11.- Drei Überraschungen

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"Wann bist du gestern Abend eigentlich nach hause gekommen?" fragte ich gähnend, als Dean sich einen dampfenden Kaffee einschenkte. "Ich glaube um eins. Aber du hast ja schon geschlafen." meinte er und setzte sich neben mich an die Bar. "Ja kein Wunder, mein Lieber. Ich war immerhin arbeiten und danach hat mich dein Bruder noch unterhalten." Dean runzelte die Stirn und nippte an seinem Kaffee. "Aha. Interessant."
"Aw, sind wir etwa eifersüchtig?" fragte ich und wuschelte ihm durch die weichen Haare.
"Nein, sind wir nicht. Ich geh duschen." antwortete er knapp und ließ seine Tasse stehen, um schnell im Bad zu verschwinden. Ich musste lachen. "Jaja. Schon klar." rief ich ihm hinterher und setzte mich auf unsere Couch. Hoffentlich ist Aidan noch wach. Hoffte ich und tatsächlich nahm er ein paar Sekunden später meine Chatanfrage an.
"Ach, ihr lebt also auch noch." begrüßte er mich und sah mich etwas sauer durch die Kamera an.
"Ja, sorry Aidan. Ich hatte so viel zu tun und es ist so viel passiert und... Ja."
"Hmpf. Ist ja schön, dass du dich wenigstens noch erinnerst, im Gegensatz zu meinem angeblich besten Freund. Ihr habt euch seit Wochen nicht mehr gemeldet. Was war dann mit dem Versprechen: Jeden Tag chatten, hm?"
"Ja, hehe. Tut mir ja auch leid. Aber versuch doch mal uns zu verstehen." meinte ich. Und schon plagte mich das schlechte Gewissen. Aidan hatte ja Recht, ich hätte mich öfter bei ihm melden können.
Er winkte ab. "Ja, ist ja jetzt egal. Erzähl mal was, wenn so viel passiert ist."
"Also, ich hab jetzt einen Job, in einer Bäckerei hier in der Nähe. Ist eigentlich nichts besonderes, aber besser als den ganzen Tag daheim rumzugammeln. Ja, dann hat Dean mit so einer Liste angefangen, die er unbedingt abarbeiten möchte."
"Eine Liste?" Aidan zog eine Augenbraue hoch.
"Ja, da stehen so Sachen drauf, die wir noch machen wollen. Und dann waren wir letzte Woche surfen und gestern hat Brett mich besucht..."
"Ach stimmt ja, Dean hat ja einen Bruder." lachte Aidan. "Hatte ich total vergessen. Ups."
"Ja, ups." antwortete ich. "Und du beschwerst dich über uns."
"Jaja, tut mir ja leid." entschuldigte er sich.
"Aber jetzt erzähl du mal. Was gibt' neues bei dir. Und in London."
Er amtete laut aus und schien zu überlegen. "Hm, eigentlich nicht viel. Kili wird ständig größer und irgendwie hab ich das Gefühl, ich erziehe ihn falsch."
Kili war Aidans Hund, den er sich damals mit seiner verstorbenen Freundin ausgesucht hatte. Der Welpe war nun natürlich nicht mehr so niedlich und klein, wie noch vor ein paar Monaten. "Ich hatte Dean wohl unterschätzt was die Erziehung von Hunden angeht." seufzte er und ich musste lachen. "Hm, ich drehe jetzt sehr wahrscheinlich ab September eine neue Serie in Cornwall. Tja, nichts besonderes."
"Freut mich, dass du wieder eine Rolle angemommen hast."
"Ja, wurde ja auch Zeit, oder?" Er lachte kurz, doch ich wusste, dass es nicht von Herzen kam. Seine Augen sahen mich immer noch so müde an, wie damals nach Scarletts Verlust.

"Ach, schau mal einer an."
Es war Dean, der gerade aus dem Bad kam, gewickelt in ein Handtuch, während er sich mit einem anderen Handtuch die Haare trocken rubbelte. "Den Aids."
"Oh, Dean. Bitte." Aidan verdeckte die Kamera mit einer Hand. "Zieh dir doch erst was an. Ich will das wirklich nicht sehen."
"Was denn?" Dean sah mich verwirrt an. "Ich weiß gar nicht, was er hat." Ich begann zu kichern und zuckte mit den Schultern. "Ja, das weiß ich allerdings auch nicht."
"Leute, es reicht. Ich möchte weder einen halbnackten Dean hier rumhüpfen sehen, noch mitbekommen, wenn ihr gleich sonst was veranstaltet."
"Jajaja. Ist ja schon gut." murmelte Dean und zog sich eine Wolldecke über. "Jetzt besser?" fragte er und präsentierte sein Ergebnis Aidan vor dem Laptop. Der streckte einen Daumen in die Höhe. "Viel besser. Auch wenn du jetzt bisschen wie Cäsar aussiehst. Naja. Bin ja froh, dass ich dich überhaupt mal zu Gesicht bekomme."
"Ja, hehe. Ich hatte halt viel um die Ohren." sagte Dean und spielte verlegen an seinem Ohr.
"Lass gut sein, Kumpel. Das hab ich schon alles von deiner Freundin erzählt bekommen."
"Genau." stimmte ich zu. "Und wo wir hier schon zu dritt sitzen,", begann ich, "kann ich Aidan ja auch im Namen von Dean zu uns einladen."
"Was?!" Dean sackte etwas in sich zusammen. "Du willst den Penner einladen?"
"Ehm, Dean. Ich kann dich hören." meinte Aidan auf der anderen Seite.
"Ja, genau den will ich einladen." sagte ich und lächelte.

Lost & Found (DeanO'Gorman ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt