Kapitel 9 - Emotionen & plötzlich Superstar

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Ich sang.

Ich sang tatsächlich! Ich konnte meine Stimme auf den Kopfhörern hören und starrte mit großen Augen zu Tony, der mir aufmunternd zunickte.

Noch sehr unbehaglich sang ich weiter. Es lief heiß und kalt meinen Rücken hinunter. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft darauf, bloß nichts falsch zu machen. Als es schließlich zum Refrain kam, ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf.

Ich schloss meine Augen und sang für mich selbst. Ich versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass ich mich gerade in einer Tonkabine befand und vor wenigen Minuten noch kurz vor einem Zusammenbruch stand.

Ich sang, weil es mir Spaß machte, weil es mich glücklich machte und weil es mich erfüllt. Ich war ich, wenn ich singen konnte. Und besonders bei diesem Lied konnte ich viele Emotionen und Leidenschaft hineinpacken.

Als die letzten Töne von 'Someone Like You' erklangen, hatte ich beinahe wieder schon vergessen, wo ich mich befand. Ich öffnete meine Augen und sah mich verwundert um. Tony klatschte in seine Hände und grinste von einem Ohr zum anderen. Das war ein gutes Zeichen!

Verlegen verließ ich die Kabine. Ich hatte keine Ahnung, wie ich geklungen habe, aber laut Tony war ich wohl sehr gut. „Wow, du warst unglaublich! Ich hatte recht. Einfach nur erstaunlich. Wieso habe ich dich nicht schon früher entdeckt?", sagte er, während ich rot anlief.

„Aus dir machen wir einen Superstar", fügte er noch hinzu. Ich konnte es nicht glauben. Ich? Ein Superstar? Das passte nicht wirklich zusammen.

Obwohl es seit Jahren mein Traum war, erschien es mir gerade jetzt weit weg. Ich war tollpatschiger und schüchterner als je zuvor. Und waren nicht alle Stars mega hübsch und selbstbewusst? Beide Eigenschaften habe ich nie gehabt.

Aber ich vertraute Tony. Und gerade drückte er eine Taste und das Lied erklang im Studio, sodass ich es hören konnte. Als ich dann meine Stimme hörte, biss ich meine Zähne zusammen. Ich hörte mich wirklich nicht gerne, meine Stimme klang komisch, wenn ich mich aufnahm.

Augenblicke später bemerkte ich jedoch, dass ich mit der Musik im Hintergrund gar nicht so schlecht klang. Und ich meine, Tony wusste, was er da tat. „Kein Autotune, keine Bearbeitung. Nur deine Stimme und die Musik", sagte er, als könnte er meine Gedanken lesen. „Bezaubernd."

Dann fing etwas anderes meinen Blick. Ich erkannte mein Gesicht auf einem Laptopbildschirm. Langsam ging ich darauf zu. „Was..." Tony sah zu mir. „Oh. Ich habe dich aufgenommen, ich hoffe das ist nicht schlimm. Dein Cover würde ich gerne auf YouTube stellen. Was hältst du davon?"

Erschocken sah ich ihn an. Ich, auf YouTube?

Panik breitete sich in mir aus. Wieso? Und was wenn Leute es nicht mögen? Mich auslachen? Auf der anderen Seite hatte ich sowieso nichts mehr zu verlieren. Also stimmte ich zu. Positiv denken. Wahrscheinlich würde es sich eh niemand angucken.

Nach einer halben Stunde verließ ich das Studio. Es war beinahe Mitternacht, und Tony fuhr mich wieder nach Hause. Ich gab ihm noch meine Nummer, damit wir demnächst noch mal einen Termin vereinbaren konnten. Ich dankte ihm für alles und ein paar Minuten später lag ich endlich in meinem Bett, nachdem ich natürlich alles noch meinen Eltern berichtet hatte. Sie waren unglaublich stolz auf mich.

Aber während ich so im Bett lag, überkamen mich wieder Zweifel. Wie immer. Tony würde mich bestimmt vergessen und doch nicht anrufen. So viele Stars waren bei Moonlight Records unter Vertrag. Vianne, Jake, Luna X... Alle waren genug damit beschäftigt, mit ihnen neue Songs aufzunehmen und so weiter.

Ich war nur ein einfaches, noch nicht mal besonders hübsches Mädchen, dass gar nichts kann. Sie werden mich schnell vergessen. Betrübt beschloss ich, sofort schlafen zu gehen. Ich hatte keine Lust mehr, auf sozialen Netzwerken herumzustöbern und fiel auch sehr schnell in den Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde ich wie immer von meinem Wecker geweckt. Genervt drückte ich auf Schlummern. Schule. Ich seufzte.

Und dann fiel mir alles vor Augen, was gestern Abend passiert ist. Tony Hough, der Musikproduzent, der an unserer Tür klingelt. Er wollte mich unter Vertrag nehmen... Warte, habe ich das alles vielleicht doch geträumt?

Ich sah mich um. Wie wollte ich das feststellen? Ich wollte schon aufstehen, aber dann haute ich meinen Kopf doch wieder zurück aufs Kissen. Ein paar Minuten im Bett konnte ich mir noch gönnen.

Lustlos nahm ich mein Handy in die Hand und zog die Augenbrauen zusammen. 20 ungelesene Nachrichten? Und alle davon waren von Amy, in den letzten paar Minuten! Ich wischte auf dem Display, um die Nachrichten einsehen zu können.

Wie üblich brauchte mein Handy ewig. Und dann sah ich die Nachrichten. Eine Menge Emojis, dazwischen Sätze in Großbuchstaben, die ich fast atemlos las. Die Luft blieb mir im Hals weg und ich bekam Gänsehaut.

Amy: STEH AUF SCHLAFMÜTZE!

Amy: MIKAYLA!!!

Amy: OH MEIN GOTT.

Amy: WIESO HAST DU MIR NICHTS ERZÄHLT?!

Amy: MIIIKAAAAYLAAAAA

Amy: GEH SOFORT AUF YOUTUBE.

Amy: WO BIST DU?!

Amy: Ich kann es nicht fassen... Meine beste Freundin... ÜBER NACHT BERÜHMT!

Beim Versuch aus dem Bett zu springen, fiel ich auf den Boden. Was zum Teufel erzählte sie da? Über Nacht berühmt?

Ich musste noch träumen... Mit zittrigen Händen klappte ich meinen Laptop auf und klickte auf das YouTube-Logo in meinem Browser. Ich knabberte an meinen Fingernägeln, während die Seite gefühlte Lichtjahre lang lud.

Und dann... Dann schrie ich aus Leibeskräften meine Lunge heraus, denn das, was ich sah, war einfach unbeschreiblich.


Was denkt ihr sieht Mikayla auf YouTube? ;) Eigentlich eine ziemlich offensichtliche Frage haha :)

Habt ihr auch so Freundinnen wie Amy, die euch mit Nachrichten vollspamen, die nur aus Großbuchstaben geschrieben sind? :D (Das wäre wohl dann ich haha)

Ich hoffe sehr, dass dieses Kapitel euch auch gefallen hat. ♥

- nici




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