Teil15

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Als ich am Montag wieder im Büro saß, hatte ich ausnahmsweise einmal überhaupt keine Lust, auf die Woche. Normalerweise ging ich ganz gern zur Arbeit, doch diesmal konnte ich es gar nicht abwarten, bis ich endlich Feierabend hatte und mich mit Florian treffen konnte. Nachdem wir am Samstag bei seinen Eltern waren, sind wir in meine Wohnung gegangen und haben es uns dort auf meinem Sofa für den restlichen Tag gemütlich gemacht. Gestern der Tag lief auch nicht viel anders ab, nur dass wir unseren Standort vom Sofa in den Park verschoben haben. Florian kannte dort ein ruhiges Plätzchen unter einer Trauerweide, abgeschirmt von den Blicken der Menschen, wo wir stundenlang gelegen hatten und uns etwas erzählt hatten. Ich lag in Florians Arm und lauschte seinem stetigen Herzschlag, während er meinen Arm streichelte. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten, doch nun saß ich schon wieder hier in meinem kleinen Büro und musste langweilige Arbeitsverträge ausstellen, was mir normalerweise nichts ausmachte, aber heute konnte ich mir deutlich schönere Sachen vorstellen. Zum Beispiel mit Florian Tretboot fahren, oder sonst was unternehmen. Laut Terminplan von Frau Kramer würden wir uns morgen wiedersehen, mal wieder ein harmloser Spaziergang im Park. Da mittlerweile bekannt war, dass Florian eine Freundin hatte, mussten wir uns nicht mehr ganz so oft nachmittags treffen, ich würde ihn wohl hauptsächlich noch zu Veranstaltungen begleiten müssen. Das Treffen morgen, war laut Terminplan auch das Einzige diese Woche. Ich hatte vorgeschlagen, dass wir uns auch heute schon treffen könnten, doch Florian hatte heute irgendwas vor. Keine Ahnung, was er machte, ob er arbeitete oder sich mit Kumpels traf, keine Ahnung. Ich hatte ihn aber auch nicht gefragt.

Als ich am Dienstag das Bürogelände verließ, wartete Florian schon auf mich. Er sah unglaublich gut aus in seiner dunklen Jeans und dem hellblauen T-Shirt. „Hi.", begrüßte er mich grinsend, als ich auf ihn zukam. Augenblicklich fing ich auch an zu grinsen. „Hi.", sagte ich. Er schloss die Arme um mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich hab dich vermisst.", sagte ich, und es stimmte. Ich hatte ihn wirklich vermisst, auch, obwohl mir miteinander geschrieben haben. Aber das war eben doch nicht dasselbe. „Ich dich doch auch.", sagte er leise und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, um mich zu küssen. Ich lächelte unter seinem Kuss und nahm seine Hand. „Können wir?" Er nickte gequält. „Mir gehen diese gezwungenen Spaziergänge durch den Park allmählich auf die Nerven." Ich lachte. „Ach komm, ist ja nur eine halbe Stunde." Er seufzte theatralisch und lief los Richtung Park. „Florian!", rief plötzlich eine Frauenstimme hinter uns, als wir an einer Reihe von Bäumen entlangliefen. Florian stöhnte. „Oh nein." Wir drehten uns um und ich sah eine schlanke Frau auf uns zu laufen. Sie hatte ihre braunen Haare kurz geschnitten und trug ein lässiges Outfit. „Wer ist das?", fragte ich leise, doch er antwortete nicht gleich und schon stand die Frau vor uns. Und bereits da konnte ich mir denken, wer das war. Sie sah Florian unglaublich ähnlich. Seine Schwester. Wie hieß sie nochmal? Steffi? „Florian, lange nicht gesehen!" Florian murmelte irgendetwas Unverständliches und Steffi grinste. „Gesprächig wie immer. Was treibt dich hierher?" Ihr Blick fiel auf mich und sie musterte mich misstrauisch. „Oh, verstehe. Ist das deine ‚Freundin'?" Bei dem Wort Freundin fügte sie mit ihren Finger Anführungszeichen hinzu und grinste ihn an. Er seufzte. „Das ist Lina und sie hat einen Mund, du kannst also auch persönlich mit ihr sprechen." Huch, was war nun denn? Steffi beäugte ihren Bruder mit einem allwissenden Blick und sah dann mich an. „Hallo, ich bin Steffi, Florians Schwester." Ich nahm ihre ausgestreckte Hand entgegen und lächelte. „Hallo, ich bin Lina." Sie nickte und musterte mich wieder. „Hab schon von dir gelesen. Hast ja ordentlich Glück gehabt, die Freundin von meinem Bruder spielen zu können." „Um ehrlich zu sein, habe ich mich anfangs jetzt nicht so darum geschlagen, die Freundin von deinem Bruder spielen zu dürfen.", sagte ich im super netten Tonfall und Steffi sah mich einen Moment irritiert an, doch dann lächelte sie. „Ich hab dich wohl unterschätzt. Vielleicht sieht man sich ja nochmal, ich muss weiter. Bis dann! Tschüs, Florian!" Sie lächelte uns noch einmal zu, dann verschwand sie in die andere Richtung. Florian atmete gut hörbar aus. Ich kicherte. „Deine Schwester hat wohl kein allzu gutes Bild von mir, kann das sein?" Er grinste schief. „Sie fand die Idee mit der Freundin doof und ist dir anscheinend ziemlich misstrauisch gegenüber. Aber du hast gut gekontert." Er grinste und ich kicherte. „Sie sorgt sich nur immer um mich, keine Ahnung warum. Sie ist manchmal schlimmer, als meine Mutter." „Meine Schwester ist noch schlimmer, die sorgt sich zwar nicht so um mich, dafür weiß sie oft alles besser! Aber Lotta ist süß, hoffentlich wird sie nicht so wie ihre Mutter." Florian lachte. „Sophie ist genau wie Steffi früher." Ich runzelte die Stirn. „Sophie? Steffis Tochter?" Er nickte. „Ja, sie ist acht und ein ziemlicher Wildfang." Ich kicherte wieder. „Ich war auch immer ein Wildfang. Leonie war immer das liebe, brave Kind und ich war das Problemkind, das nicht still sitzen konnte." Florian lachte wieder. „Kann ich mir bei dir irgendwie überhaupt nicht vorstellen!" „Florian, deine Stimme trieft vor Sarkasmus!" Er lachte und nahm meine Hand. „Ich finde es gut, dass du so bist!" Ich lächelte und mir wurde warm ums Herz. Florian erwiderte mein Lächeln und beugte sich zu mir runter, um mir einen Kuss auf den Mund zu geben. „Hoffentlich wundert sich Frau Kramer nicht irgendwann, dass ich plötzlich keine Probleme mehr mit küssen habe.", sagte er und ich zog belustigt eine Augenbraue hoch. „Ach, hattest du das mal?" „Na ja, ich fand es am Anfang nicht so gut, dass ich irgendeine fremde Frau würde küssen müssen. Aber das hat sich ja schnell geändert.", sagte er verlegen und ich kicherte. Er konnte manchmal echt süß sein.

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