Lost & Found (DeanO'Gorman ff)

43.- Nichts ist Fürimmer

Mein Brustkorb schmerzte mit jeden Atemzug den ich tat. Die kalte Luft schnitt ein wie die Klinge eines Messers, doch ich hielt nicht an, noch wurde ich langsamer. Ich musste weg von Christian, am besten so weit wie möglich. Weg von allem, dass mich hier umgab und einkesselte. Von allem, dass mir verbot, mich zu erinnern. Weg von meinen Ängsten und Zweifeln. Ich wollte mich endlich davon lösen, denn auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, hatten sie mich immer begleitet.

Außer Atem kam ich vor meiner Haustür zum stehen und schloss diese mit zitternder Hand auf. Erst als ich durch den Hausflur nach oben zu meiner Wohnung ging, fiel mir auf, dass ich durch die ganze Stadt gerannt war.

"Na, du bist aber noch spät Sport machen. Und das in dem Outfit?!" Erschrocken drehte ich mich um und blickte Lea ins Gesicht. Sie pustete den Rauch ihrer Zigarette in meine Richtung, die sie gerade auf der Treppe sitzend paffte. "Huch, was hab ich mich erschreckt." sagte ich.
"Willst du mir denn sagen, was du gemacht hast?" fragte sie.
"Ach, nicht so wichtig." wank ich ab, doch sie ließ nicht locker. "So leicht wirst du mich nicht los. Sag es doch."
"Na schön. Ich hab mich mit meinem Freund gestritten. Vielleicht sogar mehr als das." antwortete ich. "Reicht das jetzt als Auskunft?"
"Klar, das reicht. Aber hast es ja eigentlich nicht anders verdient. Du und Christian, das hätte niemals funktioniert. Der braucht ein ganz anderes Kaliber."
"Wie bitte?" Mein Herz schlug plötzlich doppelt so schnell, obwohl es sowieso schon am rasen war. "Ja, hast schon richtig gehört. Der steht schon lange auf mich. Seit ich mit seinem Cousin zusammen war, will der mir an die Wäsche." erzählte sie unbeirrt und rauchte weiter. "Du nimmst mich auf den Arm." lachte ich.
"Nein Xenia, das tue ich ganz bestimmt nicht. Dein Christian, das ist ein ganz schöner Player, wenn du mich fragst. Was meinst du, warum der letztens erst zu mir hochgekommen ist, anstatt bei dir zu klingeln?" Lea stand auf und zwinkerte. Was sollte das alles?
"Also heißt das..."
"Genau das." grinste sie. "Wie gesagt, der wollte schon immer was von mir. Jetzt hat er die Chance ergriffen.
Aber was hätte ich denn auch anderes machen sollen? Christian ist ein heißer Typ."

"Was ein Arsch."
Irgendwie musste lachen und drehte mich um, sodass ich Leas verdutztes Gesicht über meine Reaktion nicht mehr sehen konnte. Sie hatte jetzt sehr wahrscheinlich erwartet, dass ich sie anschreien oder angreifen würde; doch ich tat nichts dergleichen. Ich schloss einfach meine Tür auf und ging rein.

Hätte ich Christian geliebt, wäre ich jetzt wohl traurig oder verletzt.
Doch das hatte ich nicht wirklich, das war nun ein für alle mal klar. Wut empfand ich trotzdem. Einfach aus Prinzip heraus, dass er mich die ganze Zeit belogen hatten. Aber trotzdem nicht wollte, dass ich Kontakt zu Dean pflegte.

Die Welt war besiedelt von Idioten. Und ich konnte nichts dagegen machen, außer zu versuchen, sie zu vermeiden.
Und das war schwerer, als es klang; war ich bis vor drei Stunden noch mit genauso einem Idioten zusammen gewesen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mich überhaupt auf ihn einzulassen?
Mein Lachen verwandelte sich langsam in ein Schluchzen und mit Tränen in den Augen ließ ich mich auf mein Sofa sinken. Das Licht hatte ich nicht angemacht und so saß ich allein in der Dunkelheit und dachte über die ganzen Fehler nach, die ich gemacht hatte.
Über die Fehler, die ich hätte vermeiden können und die Leute die ich hätte verschonen können, wenn ich das gewusst hätte, was ich jetzt wusste. Über das, was ich anders gemacht hätte und über das, was ich genauso gemacht hätte.

Nur waren das alles wenn es doch vielleicht und hätte ich damals, aber davon konnte ich die Gegenwart nicht ändern, das wurde mir nun bewusst. Ich konnte mit der Gegenwart nicht die Vergangenheit umschreiben.
Vor mir lag einzig und allein die Zukunft. Die Chance, meine Fehler zu begleichen und neu anzufangen. Alles aufzuräumen und niemanden mehr zu verletzen. Dazu zählte auch Dean.