28.- Das Problem mit der Zeit

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"Halten Sie einfach ganz still, Miss Rosenmann." wies der Oberarzt von der Konferenz mich an, als ich am nächsten Morgen bei den Untersuchungen war. Es sollte ein MRT von mir gemacht werden, damit sie sich sicher sein konnten, mich ohne Gefahr aus dem Krankenhaus entlassen zu können. Gestern Abend hatte sich eine Schwester noch aufgeregt, warum ich so spät gekommen war, ohne mich abzumelden. Doch auch der Ärger war nun verflogen. Denn ich selbst konnte es kaum erwarten etwas anderes zu sehen, als die weiße Wand meines Zimmers. Ab übermorgen sollte es dann heißen: "Das Leben mich zurück hatte." Oder besser gesagt, dass ein neues Leben anfangen würde.

Die Liege war noch so kalt, wie beim letzten Mal und eine Gänsehaut überzog meinen Körper, als ich mit dem Kopf in die Röhre gefahren wurde. Mir war mehr als langweilig, also las ich immer wieder aufs neue das Sicherheitsschild, dass über meinen Knien an der Decke der Röhre klebte.

Endlich wurde ich wieder heraus gefahren und Christian war sofort zur Stelle, um mir aufzuhelfen. "Machen Sie langsam, Miss Rosenmann." Mit einem Arm von ihm zur Stütze machte ich mich auf den Weg zu dem anderen Arzt, um mir mein Hirn selbst einmal ansehen zu können. Dr. Bowen, so hieß er, saß auf einem roten Schreibtischstuhl und kaute auf einem Kugelschreiber herum, als ich eintrat. "Setzen Sie sich doch, Miss Rosenmann." bot er mir an und Christian rollte mir einen Stuhl herbei.
"Sehen Sie." Dr. Bowen deutete auf einen kleinen Teil von der Aufzeichnung, die sich auf einem Display vor uns befand. "Dieser Teil wurde wegen dem Unfall beschädigt. Leider ist dies das Zentrum des Langzeitgedächtnises."
"Hmh."
"Aber das wissen Sie ja alles schon." winkte er ab. "Und das was ich Ihnen eigentlich mitteilen wollte ist, dass sich ihre Verletzung sehr gut entwickelt hat. Morgen werden wir Sie noch einmal nur zur Kontrolle ganz durch checken lassen, aber ihrer Entlassung nächste Woche steht damit nichts mehr im Weg." Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und Christian legte von hinten eine Hand auf meine Schulter.
"Nun, von mir aus dürften Sie jetzt gehen."
"Oh natürlich." Ich stand auf und gab dem Arzt meine Hand. "Vielen Dank."
"Ach, nichts... Nichts zu danken." erwiderte dieser und rollte mit seinem Stuhl zurück an einen Schreibtisch.

Christian begleitete mich noch auf mein Zimmer und in einer Ecke, in der ich meinte wir wären ungestört, zog ich ihn zu Seite. "Was ich dich die ganze Zeit fragen wollte." flüsterte ich. "Jetzt wo ich entlassen werde, brauche natürlich auch irgendwann mal wieder einen Job."
Er nickte verständnisvoll. "Klar brauchst du den."
"Und vor ein paar Tagen hat mich ein gewisser Dr Snow angesprochen."
"Dr Snow? Ich glaube, der ist auch ein Patient hier im Krankenhaus."
"Jetzt tu doch nicht so scheinheilig." lachte ich und schlug gegen seine Brust. "Der Typ hat mir erzählt, dass du ihn geschickt hast. Warum?"
Christian rieb sich mit einem leidenden Gesichtsausdruck über die Stelle, auf die ich gehauen hatte.
"Ich wollte dir halt was gutes tun. Kann ich denn wissen, dass der dir direkt erzählt, dass ich das war."
"Nein, kannst du nicht. Aber ich hätte auch selbst für mich sorgen können."
Er lächelte mich an. "Aber jetzt habe ich vorgesorgt. Was hälst du denn von dem Job?"
"Keine Ahnung. Ich war ja noch nicht da und muss nochmal anrufen." sagte ich und lief weiter.
"Warte!" rief Christian. "Bekomme ich kein Danke dafür." Ich drehte mich noch einmal um, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. "Dankeschön."

In meinem Zimmer nahm ich meinem Koffer aus dem Schrank und begann die ersten Klamotten zu packen.
"Huch, Xenia. Kannst es wohl kaum erwarten, was?"
"Und du? Kannst nicht anklopfen, was?" fragte ich lachend, nachdem Shay herein gekommen war.
"Nein, kann ich nicht. Aidan wartet unten. Bist du soweit?"
"Eigentlich wollte ich mich noch umziehen... "
"Ach, brauchst du nicht. Du siehst toll aus. Komm. Wir haben noch eine Überraschung für dich." meinte sie aufgeregt und griff nach meiner Hand, um mich mit sich nach draußen zu ziehen. Wie sie schon gesagt hatte stand Aidan in seinem Kleinwagen auf dem Parkplatz und spielte an seinem Handy.
"Wir können los." meinte Shay. Da hatte ich noch gar nicht richtig Platz genommen.

Lost & Found (DeanO'Gorman ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt