Kapitel 12

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Viel Spaß beim Lesen

,,Bis heute Abend.", verabschiedete ich mich von ihm. ,,Bis später.", erwiderte er lächelnd, bevor wir gleichzeitig unsere Türen schlossen. Voller Vorfreude überlegte ich mir was ich anziehen könnte. Ich ging direkt auf meinen Kleiderständer zu und suchte mir eine grüne Bluse und eine schwarze Hose raus. Da das Treffen erst um 18.00 Uhr war und wir gerade mal halb zwei hatten, könnte ich mir ein schönes Bad einlassen und davor noch etwas essen. An dem Gedanken von Essen knurrte mir der Magen. Lächelnd ging ich in die Küche und machte mir ein kleines Frühstück. Anschließend machte ich Musik im Badezimmer an. Solange der Wasserkocher das Wasser kochte, ließ ich meine Badewanne mit Wasser füllen. In der Küche machte ich mir einen Schwarztee und ein paar Nutella Brote, die ich dann auch schnell aufaß. Im Bad entkleidete ich mich und stieg langsam in die heiße Wanne. Mit einem Seufzen schloss ich meine Augen, dabei genoss ich das Kribbeln was sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Meine Hand legte sich auf meinen Bauch. Hmm sah man eigentlich schon etwas? Immerhin war ich ja jetzt im zweiten Monat? Oh man ich hoffe man sah noch nichts...

Nach dem Bad stellte ich mich in Unterwäsche vor dem Badezimmerspiegel hin und betrachtete meinen Bauch. Mit meinem Zeigefinger strich ich über die ganze kleine Wölbung. Mhmm man könnte mir vorwerfen das ich zugenommen hätte, aber niemand käme darauf das ich schwanger wäre. Puh zum Glück- dachte ich mir und zog mir die grüne Bluse und die schwarze Hose an. Dann trocknete ich meine Haare mit dem Föhn. Als die Uhr gegen 15.00 Uhr schlug, beschloss ich mit Semiha zu telefonieren. Ich erzählte ihr von dem Treffen, worüber sie sich sehr freute. ,,Ich kann es nicht fassen!", kreischte sie laut. Ich lachte ,,Ich auch nicht.", erwiderte ich lächelnd. ,,Soll ich eigentlich mit zu deinem nächsten Termin beim Arzt kommen?", fragte Semiha. ,,Ja, wenn du kannst, hätte ich dich gerne dabei.", sagte ich lächelnd. ,,Wann ist denn der Termin?",,Der Termin ist am 23. 08, kannst du an dem Tag?", fragte ich und schaute auf die Uhr. 17.45 Uhr. ,,Ja ich hab bisher nichts vor, aber ich sag dir noch mal ein paar Tage bescheid.", sagte Semiha. ,,Okay, em Semiha, ich hab gleich das Treffen und ja versprochen ich erzähle dir alles.", sagte ich lächelnd. ,,Ja klar musst du mir alles erzählen! Viel Spaß und vergiss deine Tabletten nicht." erinnerte Semiha mich. ,,Ah ja stimmt, danke.", sagte ich. ,,Bis später.", verabschiedeten wir uns. Nervös schaute ich noch einmal in den Spiegel und richtete meine Haare. Tief nahm ich Luft bevor ich meinen Hausschlüssel, mein Handy und die Tabletten nahm. Dann öffnete ich meine Tür, bevor ich an Said's Tür klopfte. Lächelnd öffnete dieser mir die Tür. Er trug ein dunkel blaues Hemd, das eng an seiner Brust saß. Sein Haar war leicht verwuschelt, sein Lächeln war schief und seine Augen schienen nur mich wahrzunehmen. ,,Hi.", sagte ich nervös. Seine Lächeln wurde breiter ,,Hallo Frau Alkan, kommen Sie doch rein.", sagte er und machte seine Tür etwas mehr auf. Als ich an ihm vorbei in seine Wohnung trat, drang mir sein schöner Duft in die Nase. Ich zwang mich meine Augen offen zu halten, um nicht wie eine Gestörte meine Augen zu schließen und noch einmal tief seinen Duft ein zu atmen. ,,Willkommen.", sagte er und schloss die Tür. Ich nickte nur und schaute mich um. ,,Hier entlang.", sagte er dabei zeigte er in Richtung einer Tür. Said öffnete mir die Tür, sodass ich direkt einen gedeckten Esstisch erblickte. Ich lächelte breit ,,Nehmen Sie platz, ich schaue schnell noch in der Küche nach.", sagte er freundlich. ,,Soll ich Ihnen helfen?", fragte ich hilfsbereit. Er lachte auf, eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. ,,Nein nein, ich schaffe das schon allein.", sagte er lächelnd. ,,Okay.", sagte ich und nahm am Tisch platz. Während er in der Küche war, spielte ich nervös mit der Serviette, die sich auf dem Tisch befand. Nach ein paar Minuten kam Said in das Wohnzimmer, dabei hielt er zwei Teller in seinen Händen. ,,Schläft Nour schon?", fragte ich neugierig. Er lächelte ,,Nein noch nicht, sie spielt in ihrem Zimmer." ,,Oh.", sagte ich, bevor ich leicht lachte. Er übergab mir einen Teller und oh mein Gott es roch so gut. Hähnchen, Reis, Kartoffelpuffer und Erbsen befanden sich auf dem Teller. Auch befand sich Jägersoße auf dem Tisch, ohne das ich es wollte, sammelte sich das Wasser in meinem Mund. Vielleicht war er doch nicht so ein schlechter Koch... Er setzte sich ebenfalls an den Tisch, dann hob er seinen Blick, sodass es fast unvermeidlich war das ich seine Augen schaute. Ich blinzelte kurz, bevor ich meinen Blick auf meinen Teller senkte. ,,Also ich muss sagen, gut riechen tut es schon.", sagte ich lächelnd. Er lachte auf ,,Na los, essen Sie doch.", sagte er lächelnd. Ich nickte und griff nach der Gabel. Gerade wollte ich mir ein Stück vom Hähnchen in den Mund schieben, doch dann fielen mir meine Tabletten ein. ,,Ich muss kurz meine Tabletten nehmen.", klärte ich Said auf. Er runzelte die Stirn ,,Was für Tabletten denn?" Ich bekam leichte rote Wangen ,,Äh, d-die Tabletten wegen dem Virus.", log ich und senkte schnell meinen Blick. Herr Mubarek räusperte sich, selbst er bemerkte das ich eine Niete im Lügen war. Schnell schluckte ich die Tablette runter, bevor ich mich dem Essen zu wand. ,,Sie studieren oder?", fragte er neugierig. Ich nickte ,,Ich studiere Lehramt, was machen Sie beruflich?" ,,Ich leite eine große Firma, haben Sie Familie?", fragte er lächelnd. Bei der Frage zuckte ich zusammen und das Lächeln auf meinen Lippen verblasste. ,,E-es.", sagte ich stotternd. ,,I-ich bin Waise.", fügte ich hinzu. Seine Miene veränderte sich ,,Oh Gott tut mir leid, ich wollte nicht-." ich unterbrach ihn ,,Ist schon okay.", sagte ich und lächelte leicht. Er atmete aus, ich konnte mich nicht mehr beherrschen und fragte einfach ,,Herr Mubarek, darf ich Sie etwas fragen?" ,,Ja klar, nur zu." ,,Wo ist Nour's Mutter?", fragte ich wie aus der Pistole geschossen. Kurz zuckte er zusammen, dann blinzelte er ein paar Mal ,,Meine Frau starb bei der Geburt von Nour.", sagte er und senkte seinen Blick. Schuldgefühle breiteten sich in mir aus, geschockt erwiderte ich: ,,Das tut mir leid, mein Beileid." Er nickte und schaute auf ,,Schon Okay, ich glaube Sie verstehen den Schmerz und sind nicht einer dieser Leute, die so tuen als würden sie wissen wie es ist jemanden zu verlieren, ich glaube sogar, das Sie den Schmerz viel besser verstehen als jeder andere.", sagte er und blickte mir dabei tief in die Augen. Es war so als würde er tief in meine Seele blicken und jeden einzelnen Schmerz heraus lesen, den ich in der Vergangenheit erlebt hatte. ,,Sie mögen diese Leute auch nicht die so tuen, oder?", fragte ich ohne nach zu denken. Er lachte auf ,,Und wie ich diese Leute verabscheue." ,,Geht mir genau so.", sagte ich lächelnd. Said räusperte sich ,,Hören wir auf mit dem Siezen, das du klingt besser.", sagte er grinsend. Ich lachte auf ,,Okay... wie alt bist du?" ,,Ich bin 23 Jahre alt.", sagte er grinsend. Eine kleine Stille legte sich ,,Ich glaube ich sollte dich jetzt in deinen neuen Job einweihen." ,,Ja.", sagte ich kichernd. ,,Also ich erwarte eigentlich nicht vieles, da du ja auch studierst. Du musst Nour vom Kindergarten abholen, sie beaufsichtigen und ab und zu etwas für sie kochen. Nebenbei kannst du natürlich auch lernen, also das wäre für mich kein Problem. Sie ist ganz schlimm wenn sie schlafen muss, aber ich glaube das wirst du schon hinkriegen.", sagte er freundlich, dabei strahlten seine Augen während er über seine Tochter redete. ,,Bis ich nach Hause komme, dann hast du Feierabend. Am Wochenende übernehme ich, monatlich würde ich dir gerne 1500 Euro zahlen. Ist deine Wohnung gemietet?", fragte er am Ende. Ich verdaute erstmal die ganzen Informationen ,,Nein, ich hab die Wohnung gekauft. Also ich bin so weit mit allem einverstanden, nur kommst du immer so spät von der Arbeit?", fragte ich. ,,Manchmal, aber meistens bin ich schon um 20.00 Uhr zu hause. Das kommt immer auf die Verhältnisse an.", sagte er und kratzte sich am Hinterkopf. ,,Oh, das macht mir nichts aus, wohne ja nebenan.", sagte ich breit grinsend. Er lachte auf ,,Ja, wenn du willst kannst du schon diese Woche anfangen?" ,,Echt?", fragte ich unglaublich mit geweiteten Augen. ,,Ja klar.", sagte er lächelnd. ,,Oh mein Gott, ich weiß gar nicht was ich sagen soll-" Mein Handy, das anfing zu klingeln, unterbrach meinen Satz. ,,Tut mir leid.", sagte ich verwirrt, bevor ich mein Handy rauskramte. Kemal stand auf dem Display. Meine Augen weiteten sich. Ein unkontrollierbares Zittern ergriff mich, sodass das Handy mit einem Krachen auf den Tisch fiel. ,,Gülüm?", fragte Said besorgt. Immer noch klingelte mein Handy, tränen bildeten sich in meinen Augen. Erinnerungen überfluteten meinen Kopf. Alles was ich verdrängt hatte, diese schlimmen Sachen, die er mir angetan hatte, fielen mir wieder ein. Als ob die Albträume nicht ausreichen würden, rief er mich auch noch an. Hatte ich ihm nicht gesagt das er sich nicht mehr zu melden hat? Hatte ich ihm nicht gedroht das wenn ich ihn in meiner Umgebung sehen würde, ihn anzeige? Mein Handy klingelte immer noch. ,,Hier trink etwas.", sagte Said und reichte mir ein Glas Wasser. Dankend nahm ich ihm das Glas ab und trank zitternd einen Schluck davon. Ich war den Tränen nahe, wäre ich gerade nicht mit Said in einem Raum, würde ich wahrscheinlich so doll in Tränen ausgebrochen dass ich am nächsten Tag kaum ein Auge auf bekäme. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer ,,Wo ist die Toilette?", fragte ich mit zitternder Stimme. ,,Die zweite Tür rechts im Flur.", sagte er besorgt. Ich nickte und nahm mein Handy mit. Absichtlich schaltete ich mein Handy aus, während ich mich im Badezimmer einschloss. Dort spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und kämpfte gegen die Übelkeit. Meine Finger klammerten sich an den Waschbecken, sodass meine Fingerknochen schon weiß heraus traten. Ich schloss meine Augen und versuchte meinen Atem zu beruhigen. Meine eine Hand legte sich auf meinen Bauch. Zurück rufen würde ich ihn ganz bestimmt nicht. Warum rief er eigentlich genau jetzt an? Gerade wenn ich dachte das mein Leben ein bisschen Normalität wieder beinhalten würde, passierte sowas. Ich schüttelte meinen Kopf. Mein Leben würde nie mehr wieder normal werden. Mein Blick wanderte am meinem Körper runter zu meinem Bauch, dann schaute ich in mein Spiegelbild. Große graue Augen die wässrig aussahen, blickten mich an. Womit hatte ich all' das hier verdient?

Gülüm- Meine RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt