1.- Angekommen

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Erinnerungen sind eine seltsame Angelegenheit. Sie sind flüchtig, unsichtbar, man kann sie nicht greifen, nicht festhalten. Sie leben in uns und sind trotzdem tote Stücke unseres Gedächtnis'.
Und wenn sie alle ausgestorben sind, ist es schwer sie wieder zum Leben zu erwecken, wenn ich das überhaupt so nennen kann.
Erst die richtige Person macht sie lebendig, gibt ihnen Farbe und verleiht ihnen Bedeutung.

Denn die Momente, in denen wir wirklich gelebt und geliebt haben, werden niemals von uns gehen.
-
"Sag ihr aber ja nichts davon. Das soll eine Überraschung werden.", hörte ich die Stimme von Dean leise durch die offene Tür dringen. "Wie soll ich ihr das denn bitte verraten? Ich bin in London, Dean. Du in Wellington." Unverhörbar Aidan, der beste Freund meines Freundes.
Leise schlug ich die warme Decke zur Seite und schlich mich in die Küche, wo Dean in blauem Hemd und Jeans am Tisch saß. Aidans Gesicht lachte ihm, und nun auch mir, auf dem Display des Laptops entgegen und er wollte schon etwas zu meinem Auftauchen sagen, doch ich legte einen Finger auf die Lippen. Dean bemerkte anscheinend immer noch nicht, dass ich ebenfalls im Zimmer war und die Gelegenheit nutzte ich aus.

Mit einem lauten "Buh!" sprang ich hinter ihn und fasste mit meinen Händen an seine Schulter. Erschrocken zuckte er zusammen und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. "Xenia!", rief er. "Du hast mich aber erschreckt..."
"Machst du doch auch immer.", entgegnete ich und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze, als ich mich zu Aidan wand, der auf der anderen Seite der Welt Mühe und Not hatte vor Lachen nicht von seinem Stuhl zu fallen.
"Dein Gesicht... Das war echt unbezahlbar!", kreischte er und wischte sich die ersten Lachtränen aus den Augen.
"Schön dich wieder lachen zu sehen, Aidan.", meinte ich. Denn in der letzten Zeit war sein Lachen nur allzu selten zu vernehmen, da vor einigen Monaten seine Freundin verstorben war. An Krebs.

Wir alle hatten noch Probleme damit ihren Verlust zu akzeptieren. Sie war mir in der kurzen Zeit in der ich sie kannte mehr als nur ein wenig ans Herz gewachsen. Sie war eine meiner, vielleicht sogar die beste Freundin gewesen und sie hatte mir etwas ganz besonderes geschenkt. Ohne ihr Zutun und Zureden würde ich nicht mit dem Mann meiner Träume zusammen sein. Manchmal bemerkte man erst zu spät, wie besonders die Menschen sind. Und umso schwerer fiel es mir, Aidan damals alleine in London zurück lassen zu müssen. Denn vor einem Monat hatten Dean und ich beschlossen endlich nach Neuseeland zurück zu kehren. In das Land, in das es mich schon seit meiner Kindheit zog. Jetzt war ich wirklich hier und alles war perfekt.
Nun ja, fast alles-
Die Wohnung fehlte.
Und aus diesem Grund lebten wir zwei mit Deans Hund Batman in dem kleinen Ferienhaus von seinem Bruder. Doch auch das wurde auf die Dauer etwas zu eng und war dann vielleicht ein wenig zu weit von der Stadt entfernt. Okay, um erhlich zu sein, viel zu weit. Wir wohnten hier wortwörtlich in der Wallapampa.

Da fiel mir wieder ein, worüber die zwei eben gesprochen hatten. Ich schob Deans Arme auf dem Tisch beseite und nahm auf seinem Schoß Platz. "So, was darfst du mir nicht sagen?", fragte ich in die Kamera. "Ehm... Gar nix."
"Jaja. Ich hab euch zwei schon durchschaut. Und warum sitzt du eigentlich schon um sieben Uhr Samstagmorgens im Hemd hier und skypst mit Aidan?"
"Sag es ihr doch. Sie wird sich freuen.", unterstütze mich Aidan.
"Hmpf. Na gut. Sollte eigentlich eine Überraschung werden. Also Xenia." Dean sah mir in die Augen und lächelte. "Ich habe aus dem ganz einfachen Grund so früh morgens schon ein Hemd an, weil wir gleich eine Wohnung besichtigen werden. Brett hat mich gestern angerufen und gesagt, dass ein Bekannter von ihm Makler ist und der zufällig ein Angebot für uns hat."
"Was?! Erhlich?!", fragte ich aufgeregt. Er nickte zur Antwort.
"Oh Dean. Das ist ja... Großartig!" Und mit diesen Worten fiel ich ihm um den Hals. Er lachte leicht und legte ebenfalls seine Arme auf meinen Rücken. "Denkst du mir gefällt das so toll auf 50 qm im Urwald zu wohnen? Für ein Wochenende ist das ja okay. Aber langsam bekomme sogar ich Stadtentzüge. Da musste mal was unternommen werden.", meinte er und drückte mich fester an sich.
"Ja. Reicht jetzt auch mal Leute. Ich sitze auch noch hier.", meldete sich Aidan zu Wort.
"Musst ja nicht hingucken.", gab Dean gereizt zurück. "Wir müssen jetzt eh los. Wenn wir pünktlich sein wollen, müssen wir in spätestens 30 Minuten fahren."
"Na dann. Machts gut Leute."
"Ja, du auch.", sagte ich und schaltete den Laptop aus. "Okay, jetzt muss ich mich aber echt beeilen." So schnell ich konnte lief ich ins Schlafzimmer und nahm mir Klamotten für den heutigen Tag aus dem Schrank.
"Ich geh schnell mit Batman raus.", rief Dean, als schon die Tür ins Schloss fiel.

Lost & Found (DeanO'Gorman ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt