37.- Unbekannte Gefühle

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"Lasst uns noch einen Kaffee trinken." schlug ich vor, nachdem wir das Studio verlassen hatten und auf dem Weg zu Aidans Wagen waren.
"Oh ja." sagte Shay und lief zielstrebig auf Starbucks zu, der sich glücklicherweise ein paar hundert Meter vor uns befand.

Ich nahm mit meinem Vanillecappuchino auf einer Bank Platz und zog meine Jacke über die Frischhaltefolie auf meinem Arm, unter der sich das Tattoo befand. "Das juckt ja jetzt schon." nörgelte ich und versuchte nicht zu kratzen. Shay nickte verständnisvoll. "Ja, ich weiß."
"Hä? Woher weißt du das denn?"
Sie verschluckte sich an ihrem Getränk, aufgrund meiner Frage.
"Hast du etwa auch eins? Du hast." stellte ich geschockt fest. "Wann hast du das denn machen lassen? Und wo ist das überhaupt?"
"Schulter, ganz klein." warf Aidan ein.
"War ja klar, dass du das wusstest." lachte ich. "Wieso erzählst du mir sowas nicht, Shay?"
"Hab gedacht, das interessiert dich nicht."
"Natürlich interessiert mich das." widersprach ich. "Zeig mal."
"Nein, lass. Ist doch egal."
"Ist es nicht." Ich stand auf, und wollte es mir ansehen, doch sie drehte sich von mir weg. "Haha." Aidan ergriff die Chance und zog ihr schnell das Oberteil etwas zur Seite. Tatsächlich kam ein kleiner, schwarzer Schriftzug zu Tage.
"Je regrette rien." las er vor und Shay wand sich aus seinem Blick. Wütend warf sie Aidan tötende Blicke zu.
"Was heißt das eigentlich."
"Ich bereue nichts." erklärte ich ihm und setzte mich wieder. "Was bereust du denn nicht?" wollte ich wissen.
"Ach nichts, einfach so."
"Ohne Bedeutung?"
"Ja, ohne Bedeutung." wiederholte sie. "Hm." Ich beließ es dann dabei, ihr Verhalten war mehr als nur fragwürdig.

Zuhause hatte Aidan sich bereit erklärt, für uns zu kochen und ich nutzte die Gelegenheit, um mit Shay alleine zu sprechen. Ich klopfte an ihre Tür und trat ein. Sie lag auf ihrem Bett und las in diesem kleinen, blauen Buch, das sie sofort zuklappte, als ich zu ihr ging.
Vorsichtig legte ich eine Hand auf ihren Arm. "Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist heute so... Komisch. Ist etwas passiert?"
Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Ist alles in Ordnung. Mir geht es nur nicht so gut. Aidan war gestern... Ach egal."
"Was war Aidan? Sags mir doch."
"Wir haben geredet. Gestern Abend, als du weg warst. Ich meine, die ganze Zeit war es okay, weißt du? Ich hab mir nichts draus gemacht, dass er nicht mit mir zusammen sein kann oder möchte, oder was auch immer. Und gestern abend, da gings dann nicht mehr. Ich hab immer gedacht, dass er nicht mehr wäre als ein Flirt, ein guter Freund."
"Aber jetzt hast du dich in ihn verliebt."
"Ja." flüsterte sie. "Und er... Was hab ich denn gemacht, das ich das verdiene? Aidan mag mich auch, das weiß ich. Wieso sagt er das dann nicht einfach?"
Eine Träne verließ ihr Auge und sie warf sich mit dem Gesicht auf ein Kissen. "So, das reicht. Länger halte ich das nicht mehr aus." meinte ich, stand auf und ging in die Küche.
Aidan füllte drei Fünf - Minuten - Töpfchen mit Wasser und pfiff fröhlich vor sich hin.
"Ey." machte ich und lehnte mich an den Türrahmen. "Aidan, komm mal her."
"Was ist denn?" wollte er wissen.
"Es ist wegen Shay. Sie sitzt im Zimmer und heult."
"Echt?" Seine Augen weiteten sich.
"Ja, echt. Wegen dir."
"Wegen mir? Was hab ich denn gemacht?"
"Du magst sie doch, oder?" hakte ich nach. "Natürlich tu ich das. Sehr sogar."
"Also. Dann geh zu ihr und sag das."
"Aber... "
"Nix aber, Aidan. Wenn man jemanden liebt, dann sollte man das sagen." sagte ich und schob in aus der Küche. "Moment." Er drehte sich nochmal um und schnappte sich eine Terine von der Ablage, bevor er mit mir zu Shay ging.

"Shay?" fragte Aidan.
"Lass mich."
"Ich hab was für dich."
Nur widerwillig drehte sie sich um und sah sich Aidans gekochtes Abendessen an. "Hab ich nur für dich gemacht. Hier." Damit drückte er ihr das Töpfchen in die Hand. Ein kleines Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. "Danke. Wie süß."
Ich musste lachen. "Wie romantisch. Anstatt von Blumen bekommt sie ein Maggi-töpfchen."
"Also mir gefällts. Kann man wenigstens essen." sagte Shay und begann die Nudeln zu löffeln.

"Aber was Aidan dir eigentlich sagen wollte... " Ich stupste ihn etwas an.
Er räusperte sich und spielte nervös mit seinen Fingern. "Ja?" Erwartungsvoll hörte Shay auf zu essen und sah Aidan an.
"Shay, ich... Ich glaube..."

Lost & Found (DeanO'Gorman ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt