Kapitel 8

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Mezar Tasi~ Selcuk Balci 

Viel Spaß beim Lesen

Heftig schluchzte ich auf. Ich hielt mich am Waschbecken fest, während mich unkontrollierte Schluchzer überrollten. ,,Nein.", flüsterte ich weinend. Langsam fiel ich auf meine Knie, meine Hand legte sich auf meinen Bauch. Ich bin schwanger. Ich würde ein Kind zur Welt bringen. Ich würde Mutter werden. Unglaublich wurde mir klar, das der Vater des Kindes Kemal war. Was sollte ich jetzt machen? Was sollte aus meinem Studium werden? Aus meiner Zukunft? Ich fuhr über mein Gesicht. Reiß dich zusammen Gülüm, schimpfte ich mit mir. Alles würde ein gutes Ende nehmen. Hart schluckte ich als ich mich aufrichtete. Immer noch zitterte ich als ich auf die Tür zu ging und diese öffnete. Erwartungsvoll schaute mich Herr Celik an, ich gab ihm den Test. Er atmete angespannt aus. ,,Sie sind Studentin oder?", fragte er nach. Ich nickte. ,,Sie sollten es dem Vater sagen, er hat auch die Verantwortung zu tragen, Sie müssen da nicht alleine durch.", sagte er lächelnd. Wieder nickte ich mit Tränen gefüllten Augen. ,,Hey, bitte machen Sie sich keinen Kopf darüber, es gibt ja auch andere Möglichkeiten.",  sagte er mitfühlend. ,,Komm setzen Sie sich hin, ich gebe Ihnen einen weiteren Termin und paar Medikamente damit die Morgenübelkeit nicht mehr so schlimm ist und damit sich ihr Hormonspiegel stabilisiert.", sagte er lächelnd. Widerwillig setzte ich mich auf den Stuhl. ,,Sie rauchen nicht? Alkohol? Irgendwelche Medikamente?", fragte er als erstes. ,,Nein nichts.", gab ich klein von mir, dabei war mein Blick stur auf meine Füße gerichtet. Ich schämte mich so. Ich könnte darauf wetten, das meine Wangen gerötet sind. ,,Gut, bitte achten Sie drauf, was Sie in den nächsten Monaten zu sich nehmen, falls Ihre Blutzuckerwerte steigen sollten, sollten Sie mich so schnell wie möglich kontaktieren.", sagte er und reichte mir seine Karte. ,,Die Medikamente werden ihre Übelkeit im Zaun halten, nehmen Sie die Tabletten drei mal Täglich am Tag vor dem Essen. Halten Sie Stress von sich fern, ich rate Ihnen das Studium zu beenden oder es durch zuziehen bis zur Geburt und nach der Geburt eine Pause einzulegen. Falls Sie jemanden zum Reden brauchen können Sie mir ebenfalls bescheid sagen.", sagte er und tätschelte meine Hand. ,,Herr Celik, kann ich Sie um etwas bitten?", fragte ich schüttern nach. ,,Ja klar.", sagte er. ,,Ich weiß, dass Herr Mubarek nach meinem Zustand fragen wird, bitte sagen Sie ihm von all' dem nichts, sagen Sie ihm einfach ich hätte mich erkältet oder mir einen Virus eingefangen.", sagte ich und schaute ihn bittend an. Er überlegte kurz ,,Woher kennen Sie ihn eigentlich?", fragte er neugierig nach ,,Ich bin seine Nachbarin, er hat meinen Zustand gesehen und hat mich dann hier her gefahren.", sagte ich nervös. ,,Ich lüge zwar ungern, aber ich werde ihm nichts davon erzählen, Sie haben mein Wort.", sagte er lächelnd. Ich nickte, bevor ich ,,Danke.", sagte. ,,Möchten Sie wissen in welcher Woche Sie sich befinden?", fragte er nach. Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wusste das auch schon so. Sieben Wochen und fünf Tage. ,,Sind Sie ein Freund von Herrn Mubarek?", fragte ich nach. Er lächelte breit ,,Ja er ist mein bester Freund." Ich nickte wieder ,,Hören Sie, Mutter zu werden ist nicht schlimm, manchmal ist es sogar für andere das beste was einem Geschehen kann.", sagte er lächelnd. ,,Ich weiß, aber dass hatte ich alles nicht geplant, i-ich wollte mir ein neues Leben hier in Hamburg aufbauen, ich wollte neu anfangen und dieses Baby...", stoppte ich mitten im Satz ,,Bringt alles durcheinander.", beendete Herr Celik meinen Satz. ,,Ja.", sagte ich und fuhr über mein Gesicht. Mein Atem ging wieder mal viel zu schnell. ,,Beruhigen Sie sich, denken Sie auch mal an ihr Kind, der ganze Stress tut euch nicht gut.", sagte er ernst. ,,Okay", sagte ich und versuchte mich zu beruhigen. Eine Stille folgte, nur mein schwerer Atem war zu hören. Ein Klopfen erklang. ,,Herein.", sagte Herr Celik. Said trat ein und fragte: ,,Dauert das noch lange Umut?" ,,Nein wir sind gleich fertig", sagte Herr Celik lächelnd. ,,Neben Sie die Medikamente drei mal täglich, wann hätten Sie nächste Woche zeit?", fragte er nach. ,,Immer.", sagte ich lächelnd. ,,Okay nächste Woche den 23.'ten?" ,,Geht klar." , sagte ich. Er verschrieb mir die Medikamente und gab mir den neuen Termin. ,,Falls es schlimmer werden sollte, rufen Sie an.", sagte er und reichte mir seine Hand. Lächelnd schüttelte ich diese, bevor ich: ,,Mache ich, vielen dank.", sagte. Ich stand auf und verließ mit Herr Mubarek das Zimmer. ,,Und was haben Sie?", fragte er desinteressiert nach. ,,Einen Virus", log ich und schaute weg. Said räusperte sich, ich glaube er weiß dass ich gelogen habe. Draußen brach schon der Abend an, als wir in das Auto stiegen. ,,Macht es was für Sie aus wenn wir Nour von meinen Eltern abholen? Oder soll ich Sie als erstes nach Hause fahren?", fragte er nach. ,,Nein nein, Sie können gern noch zu ihren Eltern fahren, ich warte dann im Auto." , sagte ich grinsend. ,,Okay, äh haben sie eigentlich schon was gegessen? Also meine Mutter ist eine sehr gute Köchin, wenn sie wollen können sie mit rein kommen.", bot er mir lächelnd an. Allein das Wort Essen löste bei mir einen Kotzreiz aus. Blass schüttelte ich meinen Kopf ,,Danke, i-ich habe keinen Hunger." lehnte ich seine Angebot ab. Er nickte nur, bevor er sich weiter auf die Straße konzentrierte. Die Fahrt verlief schweigend. Jeder schien in seinen eigenen Gedanken vertieft zu sein. Verzweifelt lehnte ich meinen Kopf gegen das Fenster, dabei schloss ich meine Augen für einen Moment. Ohne das ich es bemerkte, schlief ich kurz ein. Ich fühlte mich so erschöpft und so müde. Leise gähnte ich und warf einen Blick auf mein Handy. 19:30 Uhr. Mhmm ich muss aber noch so vieles machen, dachte ich mir. Das Haus putzen, lernen und weinen. Ja sehr viel weinen. Said bog in eine Ausfahrt, als ich das nächste mal meine Augen öffnete. Er schaute mich amüsiert an ,,Ich habe nicht geschlafen.", sagte ich und rieb über meine Augen. ,,Ja klar.", sagte er lachend. ,,Ich habe ehrlich nicht geschlafen, ich habe nur meine Augen ausgeruht.", sagte ich dabei versuchte ich überzeugend zu klingen. Er schaute mich mit einem wissenden Blick an und versuchte sein Lachen zu unterdrücken. Ich setzte mich auf, als er in eine Einfahrt parkte. ,,So, ich bin gleich wieder da.", sagte er und schnallte sich aus. Ich nickte, nachdem er die Tür ins Schloss fallen ließ. Said ging auf ein großes Haus zu und klingelte dort. Eine kleine pummelige Frau mit einem Kopftuch öffnete ihm die Tür und schloss ihn herzlich in ihre Arm. Er küsste die Stirn von ihr, kurz darauf gingen sie rein. Verträumt schaute ich ihnen hinterher, bis die Tür ins Schloss fiel. Ich bin ohne Eltern aufgewachsen und das Baby, dass ich unter meinem Herzen trug, würde ohne Vater aufwachsen. Meine Hand legte sich auf meinen Bauch. Leise flüsterte ich: ,,Es tut mir so leid." 




Gülüm- Meine RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt