1. Kapitel

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Es krachte ziemlich heftig und ich klammerte mich an die Gurten, die mich auf meinem Sitz hielten.
Bitte, lieber Gott, lass mich nicht sterben!
Ich schloss meine Augen und wiederholte die Worte wie ein ewiges Mantra. Dann war es auf einmal still und kurz darauf redeten alle durch einander. Mit zittrigen Fingern löste ich meinen Gurt und stieg aus meinem Sitz. Von oben kamen weitere Jugendlichen herunter geklettert.
"Bleibt zurück, Leute", rief ein dunkelhaariger, großer Typ mit Wachmannuniform, der vorne an den Schleusen stand.
"Hey Stop!", rief ein blondes Mädchen das hastig die Leiter hinunter geklettert kam. Der Dunkelhaarige drehte sich zu ihr um als sie weiter sprach: "Wir können die Schleusen nicht einfach öffnen! Die Luft ist vielleicht verseucht". Sie schob sich zwischen den anderen hindurch nach vorne zu dem Typen.
"Dann werden wir sowieso alle drauf gehen", erwiderte dieser recht grob und ich musste ihm unwillkürlich recht geben. Er hatte die Hand bereits am Hebel.
"Bellamy?", fragte eine ungläubige Mädchenstimme hinter mir. Ich drehte mich, genauso wie der Junge und alle anderen um.
Ein dunkelhaariges, hübsches Mädchen schob sich an mir vorbei nach vorne.
Der Dunkelhaarige, Bellamy, betrachtete das Mädchen mit funkelten Augen. "Oh man!", sagte er, "du bist aber groß geworden".
Sie viel ihm um den Hals. Um mich herum wurde geflüstert. Ich hörte mehrmals den Namen Oktavia fallen.
"Was trägst du denn da? Ist das etwa die Uniform von einem Wachmann?", fragte Oktavia, nachdem sie Bellamy wieder los gelassen hatte.
"Die habe ich mir geliehen, um auf das Dropship zu kommen. Damit ich auf dich aufpassen kann", er grinste sie an.
Oktavia umarmte ihn sofort noch einmal.
Prompt mischte sich die Blonde von vorhin wieder ein. "Wo ist dein Armband?", fragte sie.
Oktavia fuhr zu ihr herum. "Entschuldige Mal", fauchte sie, "ich habe meinen Bruder seit einem Jahr nicht mehr gesehen!"
"Niemand hier hat Geschwister", rief ein Junge der ein Stück vor mir stand.
"Das ist Oktavia Blake, das Mädchen, das sie unterm Fußboden versteckt haben", brüllte ein Mädchen aus der letzten Reihe.
Bellamy hielt seine Schwester zurück, als diese auf das andere Mädchen losgehen wollte.
"Oktavia nein!", rief er, "willst du nicht lieber anders in Erinnerung bleiben?"
Oktavia fuhr zu ihm herum. "Ach ja? Und wie?"
"Vielleicht als erster Mensch seit hundert Jahren auf der Erde", schlug Bellamy mit einem Funkeln in den braunen Augen vor.
Bei dem Vorschlag fingen auch Oktavias Augen an zu strahlen und dann öffnete Bellamy die Schleusen.
Wir wurden geblendet von hellem Sonnenlicht und frische Luft wehte ins Innere des Dropships.
Mit langsamen Schritten trat Oktavia hinaus auf die Rampe.
Mit angehaltenem Atem verfolgten wir anderen jeden ihrer Tritte bis sie schließlich mit einem kleinen Sprung auf dem Waldboden landete.
Sie drehte sich einmal im Kreis, riss die Hände Richtung Himmel und schrie: "Wir haben es geschafft! Wir sind wieder da".
Unwillkürlich erschien ein Lächeln auf meinem Gesicht und ich rannte mit den anderen nach draußen.
Der Waldboden fühlte sich angenehm weich unter meinen Füßen an. Bei jedem Schritt gab er ein klein wenig nach.
Bevor ich es verhindern konnte perlte ein sanftes, etwas raues Lachen von meinem Lippen. Erschrocken von mir selbst, hielt ich mir den Mund zu.
Ein rothaariges Mädchen rempelte mich aus versehen an und stolperte dabei beinahe über ihre eigenen Füße.
"Huch", sagte sie und lachte dann über sich selbst. Ihre grünen Augen funkelten verschmitzt, als sie sich zu mir wand. "Tut mir leid. So etwas passiert mir ständig. Ich bin übrigens Mia", sie hielt mir ihre blasse Hand hin.
Mit einem Lächeln schüttelte ich sie.
"Und sagst du mir jetzt auch deinen Namen?", fragte sie und wippte auf ihren Fußballen.
Ich ging in die Hocke und schrieb mit einem kleinen Stöckchen in die Erde: Lily.
"Achso", sie lachte wieder, "du bist das Mädchen, dass sie nicht floaten konnten".
Ich nickte.
"Das ist voll cool", sie lachte noch immer. "Kannst du eigentlich wirklich nicht sprechen oder tust du nur so?"
Ich rang mit mir. Ich war jetzt in Sicherheit oder? Konnte ich es wagen zu reden? Die Ark musste es ja nicht erfahren!
Mia sah mich noch immer erwartungsvoll an.
"Ich", ich räusperte mich. Meine Stimme klang kratziger und rauer als ich sie in Erinnerung hatte. "Ich kann sprechen".
Mia lachte wieder. "Das ist der Wahnsinn! Du hast der Ark also die ganze Zeit nur etwas vorgespielt?"
"Ja", ich nickte. Es würde wohl eine ganze Weile dauern bis meine Stimme wieder normal klang.
Mia grinste verschwörerisch. "Ich verrate es auch niemandem", sie zwinkerte mir zu.
Ich lachte wieder rau. "Danke!"
Wir schlossen uns ein paar anderen Mädchen an, die den Wald um das Dropship erkundeten. Sie stellten sich als Anna, Jamie, Mary und Lucy vor.
Es dämmerte bereits, als einige Jungs ein großes Feuer entfachten. Wir hatten ihnen geholfen Feuerholz zu sammeln. Ich warf gerade ein paar Stöcke ins Feuer, als ich Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen Wells Jaha und Bellamy wurde. Bellamy hatte einige Leute dazu gebracht, das Armband, welches die Vitalwerte an die Ark übertrug, abzunehmen. Wells war dagegen. Er wollte nicht, dass die Leute auf der Ark uns für Tod hielten. Für Tod! Das war die Lösung! Wenn die anderen von der Ark herunter kommen sollten, könnte ich einfach verschwinden, sie würden mich für Tod halten und nicht nach mir suchen. Entschlossen drehte ich mich herum und marschierte hinüber zu Murphy um mir das Armband abnehmen zu lassen.
Als es kurz darauf anfing zu regnen, lag mein Armband neben dem Feuer auf einem Haufen mit lauter anderen und ich fühlte mich so frei wie noch nie. Mit Mia und Jamie tanzte ich kreischend durch den Regen. Ich legte den Kopf in den Nacken und hielt mein Gesicht dem Himmel entgegen. Noch nie hatte ich etwas gespürt, dass sich besser anfühlte als die Regentropfen auf meiner Haut. Ich streckte meine Arme seitlich aus und drehte mich lachend im Kreis.
Im ganzen Camp herrschte ausgelassene Stimmung und zum ersten Mal seit drei Jahren war ich wirklich glücklich!

Ist nicht besonders spannend...ich weiß! Hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat!
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Das Cover hat die liebe bna_am für mich gemacht. Dankeschön!
VG
Amber

The 100 ArriveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt