Kapitel 7

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Anlatamam Derdumi~ Selcuk Balci

Viel Spaß beim Lesen

Wochen vergingen im Stress, ich war so beschäftigt mit meinem Studium, sodass ich es manchmal sogar nicht schaffte Semiha anzurufen. Meine Alpträume wurden immer schlimmer, so schlimm dass ich manchmal kurz davor war mich zu übergeben. Fünf Wochen lebte ich jetzt in Hamburg, es schien alles wunderbar zu laufen. Herr Mubarek traf ich nur manchmal und das auch nur wenn er Nour ins Kindergarten fuhr. Zwar stritten wir uns manchmal noch über Kleinigkeiten, aber das war auch nur weil ich zu stur war. Zum Beispiel als ich mir einen Fernseher gekauft hatte und ihn nicht hoch tragen konnte, wollte er mir helfen doch ich lehnte ab. Ich möchte einfach keine Hilfe, ich kann das auch alleine! Ich bin achtzehn, ich kriege sowas schon hin.

Eines Nachts stand ich wieder auf, rannte auf die Toilette und übergab mich. Kraftlos klammerte ich mich an die Toilettenschüssel. Ich kniff meine Augen zusammen, mein Rachen brannte und ich schmeckte immer noch die Kotze in meinem Mund. Zitternd stand ich auf, um meinen Zähne zu putzen. Mir war so schwindelig und so übel. Wenn ich mich jetzt hinlegte könnte ich sowieso nicht schlafen, am besten ich mache mir einen Tee. Irgendetwas was meinen Magen beruhigt. In der Küche machte ich mir dann einen Kamillen Tee und ging dann ins Wohnzimmer. Ich klammerte mich an meinen Tee, während ich den Fernseher einschaltete. Da ich mich nicht für einen Kanal entscheiden konnte, schaltete ich immer wieder um. Das kann ja noch eine lange Nacht werden.

Es hörte gar nicht auf, mir wurde bei Gerüchen und beim Anblick von Essen schlecht. Ich konnte nicht mal Treppen runtergehen, so schlimm war es. Ich entschied mich so lange zu Hause zu bleiben bis es mir wieder gut ging. Ich würde die Notizen der Vorlesungen von Jemanden geschickt bekommen, sodass ich zu Hause lernen konnte. Ich kaufte mir haufenweise Salzstangen, es war auch das einzige was ich ab konnte und Tee.

Es klingelte an der Tür, mal wieder. Mir war schon wieder schwindelig, als ich zur Tür lief und diese öffnete. Herr Mubarek stand mal wieder vor meiner Tür. ,,Hallo Frau Alkan.", sagte er höflich ,,Hallo Herr Mubarek, was führt sie dieses mal zu meiner Tür?", sagte ich und aß eine Salzstange. Als ich schon wieder schwankte, griff Herr Mubarek nach meinem Arm. Besorgt fragte er: ,,Geht es Ihnen gut?" ,,Ja klar.", sagte ich lachend. ,,Haben Sie getrunken?", fragte er verblüfft nach und roch an mir. ,,Um Gottes willen nein, ich bin krank.", sagte ich mit weit aufgerissenen Augen. ,,Sie sind aber ungewöhnlich blass, hören Sie mir gut zu, wenn sie irgendwelche Drogen nehmen dann-" Ich unterbrach ihn mit meinem Lachen. Drogen und ich? Dass ich nicht lache ,,Nein, so dumm bin ich nicht, ich versichere Ihnen ich bin nur krank.", sagte ich und betonte dabei das nur. Wieder wurde mir schlecht, sodass ich gefährlich schwankte. Ich kniff meine Augen zusammen. Was war nur los mit mir? ,,Ziehen Sie sich was über ich fahre sie zu einem Arzt.", sagte er entschlossen und kramte sein Handy raus. ,,Nein ich-" weiter kam ich nicht weil ein weiterer Schwindelanfall mich überfiel. ,,I-ich komme zurecht.", sagte ich und klammerte mich am Türrahmen. ,,Ja, dass kann man gut sehen.", sagte er kopfschüttelnd und trat in meine Wohnung. Said holte meinen Mantel von der Garderobe raus und legte diesen über meine Schultern. Dann griff er mir unter die Schultern und half mir auf. ,,Ich kann auch alleine laufen.", sagte ich und wollte mich von ihm lösen, doch er sein Griff wurde fester. ,,Wenn Sie nicht hier umkippen wollen, dann rate ich Ihnen, dass Sie meine Hilfsbereitschaft akzeptieren und sich helfen lassen.", sagte er leicht wütend. Ich schaute ihn an und ließ zu dass er mich an meinen Knien packte und mich auf hob und in Richtung seines Autos trug. Die Fahrt verlief schweigend während er sich angespannt auf die Straße konzentrierte. Leise lief im Radio klassische Musik. Das Auto in dem ich gerade saß, sah sehr teuer aus. Mein Blick wanderte zu den Sesseln, sie bestanden aus leder, wenn nicht sogar echt leder. So wie es aussah besaß wohl unser Herr Mubarek sehr viel Geld, dachte ich mir. Ich schaute aus dem Fenster und sah zu wie die Bäume sich mit ihrem lebendigen Grün miteinander vermischten. Nach langer Fahrt bog Said in eine Straße ein. Moment mal das sah nicht aus wie ein Krankenhaus. ,,Wo bringen Sie mich hin?", fragte ich ängstlich. Ich spürte wie mir warm wurde und kalte Schweißperlen meine Schläfe entlang rollten. Er lächelte amüsiert ,,Ich bringe Sie zu einem Freund.", sagte er und grinste frech. ,,Und wer ist Ihr Freund?!" fuhr ich ihn an. Er lachte auf ,,Ein Arzt, er ist privat und hat eine Praxis.", sagte er. Erleichtert atmete ich auf und lehnte meinen Kopf gegen den Sessel. Dieses mal bog Said in eine Einfahrt ein, sodass er direkt auch auf einen der Parkplätzen parkte. ,,Brauchen Sie wieder Hilfe?", fragte er sanft nach. ,,Nein ich glaube ich krieg das schon hin.", gab ich gereizt von mir und machte die Tür auf. Doch sobald ich auf den Beinen war, drehte sich wieder die Welt. Herr Mubarek ging vor, sodass ich wohl oder übel ihm folgen musste. Einen Schritt nach den anderen setzte ich auf den Boden. ,,Sie sind so ein Sturkopf.", sagte Said kopfschüttelnd, als ich am Eingang ankam. ,,So schöne Komplimente an einem Tag.", sagte ich ironisch. Er lachte leicht auf und öffnete mir die Tür. Ich trat ein und ging zur Anmeldung. ,,Hallo mein Name ist Herr Mubarek, könnte ich bitte Herr Celik sprechen, es ist ein Notfall.", sagte er und zeigte auf mich. Geschockt weiteten sich meine Augen ,,Ich bin doch kein Notfall.", sagte ich entsetzt zu der Frau an der Anmeldung. Schüchtern erwiderte diese: ,,Einen Moment bitte." Sie griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. ,,Ja klar mache ich.", sagte sie, bevor sie auflegte. ,,Sie können in eins der Behandlungszimmer gehen und Herr Mubarek, Herr Celik erwartet Sie in seinem Büro.", sagte sie freundlich. Ich nickte unsicher, bevor ich der Frau in ein Zimmer folgte. ,,Bitte setzen Sie sich hin, der Doktor wird gleich hier sein.", sagte sie, dann machte sie die Tür hinter sich zu. Ja ja ein auf den der Arzt kommt gleich, dachte ich mir. Ich ließ mich auf eines der Sitze fallen und wartete ungefähr 15 Minuten lang. Als die Tür geöffnet wurde setzte ich mich auf. Ein junger Mann trat in den Raum, seine braunen Haare waren nach hinten gegelt, er trug ein Hemd und eine Jeans. ,,Hallo ich bin Herr Celik und ihr Name war?", fragte er nach dann streckte mir seine Hand entgegen. ,,Frau Alkan, Gülüm Alkan.", sagte ich und schüttelte seine Hand. ,,So und was sind ihre Beschwerden?"', fragte er interessiert nach. ,,Mir ist seit einer Woche schwindelig und immer wieder übel" ,,Haben Sie irgendwas ungewöhnliches gegessen? Irgendwelche Medikamente genommen?", fragte er nach und machte sich Notizen. ,,Nein nichts.", sagte ich ehrlich. Es folgte eine Stille, bevor er weiter fragte ,,Hatten Sie Geschlechtsverkehr?", fragte er und schaute auf seine Notizen. Mir wurde Warm und Kalt zu gleich, wieder rann kalter Schweiß meinen Rücken entlang. Mein Mund fühlte sich eigenartig trocken an. Es war der Moment, als ich mir überlegte zu lügen. Wieder fiel mir mein Albtraum ein. Ich fing an zu zittern ,,Sie können mir vertrauen, ich habe eine Schweigepflicht.", sagte er sanft. Ich schaute zu ihm auf, meine Augen waren mit Tränen gefüllt. Ich nickte leicht. Er setzte sich auf und atmete angespannt aus. ,,Wann hatten sie zuletzt ihre Menstruationsblutung?", fragte er nach. Ich überlegte. Ich hätte sie eigentlich vor drei Wochen kriegen müssen, ich bekam sie sonst immer regelmäßig. Eins und eins würfelte sich in meinem Kopf zusammen, geschockt sagte ich ,,Ich bin überfällig, ich ich d-dass kann nicht-", stotterte ich weinend. ,,Schhh, beruhigen Sie sich doch.", sagte der Arzt und setzte sich neben mich. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. ,,Es ist doch klar, ich bin schwanger.", sagte ich zwischen den Schluchzern. ,,Hey, beruhigen Sie sich, wir machen erst mal einen Schwangerschaftstest und dann sehen wir weiter, okay?", fragte er sanft und tätschelte meinen Arm. Ich nickte heftig, bevor ich über mein Gesicht fuhr und die Tränen weg wischte. Der Arzt stand auf und kramte etwas aus seiner Schublade hervor. Bitte lass mich nicht Schwanger sein betete ich zu Allah. Er reichte mir einen Test ,,Wenn ein Strich zu sehen ist, ist es negativ, wenn es zwei sind, ist das Ergebnis positiv.", sagte er und lächelte mich mitfühlend an. Ich nickte ,,Die Toilette befindet sich dort.", beantwortete er meine Unausgesprochene Frage, dabei zeigte er auf eine Tür. ,,Danke.", sagte ich und ging auf die Tür zu. Die Türklinke fühlte sich kalt unter meiner Hand an, als ich sie öffnete. Meine Schritte hallten in der Toilette wieder. Mein schnelles ein und aus atmen war im ganzen Raum zu hören. Während ich innerlich betete das der Test Negativ sein soll, machte ich den Test. Angespannt wartete ich auf das Ergebnis. Mein Blick war auf die Uhr auf meinem Handy gerichtet während ich nervös mit meinem Fuß auf die Fließen tippte. Nach fünf Minuten schaute ich auf den Test. Zwei harmlose Striche. Positiv. Meine Hand wanderte zu meinem Mund, um die aufkommenden Schluchzer zu dämpfen.

Gülüm- Meine RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt