Kapitel 14

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Das ist Kemal

Yare Selam Söyleyin~ Ayfer Vardar

Züleyha~ Mudi

Viel Spaß beim Lesen

Mit großen Augen schaute ich in die Augen von Said. ,,E-es ist m-mein alter bester Freund.", gestand ich ihm. Seine Augen weiteten sich. ,,I-ich werde dir alles erzählen, aber bitte hilf mir!", flehte ich Said an. Er nickte ,,Okay, wir rufen die Polizei an, vorerst schicke ich erstmal Security runter. Gülüm, ich bin so in zehn Minuten wieder da okay? Beruhig dich, alles wird gut.", sprach Said auf mich ein, dabei näherte sich sein Gesicht das von meinem. Schluchzend nickte ich ,,Okay.", wisperte ich leise. ,,Komm setz dich hin, du zitterst immer noch.", sagte er sanft und führte mich zu einem Sessel hin, das sich vor seinem Schreibtisch befand. ,,Danke.", sagte ich und wischte mir über das Gesicht. ,,Ich bin gleich wieder da.", sagte er sanft, bevor er sein Büro verließ. Zitternd atmete ich ein und aus. Nour kam auf mich zu, sie hatte schweigend das Geschehen beobachtet . ,,Nicht weinen.", sagte ihre kindliche, süße Stimme. Ich schaute auf und sah direkt in ihre hellbraunen Augen. Auch sie hatte glasige Augen, ich winkte sie zu mir und umarmte sie fest. Ihre kleinen Hände legten sich auf meine Schultern. Schluchzend drückte ich sie an mich. Ihre kleinen Hände strichen sanft über meinen Rücken ,,Danke, das du da bist.", sagte ich zur ihr weinend. Sie löste sich von mir und lächelte mich an. Mit einem Mal wirkte Nour so reif. Sie gab mir einen Wangen Kuss und umarmte mich noch einmal. Ich weinte durch diese Geste nur noch mehr. Nach ein paar Minuten beruhigte ich mich. Said kam wie versprochen in zehn Minuten wieder zurück. Seine Augen suchten wachsam sein Büro ab, bis seine Augen mich ins Visier nahmen. ,,Wir haben ihn, er wird in das nähst gelegene Polizeirevier gebracht.", teilte er mir mit. Ich nickte, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Er kam langsam auf mich zu. Mit jedem Schritt schien ich nervöser zu werden. Meine Augen schauten tief in seine, während Nour auf meinem Schoss saß, klammerte ich mich leicht an sie. ,,Wir müssen reden.", sprach Said die drei Wörter aus, die mir am Meisten angst machten. Schweigend stand ich auf, setzte Nour auf meinem Platz ab. ,,Nour kizim, du kannst gerne an meinem Handy ein paar Spiele spielen." (Mein Kind), sagte er und lächelte seine Tochter sanft an. ,,Ich muss kurz mit Gülüm reden.", sagte Said und packte mich am Handgelenk. Der plötzliche Körperkontakt ließ mich zusammen zucken. ,,Oki.", erwiderte Nour zuckersüß. Mein Blick schuldig auf den Boden gerichtet. Said machte große Schritte, sodass ich schneller laufen musste, um mit ihm mitzuhalten. Er ging in einen Konferenzraum, indem sich niemand befand. Dort ließ er mein Handgelenk los, eine Weile sprach niemand. Nur der schwere Atem von uns beiden war zu hören. ,,Du bist mit ihm verlobt.", sagte er kalt. Mein Blick hob sich geschockt. ,,Was?!", fragte ich unglaublich. Sein Blick von meinen Augen wanderte zu meiner linken Hand. ,,Warum hast du mir das nicht erzählt?", entgegnete er mir. ,,I-ich bin nicht mit ihm verlobt.", sagte ich immer noch geschockt. Seine Mundwinkel zuckten und er schnaubte verächtlich auf. ,,Du hast mich angelogen.", erwiderte er kalt. ,,Said, ich hasse diesen Typen da draußen. Ich habe ihm die Freundschaft gekündigt, aber er versteht das nicht. Er ist verrückt, bitte glaub mir das!", sagte ich verzweifelt. ,,Ist gut, du schuldest mir keine Erklärung, du bist immerhin die Babysitterin meiner Tochter." Wieso tat dieser Satz so weh? Ich versuchte die Tränen zurück zu halten. ,,Stimmt, Sie haben recht.", erwiderte ich distanziert. Said zuckte leicht zusammen nach meinem Satz ,,Falls das jetzt geklärt wäre, würde ich gerne gehen.", sagte ich, dann reckte ich mein Kinn. ,,Bitte.", sagte Said und machte eine Handbewegung zur Tür, während er sich an dem großen Konferenztisch abstützte. Dabei schaute er auf den Tisch. Bevor ich wieder anfangen würde zu weinen, ging ich mit schnellen Schritten aus dem Raum. Verließ in eile die Firma und ging die Hauptstraße entlang. Ich wusste nicht genau wo ich in Hamburg war, sodass ich verzweifelt versuchte irgendwo mich zu orientieren, doch vergeblich. Mit jeder Straße, schien ich mich immer mehr zu verlaufen. Nicht weit entfernt sah ich eine Bushaltestelle und ging darauf zu. Nachdenklich überlegte ich mir, welchen Bus ich nehmen könnte. Wir hatten heute Samstag, deswegen würde der Bus erst in einer Stunde kommen. Genervt, entschied ich mich zu laufen. Nach langem Laufen, durch irgendwelche Straßen kam ich an einem Park an. Es gab dort einen Spielplatz, wo viele Kinder spielten. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, meine Hand wanderte zu meinem Bauch. ,,Wenn du groß bist, wirst du auch auf einem Spielplatz spielen.", sagte ich leise. Ich hob meinen Blick und entschied mich in ein paar Geschäfte zu gehen. In einem Geschäft gab reduzierte Babysachen, sodass ich mich dort umschaute. Da ich das Geschlecht noch nicht wusste, kaufte ich einen Strampler und ein Unterhemd. Nachdem das gekauft war ging ich noch kurz zu H&M, wo ich mir ein paar Sachen anguckte. So vergas ich für einen Moment meine Probleme und den Stress. Ich dachte an die Preise, an Sale und Onlineshops. Kurz bevor die Läden um 19.00 schlossen fragte ich eine Kassiererin, ob es hier in der Nähe einen Busbahnhof oder eine Bushaltestelle gab. Sie sagte das es nicht weit wäre bis zum Busbahnhof, sodass ich mich wieder zu Fuß auf den Weg machte. Da es schon langsam dunkel wurde, beeilte ich mich. Nach links und nach rechts, links, links und dann? Was kam danach? Ich glaube wieder links. Nichts ahnend, ging ich weiter. Doch es war bereits schon zu spät. Ich hatte mich vollkommen verlaufen. Außer Bäume waren nichts mehr zu sehen. So langsam geriet ich in Panik, als es immer dunkler zu werden schien. Als es stockdunkel war, fing ich an zu rennen. Mein Klingelton riss mich aus meinen Gedanken, hektisch wühlte ich in meiner Tasche. Zitternd ging ich ran. ,,Hallo?", fragte ich atemlos. ,,Gülüm wo bist du? Es ist 22.00 Uhr?!", sagte Said wütend. ,,Das geht Sie nichts an.", entgegnete ich stur. ,,Und wie es mich was angeht. Nour schläft nicht ein, dauernd fragt sie nach dir, wo bist du? Ich komme dich abholen.", sagte er streng. ,,Nein ganz bestimmt nicht! Ich komme schon alleine zurecht.", fuhr ich ihn an. ,,Nein, du sagst mir jetzt wo du bist! Es ist viel zu spät, ich lass dich da nicht draußen! Wer weiß wer da alles draußen ist?!", sagte er wütend. ,,Bitte, lass mich einfach in Ruhe.", sagte ich mit zitternder Stimme. ,,Gülüm, sag mir wo du bist. Nenne mir die Straße oder den Stadtteil in dem du dich befindest.", sagte er ernst und besorgt. ,,I-ich weiß es nicht.", sagte ich ehrlich. ,,Beschreibe mir deine Umgebung.", sagte er ruhig. ,,Hier sind Bäume u-und ein paar Häuser, i-ich kann kein Straßenschild finden.", sagte ich stotternd. ,,Okay, erinnerst du dich an den Weg zurück zur Firma?", fragte Said. ,,Nein.", sagte ich weinend. ,,Gülüm, beruhig dich. Ich werde dich finden okay? Versuche erstmal ein Straßenschild zu finden.", sagte er und versuchte mich zu beruhigen. ,,Okay.", sagte ich schniefend. ,,D-da ist ein Schild.", sagte ich nach weiterem Laufen. Schnell lief ich darauf zu und las das Schild. ,,Ich bin in der Straße L******." ,,Okay, ich bin in zehn Minuten da, bleib am Schild.", sagte Said, bevor er auflegte. Erleichtert atmete ich aus und lehnte mich an die Stange. Mir war so kalt, meine Strickjacke schien mich kein bisschen von der Kälte zu schützen. Zitternd setzte ich mich auf den Bürgersteig und zog meinen Cardigan enger um mich. Nach den 10 Minuten sah ich Said schon mit seinem Mercedes. Er hielt an als er mich sah. Ich stand auf und ging auf das Auto zu. Unsicher setzte ich mich auf den Beifahrer Sessel. ,,Geht es dir eigentlich noch gut?!", fuhr mich Said an. Mit großen Augen schaute ich zu ihm auf. ,,Es ist 22.30 Uhr und du wanderst hier rum?! Hast du keine anderen Hobbys?!", entgegnete er giftig. ,,Hör auf mich anzuschreien.", sagte ich mit zitternder Stimme. ,,Beruhig dich." ,,Ich soll mich beruhigen?! Ist das dein Ernst? Ich dachte mir sonst was, als ich gegen 20.00 Uhr an deiner Tür geklopft habe! Gülüm, ich mache mir sorgen und du sagt mir ich soll mich beruhigen?!" ,,Worüber machst du dir den Sorgen?! Über deine Tochter oder über mich?!", entgegnete ich wütend. Er fing an zu lachen ,,Natürlich mache ich mir sorgen um dich, Gülüm. Du bist für mich wichtig geworden in einer so kurzen Zeit. Ich sehe dich als eine Freundin und ist es mir denn nicht erlaubt sorgen über dich zu machen?", sagte er sanft. Seine fast schwarzen Augen hatten dieses glitzern angenommen. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen ,,Wenn dir was passiert wäre...", sagte Said und schaute weg. ,,Said, ich bin doch jetzt hier. Das ist doch was jetzt zählt oder?" Nach kurzem Schweigen antwortete er : ,,Ja, du hast recht." Ich grinste breit. ,,Fährst du mich jetzt nach Hause?", fragte ich schüchtern. ,,Nein." Verwirrt schaute ich ihn an ,,Hast du überhaupt etwas gegessen? Und ist dir nicht kalt in der Strickjacke?", fragte er streng. ,,Nein und nein." Er atmete tief ein und aus ,,Wenn du irgendwann magersüchtig oder so bist, dann wunder ich mich nicht.", murmelte er. ,,Was?", fragte ich verwirrt. ,,Nichts, nichts." ,,Hast du mich gerade als magersüchtige bezeichnet?" ,,Nein, ich doch nicht." Ich bekam das Bedürfnis zu weinen, ich selbst wusste, dass ich eine dünne Person war, aber magersüchtig? Das ging mir zu weit. Augenblicklich fing ich an zu weinen. ,,Nimm das zurück!", sagte ich schluchzend. Verwirrt und überfordert mit meiner Reaktion, wusste Said nicht was er machen sollte. ,,Gülüm, das war so nicht gemeint!", sagte er schnell. Ich schluchzte laut auf ,,Du weißt schon das Magersucht eine Krankheit ist?", fragte ich weinend. ,,Ja.", sagte Said wissend. ,,Und warum sagst du dann das ich Magersüchtig bin?" ,,Weil ich das gar nicht gesagt habe." ,,Was hast du dann gesagt?", fragte ich schniefend. ,,Ich habe gesagt, das du dich irgendwann erkältest, wenn du weiterhin in Strickjacken rumläufst." ,,Hast du nicht! Du hast gesagt das ich Magersüchtig wäre.", sagte ich und fing wieder an zu weinen. ,,Gülüm, bitte hör auf zu weinen, bitte ich flehe dich an.", sagte er hilflos. ,,Okay, okay. Ich akzeptiere das was du über mich gesagt hast.", sagte ich schniefend und beruhigte mich. ,,Geht es dir wieder besser?", fragte er besorgt. Ich nickte. Was war nur los mit mir? Es sind bestimmt die Hormone, die mich so zum Weinen bringen. ,,Ich glaube wir sollten etwas essen gehen.", sagte er lächelnd. Ich fing an zu lächeln. ,,Ja, wie wär's mit Döner?", fragte ich. ,,Dann lieber Kebab.", sagte er grinsend. Ich lachte auf ,,Okay, dann Kebab.", sagte ich, bevor Said los fuhr.

Wir fuhren in ein türkisches Restaurant wo wir uns Kebab bestellten. Wir redeten miteinander als hätten wir uns einen ganzen Monat nicht gesehen. Said erzählte mir sehr viel von sich und Nour. Auch ich erzählte ihm von mir und von meiner Familie. Mit jedem Tag schien ich Said mehr zu vertrauen. Und das fand ich gut so, denn mit irgendwem musste ich ja reden und mich öffnen. ,,Nour? Oh mein Gott, wo ist sie gerade?", fragte ich besorgt. ,,Keine Sorge, sie ist bei meiner Schwester, wir holen sie gleich ab.", sagte Said beruhigend. ,,Okay, es ist jetzt zu spät geworden, sollen wir langsam los?", fragte ich, als ich sah das es 00:03 Uhr war. ,,Ja, ich zahl kurz." ,,Nein? Ich zahl meins schon selber.", sagte ich und deutete einen Kellner hier her zu kommen. ,,Gülüm!", sagte Said streng. ,,Nein ich zahle.", sagte er entschlossen. Der Kellner schaute uns unentschlossen an. ,,Ich zahle, hier.", sagte ich dabei wollte ich dem Kellner das Geld geben. ,,Nein ich.", sagte Said und drängte seine Hand vor. Genervt schaute ich ihn an. Der Kellner nahm das Geld von Said. Geschockt schaute ich den Kellner an. ,,Wir möchten alleine zahlen.", sagte ich stur. ,,Nein möchten wir nicht.", sagte Said und schaute mich warnend an. Der Kellner schaute mich schuldig an. ,,Das kriegst du zurück.", sagte ich zu Said.

Mit Nour die noch immer nicht eingeschlafen war gingen wir in die Wohnung von Said. Dort legte Said, Nour auf ihr Bett wo ich mich dann dazu setzte. Sie schaute mich unschuldig an ,,Nour, warum hast du auf mich denn gewartet? Wenn du so weiter machst, wirst du noch schlaflos in den Kindergarten gehen müssen.", sagte ich besorgt und strich ihr Haar beiseite. ,,Ich wollte eins deiner Geschichten hören, Baba kann nicht so gut Geschichten erzählen wie du.", sagte sie müde.Ich warf Said einen Blick zu, der an der Wand gelehnt war. Seine Beine gekreuzigt, sodass er mit der Schulter lässig an der Wand gelehnt war. Grinsend schaute er mir zu. ,,Okay, Nour soll ich dir eine andere Geschichte erzählen?", fragte ich sie lieb. ,,Ja, bitte.", flüsterte sie. Ich lehnte mich gegen das Bettgestell von Nour und fing an zu erzählen. ,,Also es war einmal im Wald ein kleines Haus. In dem wohnten zwei hübsche Schwestern." Nour Schloss ihre Augen ,,Die eine hatte schönes blondes, langes Haar und große blaue Augen. Sie hatte eine helle Hautfarbe wie Porzellan. Ihre Schwester war das komplette Gegenteil. Sie hatte braunes kurzes Haar und fast schwarze Augen. Ihre Hautfarbe war braun. Und doch stammten beide von der selben Mutter.", erzählte ich und strich über ihr Haar. ,,Die blondhaarige war gemein, und kümmerte sich nicht um die kranke Mutter. Die braunhaarige aber war nett und freundlich. Immer wenn sie wusste das jemand ihre Hilfe benötigte, half sie auch dieser Person." ,,Eines Tages kam dann ein Prinz vorbei, er war auf der Suche nach der perfekten Prinzessin. Sein Pferd verletzte sich bei dem Weg durch den Wald. Die braunhaarige bekam dies mit und half dem Prinzen mit seinem Pferd. Doch die blondhaarige kümmerte sich kein bisschen um den Prinzen. Ja, sie wollte Prinzessin werden, aber musste sie dafür ein Pferd anfassen?" ,,Was passierte dann Gülüm?" ,,Pscht, es geht jetzt weiter Nour." ,,Der Prinz fand beide Schwestern schön, doch entschied sich die braunhaarige zur Frau zunehmen, denn einst hatte seine Mutter ihm gesagt 'Nicht alles was schön aussieht ist auch gut' und die Hilfsbereitschaft der braunhaarigen Schwester begeisterte ihn, sodass er sie mit in sein Königreich nahm. Dort heirateten sie und bekamen drei Kinder. Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.", sagte ich lächelnd. Ich blickte zu Nour, die tief und fest schlief. Mein Blick wanderte zu Said, der sich in dem Sessel von Nour bequem gemacht hatte. Auch er schlief tief und fest. Lächelnd stand ich auf und nahm die Decke von dem Regal. Damit deckte ich Said zu, bevor ich das Licht aus knipste und ,,Gute Nacht." flüsterte.

Gülüm- Meine RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt