Teil22

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Ich wurde von einem schrillen Klingelton geweckt. Im Zimmer war es dunkel und ich hatte das Gefühl, dass ich gerade erst seit fünf Minuten schlief. Florian neben mir stöhnte genervt und ließ meine Hand los, um nach seinem Handy zu greifen, dass auf dem Tisch neben ihm lag und klingelte. Wer rief denn um diese Uhrzeit an? „Hallo?", meldete er sich schläfrig, richtete sich aber im nächsten Moment plötzlich auf. „Was?" Er klang aufgebracht. War was passiert? Er fuhr sich durch die Haare, sah zu mir runter und stellte fest, dass ich wach war. Dann seufzte er. „Ja, bin gleich da." Er legte auf und sah mich entschuldigend an. „Ich muss weg." Er stand auf und griff nach seiner Hose. „Was? Jetzt? Wer war das denn? Wo musst du denn jetzt hin?" Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es halb eins war. Florian seufzte. „Bastis Vater hatte einen Herzinfarkt, er ist ins Krankenhaus gekommen. Basti hatte heute Abend schon Alkohol, weshalb er nicht mehr fahren darf. Er hat mich gefragt, ob ich ihn ins Krankenhaus bringe. Sieht wohl nicht gut aus." Er fuhr sich wieder nervös durch die Haare und zog sich die Schuhe an. Dann verließ er das Schlafzimmer und ich ging ihm hinterher. Wollte er jetzt einfach so gehen? „Scheiße!", hörte ich ihn aus der Küche fluchen? „Was ist?" Er seufzte. „Mein Auto steht zu Hause." Ich griff nach meinen Autoschlüsseln und hielt sie ihm hin. „Nimm meins." „Danke Lina... Und tut mir leid, dass ich jetzt so plötzlich weg muss. Schlaf du einfach weiter. Wir telefonieren morgen." Ich nicke stumm und wünschte, er würde jetzt nicht gehen. Ich wollte nicht wieder alleine schlafen. Am liebsten würde ich ihn einfach zurück ins Bett schleifen und ihn festhalten, damit er nicht mehr weggehen kann. Aber ehe ich diesem Impuls nachgeben konnte, wich Florian einen Schritt zurück, sodass meine Vernunft sich wieder melden konnte. Es war natürlich Quatsch, ihn festhalten zu wollen. Ich wusste ja, dass er jetzt für seinen besten Freund da sein wollte. Florians Augen blickten mich entschuldigend an und seine Hände wanderten von meinem Haar über meine Schultern und meine Arme hinunter zu meinen Händen. „Tu mir einen Gefallen.", flüsterte er, wobei seine Finger meine umklammerten und sie an seinen Mund hoben. „Welchen?" Ohne den Blick von meinen Augen abzuwenden, streifte er mit den Lippen meine Fingerknöchel. „Leg dich jetzt wieder schlafen und träum dann von mir.", sagte er leise. Er beobachtete mich, wartete auf meine Reaktion, doch weil mir die Worte fehlten, nickte ich bloß. Er musste ja nicht erfahren, dass keiner sonst meine Träume beherrschte. Keiner. Er seufzte und ließ meine Hände los. „Ich muss jetzt wirklich los. Ich ruf dich morgen an. Schlaf gut, Linchen!" Er beugte sich noch einmal zu mir herunter und küsste mich, ehe er aus meiner Wohnung verschwand.

Da Florian sich am nächsten Tag nicht meldete und ich ihm nicht hinterhertelefonieren wollte, verabredete ich mich nach der Arbeit mit Tara in meiner Wohnung. „Hey Lina, du kann es sein, dass der Hausmeister hier irgendwie Kameras oder so installiert hat? Gegen Einbrecher?", begrüßte Tara mich, als sie in meine Wohnung kam. „Nein? Wie kommst du da denn drauf?", fragte ich verwundert. Sie seufzte. „Keine Ahnung, ich hab mich nur irgendwie noch nie so beobachtet gefühlt wie heute. Keine Ahnung, es war total merkwürdig. Aber wahrscheinlich spiel ich verrückt, hab die Nacht über nicht so viel geschlafen." „Wieso nicht? Ist was passiert?" „Nein, keine Ahnung warum ich nicht schlafen konnte. Aber du hast doch bestimmt gut geschlafen, oder nicht?", sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. Natürlich hatte ich ihr erzählt, dass Florian eher wiedergekommen war. „Ja, bis Florian plötzlich mitten in der Nacht weg musste. Von seinem besten Freund ist der Vater ins Krankenhaus gekommen und Florian musste ihn fahren." „Oh, und jetzt?" Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, er hat sich noch nicht gemeldet." „Wieso nicht?" Ich lachte. „Tara, keine Ahnung! Wie gesagt, er hat sich noch nicht gemeldet. Ich find's ja selber auch komisch, ich habe die ganze Zeit Angst, dass was passiert sein könnte..." Sie runzelte die Stirn. „Warum hast du ihn denn dann noch nicht angerufen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Ich will ihm nicht hinterhertelefonieren..." Sie hob eine Augenbraue. „Du hast Angst, zu kletten?" „So hab ich das nicht gesagt." „Du hast Angst, dass er dich wegstößt, wenn du ihm nicht seinen Freiraum lässt." Ich seufzte. „Vielleicht." „Ach Lina, gerade du, die zu wenig Freiraum doch auch nicht abkann. Was ist nur los bei dir?" Sie grinste. „Ich weiß es nicht. Ich finde mich ja auch total komisch. Bei Justus habe ich meine freie Zeit geliebt, bei Florian wünschte ich einfach nur, dass er wieder bei mir ist..." Sie lächelte. „Du liebst ihn." Ich erwiderte ihr Lächeln. „Ja." Es klingelte an der Tür und ich stand schnell auf, um nachzugucken. Florian stand vor der Tür und sah mich verlegen an. Bei seinem Anblick fiel mir ein Stein vom Herzen und ich seufzte erleichtert auf. Innerlich hatte ich schon Angst, dass er sich nicht mehr bei mir melden würde. „Hi.", sagte er und sah mich immer noch verlegen an. „Hey!" Ich lächelte und ging auf ihn zu, um ihn zu küssen. Zögerlich legte er seine Arme um mich. „Tut mir leid.", murmelte er und vergrub seine Nase in meinen Haaren. „Bist du böse?", fragte er leise. Ich löste mich aus seiner Umarmung und sah ihn verwundert an. „Nein! Wieso sollte ich?" Er seufzte erleichtert auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Weil ich mich nicht gemeldet hab. Das tut mir leid, ich wusste nur irgendwie nicht, wo mir der Kopf steht." „Wie geht es Bastis Vater denn?" Er seufzte. „Geht so. Er muss jetzt erstmal im Krankenhaus bleiben. Aber Basti geht es total schlecht, er hat Angst um seinen Vater." „Verständlich.", murmelte ich und nahm seine Hand, um ihn in die Wohnung zu ziehen. „Hast du Besuch?", fragte Florian und zeigte auf Taras Tasche, die im Flur stand. „Tara ist da. Komm mit ins Wohnzimmer." Tara saß im Wohnzimmer an ihrem Handy und sah auf, als Florian und ich reinkamen. „Hey!", begrüßte sie ihn freundlich. „Ich dachte schon, es wäre Justus, so lange wie du weg warst." „Ach und dann hast du es nicht für nötig gehalten, mal nach mir zu gucken?" Sie grinste. „Nö." Ich lachte und setzte mich wieder aufs Sofa. „Tut mir leid, wenn ich störe.", entschuldigte Florian sich. „Du störst nicht, du kommst genau richtig, wir haben gerade über dich geredet!" Sie grinste und ich hätte ihr am liebsten die Hand vor den Mund gehalten. Florian zog fragend die Augenbrauen hoch. „Was habt ihr denn über mich geredet?" Tara grinste und winkte ab. „Nichts schlimmes, Lina hat sich nur Sorgen um dich gemacht." Florian sah zu mir und man konnte ihm sein schlechtes Gewissen förmlich vom Gesicht ablesen. „Tut mir leid...", murmelte er nochmal. „Ist nicht schlimm. Möchtest du was trinken?" „Ne, ich geh auch gleich wieder." „Was? Wieso?" Ich wollte nicht, dass er schon wieder ging. „Ich wollte mich nur kurz bei dir melden, ich muss nach Hause zu Elmo, der war in letzter Zeit viel zu oft alleine." „Oh, okay..."

Mein Freund der SchauspielerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt