maßlos enttäuscht von mir sein, wenn sie über diese Nacht erfährt. Außerdem hätten wir ein großes finanzielles Problem. Mein Studium kann ich mir dann abschminken.

Was mache ich vor allem, wenn ich schwanger bin?

Diese Idee von der Schwangerschaft geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Vielleicht bin ich naiv, vielleicht auch dumm, aber ich liebe diesen Mann und irgendwie gewöhne ich mich jeden Moment mehr und mehr an den Gedanken, etwas von ihm in mir zu tragen. Das Produkt unserer Liebe später in den Händen zu halten. Dabei weiß ich noch nicht einmal, ob er Kinder überhaupt will.

Der Zeitpunkt ist definitiv nicht der Richtige, dennoch muss ich schmunzeln, wenn ich daran denke, dass in mir vielleicht gerade ein kleiner Mensch entsteht, dass Jake mir vielleicht diesen kleinen Menschen geschenkt hat. Bei dem Gedanken wird alles andere unwichtig, nur dieser kleine Mensch rückt in den Vordergrund.

Obwohl ich im ersten Augenblick an Abtreibung gedacht habe, weiß ich jetzt schon, dass ich das niemals tun würde. Dieser kleine Mensch ist das Ergebnis unserer Liebe und Zärtlichkeit. Egal was aus uns wird, ich würde dieses Kind mit meinem Leben beschützen.

Die Gedanken werde ich wohl später sortieren müssen, denn langsam muss ich zu Jake rüber.

Ich stehe vom Bett auf und gehe zu seinem Zimmer, im Türrahmen bleibe ich angelehnt stehen und schaue ihm zu, wie er immer noch seine Sachen packt. Mittlerweile ich er bei der zweiten Tasche angekommen. Er scheint es mit dem Auszug ernst zu meinen.

Als er sich kurz umdreht, bemerkt er mich und fängt an übers ganze Gesicht zu strahlen.

"Na, fertig?" fragt er mich.

Mein "Ja!" unterstreiche ich indem ich mit dem Kopf nicke.

Er schließt seinen Reißverschluss, schnappt sich seine beiden Taschen und kommt auf mich zu.

"Ich hole nur schnell deine Tasche, dann können wir los." sagt er an mich gewandt.

Ich lasse ihn durch den Türrahmen in dem ich noch angelehnt stand und folge ihm.

Da ich meinen Koffer bereits im Flur gestellt habe, greift er einfach nach dem Griff und trägt ihn mit Leichtigkeit samt seinen Sachen nach unten.

Vor der Eingangstür setzt er die Sachen ab und wir ziehen unsere Schuhe an. In diesem Augenblick kommt Miriam die Treppe runter.

"Willst du wirklich alles für eine Frau wegwerfen? Deine Familie?

Du triffst die falsche Entscheidung mein Sohn!"

"Nein Mom, ich mache zum ersten Mal in meinem Leben etwas richtig. Machs gut."

Während wir das Haus verlassen, ruft sie ihm noch hinterher:

"Machs besser!"

Selbst in so einem Augenblick kann sie noch Sprüche klopfen. Es ist einfach unglaublich.

Wir steigen beide ins Auto, nachdem er unsere Taschen im Kofferraum verstaut hat und fahren davon.


No risk, no Fun (beendet, in Überarbeitung) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt