Teil6

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„Lina, wir sind da.", hörte ich Florian sagen, der mich sanft wachrüttelte. Wie, jetzt schon? Ich stöhnte auf und stieg aus dem Wagen, ohne darauf zu warten, dass Florian sie mir aufhielt. Auch hier war der Boden wieder ziemlich uneben und ich hatte Probleme, gerade stehen zu bleiben. „Soll ich noch kurz mit hochkommen?", fragte Florian und schloss sein Auto ab, anscheinend hatte er sich seine Frage schon selber beantwortet. „Nein danke, geht schon.", murrte ich, doch Florian ließ sich nicht abschütteln. „Ich bring dich nur in deine Wohnung, damit ich sicher sein kann, dass du es heile bis nach oben geschafft hast." Ich schnaubte. „Du bist doch nur neugierig, wie meine Wohnung aussieht!" Er grinste. „Gibt es da denn so viel zu sehen, dass ich neugierig sein müsste?" „Träum weiter.", sagte ich nur und schloss die Tür von dem großen Wohnhaus auf. Meine Wohnung lag zum Glück nur im zweiten Stock, weshalb wir nicht allzu viele Treppenstufen laufen mussten. Trotzdem überwältigte ich beide Treppen nur mit Hilfe von Florian und dem Geländer, sonst hätte ich wahrscheinlich hochkrabbeln müssen. Als wir um die letzte Ecke bogen erschrak ich. Vor meiner Wohnung kauerte ein Mann, genau an meine Wohnungstür gelehnt, und schlief. Ich erstarrte. Das war Justus! Was machte der denn hier? Es war drei Uhr nachts! „Ist das deine Wohnung?", fragte Florian hinter mir und ich nickte. Was tat er hier? Ich konnte unmöglich unbemerkt an ihm vorbei in meine Wohnung kommen, da er dagegen lehnte und aufwachen würde, wenn ich sie aufmachen würde. „Kennst du den Kerl?", fragte Florian und ich nickte. Sollte ich ihn wecken? Oder sollte ich Florian bitten, mich einfach in das nächstbeste Hotel zu fahren? Ach Quatsch, wir sprachen hier immerhin von Justus, mit dem würde ich ja wohl noch fertig werden! Ich trat mit meinem Fuß einmal gegen sein Bein, um mich nicht bücken zu müssen. Sofort schlug Justus seine Augen auf und starrte mich mit großen Augen an. Er hatte getrunken, das konnte man deutlich sehen. Seine Augen waren ganz glasig und sein Blick leer. Na super, dann würde es gleich wohl einen Streit zwischen zwei Betrunkenen geben, große Klases. „Lina!", nuschelte er und schien sich erst sammeln zu müssen. „Was um Himmels Willen tust du um drei Uhr nachts vor meiner Wohnung?", fragte ich mit größter Anstrengung, deutlich zu sprechen. Er rappelte sich auf und lief einen Schritt auf mich zu, doch ich wich zurück. Ich merkte, wie ich langsam wieder klar denken konnte. „Was tust du hier?", zischte ich ihn an. Ich war stinkwütend. Justus sah mich verzweifelt an und wandte seinen Blick dann an Florian. „Wer ist der Kerl?" „Das geht dich einen Scheiß an! Verschwinde jetzt! Sofort!" Sein Gesicht verzerrte sich. „Ist das dein Neuer?" „Verpiss dich jetzt, und zwar sofort!", zischte ich ihn wieder an, doch er ließ sich von meiner Wut nicht im Geringsten beeindrucken und starrte Florian finster an. „Ich habe Bilder im Internet gesehen! Lina, ich weiß doch, dass du mich nur eifersüchtig machen willst, ich weiß doch, dass du mich noch liebst!" Er torkelte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Justus trat erneut einen Schritt auf mich zu und streichelte zärtlich meinen Arm. Ich wich erneut einen Schritt zurück und prallte gegen Florian, der ganz dicht hinter mir stand. „Wenn du mich noch einmal anfasst knall ich dir eine!", zischte ich ihm zu und Justus Augen weiteten sich. „Ich weiß, dass du mich noch liebst Lina! Bitte verzeihe mir! Ich weiß, dass ich mich manchmal nicht nach deinen Vorstellungen verhalten habe, aber bitte gib mir noch eine Chance! Der Kerl da kann doch nicht dein Ernst sein! Guck ihn dir doch mal an! Er ist nicht der Richtige für dich und kann dir gar nichts bieten! Er ist doch nur ein billiger Kerl, der sich an hübsche Frauen ranmacht! Lina bitte!", lallte er. Ich trat einen Schritt vor und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Erschrocken sah er mich an. „Noch ein Wort gegen Florian und ich verpass dir gleich noch eine!" Justus sah Florian an und ich konnte deutlich Hass in seinen Augen sehen. „Du liebst ihn nicht Lina!" „Das lass man meine Sorge sein! Und jetzt lass mich in meine Wohnung!" „Lass uns reden Lina, bitte! Ich mach alles was du willst!", sagte er verzweifelt, doch das zog bei mir nicht. Ich verdrehte nur die Augen und zog meinen Schlüssel aus der Tasche. „Ein für alle Mal: Lass mich endlich in Ruhe!" Und damit zog ich ihn zur Seite und schloss meine Wohnungstür auf. Ich warf Florian einen Blick zu, dass ich jetzt alleine klar kommen würde, doch Florian schob sich ebenfalls an Justus vorbei und betrat ebenfalls meine Wohnung. Ich sah ihn irritiert an, sagte jedoch nichts und wandte mich noch einmal Justus zu, der mich flehend ansah. „Lass mich in Ruhe Justus, es ist vorbei! Bitte versteh das endlich!" Und damit knallte ich dir Tür vor seiner Nase zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass mein ganzer Körper am Zittern war. Erschöpft ließ ich mich an der Tür nach unten rutschen und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Das war zu viel gewesen. Was tat er hier um diese Uhrzeit? Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe? Hatte er jetzt vor, ständig vor meiner Haustür zu hocken? Woher wusste dieser Dreckskerl überhaupt, wo ich wohnte? Ich spürte, wie Florian sich neben mich hockte und sanft über meinen Kopf strich. Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. „Warum bist du noch mit reingekommen?" „Der Typ ist betrunken Lina und ich weiß nicht, wozu der noch alles fähig ist." Wie aufs Stichwort donnerte Justus gegen die Tür. „Mach sofort die Tür auf! Ich weiß, dass du mich noch liebst! Mach sofort die Tür auf oder ich trete sie ein!" Ich zuckte bei jedem seiner Worte zusammen und erhob mich. Meine Knie zitterten. Justus hämmerte weiter gegen die Tür. Zu meinem großen Erstaunen kam Florian auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Ist er dein Exfreund?", fragte er leise und ich nickte, ließ meinen Kopf dabei auf seine Brust sinken und sog gierig Florians Geruch ein. Er roch so gut! „Ich ruf die Polizei.", sagte ich trocken und Florian nickte nur und ließ mich los.

Mein Freund der SchauspielerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt