7.- Sonnenuntergang

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Die Sonne war bereits untergegangen, als Dean das Auto endlich anhielt. "Wir sind da." flüsterte er und ich schreckte von der Fensterscheibe hoch, an der ich mit meinem Kopf gelegen hatte, um ein wenig zu schlafen. Der Tag hatte an meinen Nerven und Kräften gezerrt und so war ich irgendwann dahin gedämmert. Batman auf den Rücksitzen konnte es wohl auch kaum mehr abwarten, endlich auszusteigen und ich blinzelte ein paar Mal, um in der Dunkelheit vor uns etwas zu erkennen. "Wie lange waren wir unterwegs?" fragte ich und stieg aus. Meine Beine fühlten sich so steif an, als wären wir 24 Stunden unterwegs gewesen.
"Zwei Stunden. Wir wären schneller gewesen, wäre da nicht dieser Unfall auf der Autobahn." erklärte er und lud die Koffer aus.
"Und ich hab gedacht es hätte viiieeel länger gedauert."
"Ach ja? Bin ich so eine schlechte Fahrtbegleitung, dass die Zeit nicht vorbei geht?" Dean stand plötzlich neben mir und lächelte mich an.
"Nein. Du bist die beste Fahrtbegleitung." sagte ich und küsste ihn schnell. "Und wo sind wir hier? Ist das da." Ich deutete auf ein größeres Haus. "Unsere Unterkunft?"
Dean nickte zur Antwort. "Hab uns ein Zimmer fürs Wochenende gemietet. Direkt in Strandnähe und es soll einen großartigen Koch beschäftigen."
"Nicht schlecht." antwortete ich und zusammen liefen wir den kleinen Kiesweg runter zu dem Hotel. An der Rezeption übergab uns eine ältere Dame die Schlüssel für unser Zimmer und als wir dort angekommen waren, überkam mich erneut die Müdigkeit. Ich ließ mich auf das weiche Bett fallen. Die Kissen sprangen ein wenig zur Seite und ich rollte mich zusammen.
"Da will wohl jemand schlafen." sagte Dean und stellte die Koffer ab. Vorsichtig kniete er sich vor das Bett und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich musste lächeln. "Ja. Ich bin wirklich müde."
"Dann mach mir mal bisschen Platz." Er legte sich zu mir, nachdem ich gerutscht war und mit einem letzten Seufzer kuschelte ich mich an ihn. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam, wenn er atmete und wog mich damit schnell in den Schlaf.

Durch ein Klopfen an der Tür wurde ich wach. "Zimmerservice."
Ich sah mich verwirrt um. Dean lag immer noch tief schlafend neben mir; die blonden Haare verwuschelt, sein Tshirt verrutscht und den Mund leicht geöffnet.
"Ich...äh... Ich komme." rief ich und schwang mich aus dem Bett. An der Garderobe griff ich nach einem bereit gestellten Bademantel und als ich diesen ungebunden hatte, öffnete ich die Tür. "Guten Morgen." meinte das Mädchen und fuhr mit dem kleinen Wagen herein. "Wo darf ich Ihnen das Frühstück servieren?"
"Stellen Sie es einfach da auf den Tisch." antwortete ich knapp und versuchte ein wenig mit dem großen Bademantel die Unordnung auf dem Boden zu verstecken, die sich hinter mir befand.
Doch das bewahrte mich nicht vor meinem Freund, der total ruckartig wach wurde. "Wer ist das denn?" fragte er und strampelte die Decke weg.
"Ich bin das Zimmermädchen. Ich hab nur das Frühstück gebracht." piepste sie und schien etwas eingeschüchtert. Dean musterte sie. "Klopfen sie das nächste Mal an. Sie müssen meine Freundin zu Tode erschreckt haben."
"Sie hat angeklopft." unterbrach ich ihn und warf ihm einen warnenden Blick zu. Die Situation war peinlich genug.
"Achso."
"Ich gehe dann mal wieder." meinte das Zimmermädchen und schob ihren quietschenden Tabletwagen raus.

"Was war das denn?" lachte ich, als die Tür geschlossen war. "Hast du gedacht, die wäre bei uns eingebrochen?"
"Ja. Man kann doch nie wissen. Und außerdem muss ich in deiner Gegenwart auf besondere Sicherheit achten. Du bist wertvolle Fracht."
"Wertvolle Fracht. So nennt man mich also. Hast du es dir zur Aufgabe gemacht, meinen Bodyguard tu spielen?" Dean zuckte mit den Schultern und wir setzten uns an den kleinen Tisch. Von hier konnte man einen Blick durch den Balkon auf das Meer erhaschen, das in der Entfernung wild brauste.
"Vielleicht." antwortete Dean und zwinkerte mir zu.

Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg zum Strand und damit zur Surfschule. Es war der letzte Monat, in dem man noch surfen konnte, bevor hier der richtige Winter einbrach. Über uns flatterten ein paar orangene Schmetterlinge wild hin den her Batman trabte glücklich neben uns. Ich konnte Dean nicht davon abbringen ihn mitzuholen, obwohl Batman wohl kaum selbst auf ein Brett steigen könnte. Ich musste zugeben, dass es seit unserer Ankunft im April ein wenig kälter geworden war, doch solche Temperaturen gingen in meinem alten Zuhause als mild bis warm durch.

Lost & Found (DeanO'Gorman ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt