Deans P.O.V:
"Entschuldigung, aber ich kann das nicht." Mit diesen Worten verließ ich den Speisesaal. Mein Herz war so schwer in meiner Brust, das es mich drohte auf den Boden zu ziehen. Tränen bildeten sich in meinen Augen und so gut ich konnte, versuchte ich sie zurück zu halten bis ich diesen verdammten Ort verlassen hatte. Draußen schlug mir die kalte Luft ins Gesicht und ich hielt nicht an, bis ich auf dem Parkgelände vor dem Krankenhaus einen großen Baum erreichte und mich dort mit dem Rücken anlehnte.
Ich brauchte jetzt eine Stützte. Ich fühlte mich, als könnte ich alleine keinen einzigen Schritt mehr tun. Schwach sank ich auf meine Knie und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Die Tränen übermannten mich und ich begann zu zittern; jedoch nicht wegen der Kälte. Sondern wegen dem Schmerz, der mich jetzt noch stärker überkam, als an den Tagen zuvor. "Warum?" flüsterte ich die ganze Zeit. "Warum?"
Dieses Wort schwirrte ständig durch meine Gedanken. Warum war es zu diesem Unfall gekommen? Warum war mein einziger Bruder tot? Warum konnte sich Xenia nicht mehr an mich erinnern?
Ich verstand es einfach nicht. Egal wie ich es wendete und drehte, es machte keinen Sinn für mich. Alles was ich einst hatte, alles was ich jemals geliebt hatte, war mir innerhalb eines einzigen Abends genommen worden.Sofort schossen mir wieder die Bilder von dieser einen verhängnisvollen Nacht in den Kopf. Ich war spät nach hause gekommen, doch zu meiner Überraschung war niemand da gewesen. Nur Bretts blaue Jacke hing an der Garderobe und halb verkochte Spaghetti standen in der Spüle. Auch Aidan wusste nicht, wo Xenia war, bis schließlich um halb zwei mein Handy geklingelt hatte. Zuerst wollte ich nicht dran gehen, da es eine unterdrückte Nummer war. Und als ich dann doch annahm, begrüßte mich eine unbekannte Stimme. Eine unbekannte Stimme, die mir von einem Unfall mitteilte. Natürlich waren Aidan und ich so schnell es nur irgend möglich war zu dieser Landstraße gefahren. Und da hatte ich es gesehen.
Das überschlagene alte Auto von meinem Bruder, das halb zertrümmert abseits der Straße auf einem Feld gelegen hatte. Als sei es ein Spielzeug gewesen, dass man ganz einfach zur Seite kicken konnte. Ich war wie betäubt gewesen, als mich die Polizisten und Sanitäter ansprachen; denn das einzige was ich gesehen hatte, waren die dunkelroten Flecken in dem weißen Schnee.
Ich schreckte aus diesem Szenario wieder hoch.
Ich hatte sie alle verloren.Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus der Tasche und rief Aidan an. Er schnäutzte sich die Nase, bevor er "Hallo" sagte. Ich glaubte, er hatte wieder geweint. Denn das hatte er oft, sehr oft in den letzten Tagen getan.
"Hey Aids, kannst du mich vielleicht am Krankenhaus abholen?" fragte ich leise. Er antwortete nicht, sondern legte auf.Keine zehn Minuten später stand er mit meinem Wagen auf dem Parkplatz und hielt nach mir Ausschau. Ich stand auf und klopfte die Blätter von mir ab, die wie in Zeitlupe auf den Boden segelten. Aidan stieg aus und zog mich in eine kurze Umarmung. "Wie war das Gespräch?" fragte er. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und stieg ein. Als wir ein wenig gefahren waren, ergriff ich das Wort. "Sie erinnert sich einfach an gar nichts mehr. Sie weiß nicht wer ich bin, was ich will. Und das schlimmste ist, dass sie Angst vor mir hat."
Er seufzte.
"Dean, ich..."
"Musst nix sagen." unterbrach ich ihn. "Ich weiß ja selbst nicht, was man da noch sagen soll. Ist doch eh alles sinnlos."Geistesabwesend starrte ich hinaus aus dem Fenster in die Stadt und musste an Xenia denken, wie sie das immer getan hatte. Wie ihre braunen Haare in dem Fahrtwind geflogen sind, wie sie gelacht hatte, als wir das erst mal durch Wellington gefahren sind. Die Blicke, die sie mir zu geworfen hatte.
Was würde ich geben, um nur noch einen einzigen von diesen Blicken zu bekommen.
Die Sonne schien leicht durch die dicken Wolken, doch irgendwie störte sie mich. Sie brauchte jetzt auch nicht mehr scheinen. Meine Sonne hatte ich verloren.
-
In meiner Wohnung angekommen setzte ich mich schweigend mit Aidan an die Bar in der Küche und starrte in meinen Kräutertee, den er mir gemacht hatte. Ich konnte Kräutertee eigentlich nicht leiden, aber der Geschmack unterdrückte mein Bedürfnis anfangen wollen zu schreien und zu weinen. "Das Beerdigungsinstitut hat heute morgen angerufen." erzählte Aidan. Erneuter Stich in mein Herz. "Und was haben die gesagt?"
"Nur dass alles so weit fertig ist für morgen. Du wolltest doch Vergissmeinnicht, oder?" Ich nickte nur. Morgen sollte die Beerdigung von meinem Bruder Brett statt finden. Ich konnte mir keinen schlimmeren Tag in meinem Leben vorstellen. Wenn wenigstens Xenia dabei gewesen wäre, die mich unterstützen könnte. Die mich einfach in den Arm nehmen könnte, mich küssen könnte und sagen könnte, dass alles wieder gut wird.
Aber das würde sie nicht. Weil sie sich ja noch nicht mal mehr an Brett erinnerte.
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Lost & Found (DeanO'Gorman ff)
Fanfiction«Ich war verloren, aber du hast mich gefunden.» Wenn du angekommen zu sein scheinst, Wenn du das Gefühl hast, endlich du selbst zu sein, Wenn du die Liebe deines Lebens gefunden hast, und ein Unfall alles zerstört... Alle Erinnerungen, für...