Eine Stunde später saß ich mit Tara in meiner Wohnung und hatte ihr alles erzählt. Sie nahm mich mitleidig in den Arm. „Das tut mir alles so leid, Lina." Ich schniefte. „Es ist alles meine Schuld! Ich hätte ihn nicht so unter Druck setzen dürfen." „Ach Lina, hör auf dir selber die Schuld zu geben." „Ich bin so doof! Und ich sag ihm auch noch, dass ich ihn liebe!" Tara reichte mir ein Taschentuch. „Ach komm, besser als wenn du es wochenlang mit dir herum geschleppt hättest. Er weiß wenigstens, woran er bei dir ist." „Toll, das hab ich jetzt davon." „Aber du wolltest doch Schluss machen. Es ist gut so, wie es jetzt ist." „Ich wollte nicht Schluss machen, ich musste Schluss machen. Und wir waren doch gerade seit so kurzer Zeit zusammen. Wie soll ich ihm jetzt überhaupt in zwei Wochen wieder gegenüber treten und so tun, als wären wir zusammen? Das wird eine Katastrophe! Und wenn ich dann auch noch vor ihm zu weinen anfange..." Ich brachte den Satz nicht zu Ende. Tara strich mitleidig meinen Arm. „Warum schämst du dich immer so, wenn er dich weinen sieht? Dann weiß er wenigstens, wie scheiße es dir geht." „Er soll mich aber nicht weinen sehen, weil er dann denkt, ich wäre schwach." „Aber bist du das denn nicht? Das ist doch nichts Schlimmes." „Ich will aber nicht, dass er das sieht! Ich will nicht so verletzlich und schwach wirken!", schluchzte ich. „Wer liebt ist immer schwach...", murmelte Tara und verzog nachdenklich das Gesicht. „Was ist?", fragte ich und Tara zuckte mit den Schultern. „Dieser Satz kam mir irgendwie verletzlich vor. Na ja egal. Auf jeden Fall finde ich es nicht schlimm." Ich seufzte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wollte nicht mehr weinen, ich wollte nicht, dass mich das so mitnahm.
Eine Woche später war ich sehr zu meinem Missfallen immer noch ein riesen Trauerkloß. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie bekam ich es hin, gerade noch so zu funktionieren. Ich wachte morgens auf, fuhr zur Arbeit, fuhr nachmittags wieder nach Hause, starrte gedankenverloren an die Wand, ging ins Bett, schlief ein, wachte wieder auf und immer so weiter. Ich konnte mich einfach zu nichts aufraffen. Ich weinte nicht mehr, doch ich hatte einfach zu nichts mehr Lust, selbst das Essen langweilte mich. Tara versuchte mich aufzumuntern, doch ich hatte am liebsten meine Ruhe und starrte an die Wand. In einer Woche würde ich Florian wieder sehen und ich hatte keine Ahnung, wie es werden würde. Wie ich mich verhalten sollte. Warum konnte ich nicht endlich aufhören, an ihn zu denken? Warum war ich überhaupt so empfindlich? War ich bei Justus doch auch nie gewesen. Ich vergrub verzweifelt mein Gesicht in dem Kissen neben mir. Wann hörte der Schmerz endlich auf? Die Türklingel riss mich aus meinem Selbstmitleid. Das war bestimmt Tara. Doch leider war es nicht Tara, sondern Justus, der schon wieder vor meiner Tür stand. Ich stöhnte genervt auf, als ich ihn erblickte. „Was willst du denn schon wieder hier?", fragte ich und Justus scharrte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden. „Ich wollte dich besuchen." „Ist gerade ganz unpassend." „Bist du krank?" Ich zog eine Augenbraue hoch. „Nein?" „Oh, ich dachte nur, weil ... ach egal." Ich verdrehte die Augen und sah ihn abwartend an. „Warum bist du so abweisend? Ich dachte, wir wollten Freunde sein.", murmelte er und sah auf den Boden. „Weil ich vielleicht sauer auf dich bin? Du saßt bei meinen Eltern im Wohnzimmer und hast dich wie ihr Schwiegersohn aufgeführt! Und ich hab so das Gefühl, als hättest du deine Gefühle für mich noch nicht unter Kontrolle. Und nachher kann ich mir anhören, ich hätte dir wieder falsche Hoffnungen gemacht." Er schloss für einen Moment gequält die Augen. „Lina, bitte sei nicht so. Ich kann doch nichts dafür, dass ich noch Gefühle für dich hab." „Meine Güte Justus, reiß dich doch mal zusammen! Du benimmst dich echt wie ein Mädchen! Wenn du jetzt noch eine Träne vergießt nenn' ich dich Justina. Sei doch mal ein Mann und steh darüber, meine Güte, so langsam solltest du wirklich darüber hinweg sein." Justus sah mich traurig an. „Du hast keine Ahnung, wie es ist, verlassen zu werden, von der Person, die man liebt. Du hast keine Ahnung, wie es ist, Liebeskummer zu haben." Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und am liebsten wäre ich wieder in Tränen ausgebrochen, doch das konnte ich vor Justus beim besten Willen nicht tun. „Du hast gesagt, du liebst mich nicht mehr." „Das hab ich doch nur gesagt, damit du mit nach London kommst.", sagte er leise und ich seufzte frustriert. Er war echt anstrengend. „Justus, ich habe es dir schon tausendmal gesagt, aber ich sag es gerne noch einmal: Zwischen uns wird nie wieder etwas sein, bitte finde dich damit ab und komme in Zukunft nicht wieder zu mir nach Hause. Du erreichst damit nichts. Geh nach Hause. Bitte." Er sah mich für einen Moment schweigend an, ehe er sich wortlos umdrehte und zur Treppe lief. Bevor er aber runterging, drehte er sich noch einmal um. „Ich bekomme immer, was ich will.", sagte er und wäre ich nicht gerade in meiner depressiven Liebeskummerphase, hätte ich wahrscheinlich über seine Drohung gelacht. Das war ja wohl ein Scherz. „Viel Spaß.", sagte ich nur tonlos und verschwand dann in meine Wohnung. Wie hatte ich es nur so viele Jahre mit ihm ausgehalten? Er war manchmal echt eine Plage.
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Mein Freund der Schauspieler
FanfictionLina hat einen neuen Job. Sie soll die Freundin von Florian David Fitz, einem deutschen Schauspieler, spielen. Doch was passiert, wenn Lina und Florian anfangen, sich besser kennen zu lernen?