Teil9

1.5K 25 0
                                    

Einen Tag später saß ich nach der Arbeit in meinem Auto und wollte gerade den Motor starten, als mein Handy plötzlich klingelte. Leonie. „Hallo?", meldete ich mich. „Hi Lina! Hast du schon frei?" „Ja, wieso? Ich habe keine Zeit." „Ich wollte mich entschuldigen, wegen gestern. Dass ich so genervt habe, tut mir leid, ich hab mich selber auch genervt." Ich grinste. „Mich auch!" „Ich weiß, tut mir leid." „Ist okay. Hast du deshalb angerufen?" Ich konnte mir fast denken, dass es noch einen anderen Grund gab. „Manuel ist plötzlich krank geworden, ich soll ihn abholen. Der Hafen, von wo ich ihn abholen muss, ist drei Stunden von München entfernt, ich kann Lotta unmöglich mitnehmen. Könntest du sie bitte nehmen?" „Ich kann sie nicht nehmen, ich bin mit Florian verabredet. Wieso muss Manuel denn extra abgeholt werden?" „Keine Ahnung, ist wohl schlimmer als sonst... Bitte Lina, du kannst sie doch mitnehmen. Sie schläft um sechs Uhr sowieso, du hast nichts mit ihr zu tun." „Bring sie doch zu Mama und Papa!" „Das geht nicht, die sind irgendwelche Freunde besuchen." „Ich bin doch auch nicht zu Hause, und ob nun ich sie mitnehme oder Mama und Papa." Ich hatte wirklich keine Lust, bei Florian dann auch noch auf Lotta aufzupassen. „Ach Lina bitte, mir ist es lieber, du nimmst sie. Sie schläft sowieso fast die ganze Zeit." Ich seufzte. „Bitte Lina.", bettelte meine Schwester noch einmal. „Na gut. Ich hol sie dann aber jetzt ab." „Danke Lina, du bist ein Schatz! Ich pack schnell ihre Tasche. Wenn alles klappt sind wir gegen zehn wieder zu Hause, dann kann ich sie abholen." „Okay. Bis gleich!"

Eine halbe Stunde später stand ich mit einer gepackten Babytasche, einem Kinderwagen und einem sieben Monate alten Baby vor Florians Wohnung und betätigte erneut die Türklingel. Wenig später öffnete Florian lächelnd die Tür. Er stutzte und starrte auf den Kinderwagen. Bei seinem Blick verdutzten Blick überkam mich plötzlich die Lust, ihn reinzulegen. „Hi, ich hoffe es stört dich nicht, dass ich Lotta mitgebracht habe. Eigentlich hat Justus sie diese Woche, aber er musste zu einem wichtigen Termin." Ich verkniff mir ein Grinsen und sah achselzuckend in Florians geschocktes Gesicht. Er starrte wieder auf den Kinderwagen. Ich schob mich an ihm vorbei in die Wohnung und platzierte den Kinderwagen im Flur, sodass er einen freien Blick auf Lotta hatte. Er starrte sie mit offenem Mund an. Er war sichtlich geschockt. Ich unterdrückte ein Kichern. „Wie gesagt, ich hoffe es stört dich nicht. Sie ist auch ganz ruhig." Ich nahm Lotta, die mich anstrahlte, aus dem Kinderwagen und auf den Arm, um ihr die Jacke auszuziehen. Ich warf die Jacke in den Kinderwagen und lächelte erst Florian, dann Lotta an. Florian hatte immer noch keinen Ton gesagt und starrte uns nur mit großen Augen an. „Guck mal Lotta, das ist Florian. Ja, und das ist Lotta.", fügte ich an Florian gewandt hinzu. Endlich räusperte er sich. „Hi Lotta.", murmelte er leise und holte tief Luft. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf und ging in den großen Wohnraum. Ich folgte ihm. „Möchtest du was trinken?", fragte er, immer noch sichtlich verwirrt, und ging in die Küche. „Nein, danke." Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich mit Lotta auf dem Schoß aufs Sofa. Florian gesellte sich zu uns und sah Lotta an. Ich überlegte kurz, meinen Scherz aufzudecken, doch dann entschied ich mich dagegen. Es machte gerade so viel Spaß und es war so witzig zu sehen, wie geschockt er war. Damit hatte er nicht gerechnet. Doch langsam schien er sich wieder zu fangen. „Ich müsste noch ein Reisebett für Kleinkinder haben, das brauchte ich manchmal für meine Nichten und Neffen, also ... wenn Lotta schlafen muss, kann ich das Bett aufbauen. Das geht ja ganz schnell..." „Hat Steffi auch noch kleine Kinder?" „Ja, aber ganz so klein wie Lotta sind sie nicht mehr. Die jüngste ist fünf." Ich nickte und wippte mit den Beinen, um Lotta zum Lachen zu bringen. Es gelang mir. Florian lächelte leicht. „Sie ist ja echt niedlich. Die türkisen Augen hat sie von dir geerbt." Ich grinste und unterdrückte abermals ein Kichern. „Ja, das höre ich öfters..." „Wie alt ist sie?" „Sieben Monate." Er lächelte leicht. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass du ein Kind hast...", sagte er leise und lächelte mich unbeholfen an. Er tat mir in diesem Moment irgendwie total leid, sodass ich ihn einfach nicht weiter anlügen konnte. „Hab ich ja auch nicht." Er runzelte die Stirn. „Äh" „Lotta ist Leonies Tochter.", sagte ich grinsend und kicherte. Florian sah mich weiter mit gerunzelter Stirn an, als müsste er das erst alles verarbeiten. „Ich hab dich verarscht Florian, es tut mir leid!", sagte ich kichernd. Florian stieß einen erleichterten Seufzer aus und legte mit einem verlegenen Grinsen den Kopf schief. „Du bist gemein.", sagte er und ich lachte. „Ich weiß, tut mir leid." „Dann ist sie also nicht deine Tochter?" „Nein, das ist Leonies Tochter, ich habe zum Glück noch keine Kinder." Er grinste und ich merkte, wie er immer lockerer wurde. „Magst du keine Kinder?" „Doch, aber ich möchte keine Kinder. Zumindest jetzt noch nicht. Es ist viel zu früh." Er nickte und ließ sich nach hinten sinken. „Nimmst du Lotta oft?" „Nein, es geht. Aber Leonie muss Manuel, ihren Mann, von irgendeinem Hafen abholen, weil er krank ist. Er ist Kapitän." Florian runzelte nachdenklich die Stirn. „Und was hast du heute so gemacht?" Er zuckte mit den Schultern. „Ich hab gearbeitet." „Drehst du momentan? Tut mir leid, ich bin da nicht so gut drüber informiert." Er grinste. „Nein, ich schreibe im Moment ein Drehbuch. Zweite Fassung." Ich schaukelte Lotta auf meinem Schoß. „Ah, schön." Er grinste. Plötzlich klingelte ein Handy, da es aber meins nicht war, musste es Florians sein. Er sah mich fragend an und griff nach seinem Handy, was in seiner Hosentasche lag. „Hallo?" Er lauschte kurz und verdrehte dann genervt die Augen. „Nein, hab ich noch nicht. ... Ne, jetzt geht nicht. ... Nein, ich habe Besuch. ... Ne. ... Lina. ... Ja, aber ... Nein! ... Okay, bis dann!" Er legte auf und seufzte. „Meine Mutter. Immer auf Informationen aus." Ich kicherte. „Hey, genau wie meine! Weiß deine Mutter von mir? Also kennt sie meinen Namen?" Er nickte. „Ja..." Lotta fing auf meinem Schoß an rum zu quengeln. „Oh je, ich fürchte sie wird müde. Ich füttere sie schnell und dann kann sie in ihrem Kinderwagen schlafen.", sagte ich und stand auf. „Ich kann auch das Reisebett aufbauen. Das geht ganz schnell." Ich lächelte. Florian war irgendwie süß, wie er auf dem Sofa saß und Anstalten machte aufzustehen, um das Reisebett aufzubauen. „Danke, aber das ist nicht nötig, ist ja nur für ein paar Stunden."

Mein Freund der SchauspielerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt