"Und wie war's auf dem Konzert?" fragte Aidan und biss in sein frisches Toast. Dean wackelte schon die ganze Zeit auf dem Hocker an der Bar herum und sag ein paar Lieder von gestern Abend vor sich hin.
"Wunderschön." antwortete ich verträumt. "Ich war noch nie auf einem schönerem Konzert gewesen."
Dean hörte auf zu singen und sah mich überrascht an: "Liegt das nicht daran, dass du noch nie auf einem Konzert warst?"
Aidan verschluckte sich an seinem Toast und musste ein paar mal husten. "Echt jetzt?"
"Gar nicht." sagte ich schnell. "Ich war schon mal auf einem Konzert."
"Ja, von dieser Kinderband als du acht warst. Das zählt nicht. Wie hießen die nochmal? Befive?"
Ich warf Dean einen vernichtenden Blick zu. "Befour, die heißen Befour. Und die waren cool. Außerdem hab ich in der ersten Reihe gestanden."
"Oh, wow. Respekt. Wie viele Leute waren denn da?" lachte Aidan. "Zehn?" fragte Dean. "Deine komische Freundin miteinberechnet."
"Nein, es waren mehr." antwortete ich trotzig. "Und du Aidan solltest lieber mal aufpassen, dass du nicht an deinem doofen Toast erstickst."
"Jaja." meinte er und verkniff sich sein Lachen. "Immerhin standest du in der ersten Reihe."
"Mit ihrer komischen Freundin." fügte Dean hinzu.
"Mit ihrer komischen Freundin." ergänzte Aidan.
"Diese Julie glaube ich. Ich hab's mit Namen nicht so." sagte Dean.
"Merkt man." meinte ich. "Könnt ja noch bisschen über mich herziehen, aber ich muss jetzt los. Eine Hochzeitstorte wartet auf mich."
"Wir ziehen gar nicht über dich her."
"Was denn sonst?"
"Wir lachen nur... bisschen..." erklärte Aidan, doch ich schüttelte nur den Kopf und stand auf, um mich fertig zu machen. Oscar erwartete mich bestimmt schon. Denn heute sollten wir die Torte zur Hochzeit bringen.In der Bäckerei herrschte Chaos. Oscar wuselte wie verrückt durch die Küche und als ich ihn fragte, was er suchte, bekam ich nur ein unverständliches Genuschel zur Antwort. Hörte sich stark nach Marzipan an, doch ich wollte ihm nicht im Weg stehen, wenn er im Stress war und so entschied ich mich, die Kundschaft zu bedienen.
Gegen neun war mein Chef so weit mit der Torte fertig und kam total verschwitzt und mit der Brille schief auf der Nase zu mir nach vorne geschlurft. "Ach Xenia, ich hatte selten solche Probleme mit einer Bestellung."
"Bist ja jetzt fertig." meinte ich und gab einer Kundin ihr Wechselgeld zurück. "Willst du denn mit mir kommen und die Torte weg bringen?" fragte Oscar und ich nickte. "Klar."
"Super, dann lass uns gleich fahren."Ich half Oscar gerade die Torte ins Auto zu bugsieren, als Lea auf uns zu kam. Eine Zigarette zwischen den Zähnen und einem gehässigen Lächeln auf den Lippen. "Wartet, ich komme mit!" rief sie.
"Und wer ist dann im Laden?"
"Mensch Papa, so viel ist auch wieder nicht los." Bevor Oscar etwas erwidern konnte, hatte sie ihre Zigarette ausgetreten und sich ins Auto gesetzt. Ich unterdrückte meinen aufkommenden Seufzer. Auf ihre Gesellschaft konnte ich gut und gerne verzichten, vor allem bei solch einem wichtigen Anlass für die Bäckerei. Ärger war hier vorprogrammiert.An der Location der Hochzeit angekommen, luden wir schnell die Torte aus, damit sie nicht schon im Auto weich und instabil wurde. Eine ältere Dame in rosa Kostüm empfing uns und wedelte aufgeregt mit den Händen, als sie Oscars Backwerk erblickte. "Du lieber Himmel. Kommen Sie her! Wir bringen die rein."
Mein Chef und ich trugen jeweils eine Seite der Kuchenplatte, da sie doch ganz schön schwer war. Lea lief unbehelligt neben mir und ich sah mich staunend in dem Saal um. Alles war schön dekoriert und passte sogar farblich zu unserer Torte. Auch Oscar schien sich darüber zu freuen und grinste mich zufrieden an.Doch da spürte ich einen kleinen Widerstand zwischen meinen Füßen. Irgendetwas blockierte mich und mit einem Mal kam ich aus dem Gleichgewicht. Da war es passiert.
Ich stolperte, verlor den Griff unter der Platte und die Torte flog mit einem lauten Platsch auf den Boden. Durch den harten Aufprall platzte die Geleeschicht regelrecht auf und spritzte in alle Richtungen.
Das Kostüm der Frau, die uns den Weg gezeigt hatte, war nun nicht mehr rosa sondern an einigen Stellen dunkelrot durch das Gelee gefärbt und auch in ihren geflochtenen Haaren hingen einige Stückchen. Sogar Oscar war getroffen worden und auch ich. Allein Lea, die plötzlich zwei Meter weiter von mir entfernt stand, als noch vor ein paar Sekunden, war verschont geblieben. Mein Chef sog scharf die Luft ein und schüttelte geschockt seine Hände. "Xenia." hauchte er, seine Stimme zitterte vor Wut.
Erst jetzt wurde mir klar, was ich getan hatte. "Ich... Ich..."
Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Durch meine Unachtsamkeit war nun tatsächlich die Torte runter gefallen. "Was haben Sie getan?" kreischte die Frau und sah erschrocken erst an sich hinunter und dann an mir. "Sie haben die Torte ruiniert!"
"Das... Das war nicht meine Absicht! Ich bin über irgendwas gestolpert... "
"Red dich ja nicht raus." ermahnte mich Oscar. "Hätte ich das gewusst, hätte ich meine Tochter tragen lassen helfen."
"Tja, hättest du wohl lieber." stimmte Lea unberührt zu. "Ich wusste ja schon immer, dass Xenia nicht die Richtige für uns ist. Sie hat es ja auch immerhin nicht gelernt."
DU LIEST GERADE
Lost & Found (DeanO'Gorman ff)
Fanfic«Ich war verloren, aber du hast mich gefunden.» Wenn du angekommen zu sein scheinst, Wenn du das Gefühl hast, endlich du selbst zu sein, Wenn du die Liebe deines Lebens gefunden hast, und ein Unfall alles zerstört... Alle Erinnerungen, für...