Chris läuft zielstrebig auf einen Platz in der zweithintersten Reihe zu. Es sitzen schon einige Personen auf ihrem Plätzen, genau wie der Lehrer, der gerade das Datum an die Tafel schreibt. Zu meinem Erschrecken stelle ich fest, dass Barbie, oder wie ich gerade erfahren habe, Ashley, auch in meiner Klasse ist. Sie sitzt ebenfalls in der Reihe von Chris und mir, daher bin ich sehr froh, dass Chris mir den Fensterplatz überlässt am Zweierpult, denn zwischen Chris und einem von Ashleys Anhängern passen nur gerade knapp zwei Taschen hin. Glücklich über meine Platzwahl, schiebe ich mir den Schokoriegel, den ich eben gekauft habe, in den Mund und drehe mich um, um meine Klasse etwas zu beobachten. Hinter mir sitzen zwei Jungs, die aussehen, als hätten sie die Nacht neben einer Hanfpflanze verbracht, Chris folgt meinem Blick und erklärt mir: „Das sind unsere lieben Kiffer, sie gehören ebenfalls zu den Blacks, sind dort aber nur Dealer. Sie gehören eher zu den unteren Rängen der Gang." Ich schaue sie mir genauer an, auch sie haben einige Tattoos. Ich habe auch Ansätze von Tattoos bei meinen Brüdern entdeckt, leider nur einen kleinen Teil, da sie alle drei langärmlige Sachen trugen, obwohl es mich natürlich schon wundert, was sie sich genau tätowiert haben. Neben der Bank hinter mir mit den zwei Kiffern stehen noch zwei leere Plätze. Super, ich sehe mich zur Sicherheit nochmal um, aber ja: Das sind die einzigen noch freien Plätze und da meine Brüder nicht im Raum sind... Schöne Plätze haben sie sich ausgesucht, direkt hinter den Tussen, denke ich vor mich hin. Ich merke, dass auch wenn ich nach vorne schaue, ich in meinem Augenwinkel, einen der leeren Plätze beobachten kann. Das wird sicher praktisch, so werden sie nicht merken, wie ich sie anstarre und so wie ich mich kenne, werde ich das ganz sicher tun!
„Hei Rose, wach aus deinen Tagträumen auf, es beginnt", flüstert mir Chris gerade zu. Keine Sekunde zu spät, wie ich sehe, der Blick des Lehrers fällt gerade auf mich. Als er anfangen will, wird die Tür ohne zu klopfen aufgerissen und zwei identische Personen kommen grinsend ins Zimmer. „Guten Morgen Herr Collin, wir haben leider den Bus verpasst und konnten erst jetzt kommen" sagen sie abwechslungsweise. Die Tussen neben mir fangen an zu kichern und der Lehrer schaut sie genervt an. „Meine lieben Herren Black, das ist sicher schon das fünfte mal in diesem Monat. Es kann nicht sein, dass Sie immer bei meiner Stunde den Bus verpassen. Nehmen Sie übermorgen einen früheren Bus, sonst kriegen Sie eine Verwarnung. Da haben Sie die erste Stunde auch bei mir", sagt der Lehrer mit leicht genervter Stimme. Meine Brüder gehen unbeeindruckt auf ihre Plätze und lassen sich schräg hinter mir auf die Stühle fallen. Ich sehe in meinem Augenwinkel wie Valentin Jeremy auf mich aufmerksam macht und sie sich angrinsen. Das kann ja toll werden.
Valentins Sicht:
Ich merke, dass der Stopp am Süßwarengeschäft, keine schlaue Idee gewesen ist. Ich und Jeremy rennen gerade den Gang entlang, wir haben heute bei Collin die erste Stunde und der hat uns schon lange auf dem Kieker. Dennoch ist es eine Tradition die uns unsere kleine Schwester einmal eingeredet hat und die halten wir strikt jeden Tag ein. „Hey Jeremy, mach mal halblang, wir sind immer noch fast pünktlich, den Rest können wir langsam gehen", rufe ich meinem Bruder zu, der ein paar Meter vor mir rennt. „Warum, hast du keine Puste mehr? Das wird sonst nichts mit der Saison nächstes Jahr, wenn du schon schlapp machst wegen einem kleinen Sprint." Gibt mein Bruder grinsend zurück. Ich boxe ihn spielerisch in die Flanke und lasse meinen Arm über seine Schultern baumeln. „Nein, aber ich muss dich noch was fragen und hab keine Lust, dass meine Haare vom ganzen rennen kaputt gehen. Wenn ich deine ansehe, merkt man, dass du dich nicht darum kümmerst. Barbie hat dir vorher schön die ganze Frisur zerstört", sage ich grinsend zu meinem Bruder und sehe, wie er sich danach mit den Fingern die Haare etwas richtet. „Was ich fragen wollte: Kommt dir diese Neue nicht bekannt vor? Ich weis, das klingt jetzt abartig, aber sie erinnert mich so sehr an Rose. Ihre Augen haben immer genauso geglitzert, wenn sie wütend war und sie hatte eben den selben Black-Blick drauf, den ich auch habe. Aber es kann nicht sein. Ich meine, was würde Rose hier tun, sie ist bestimmt ..." Gerade will ich noch weiter über meine Schwester reden, breche aber ab, als ich Jeremys Augen sehe. Sie sind voller Schmerz und er schaut mich traurig an. „Bitte, wir können das an einem anderen Ort besprechen, aber nicht hier und jetzt. Ich will und darf hier nicht schwach wirken", sagt mein Bruder bedrückt. Ja er hat recht: Hier können wir es uns nicht leisten, weinend durch die Gänge zu laufen. Doch auch wenn wir nicht oft darüber reden wissen wir alle drei, dass wir traurig sind. Unsere Schwester hatte vor gut zwei Wochen Geburtstag, ihren 16., und wir waren an diesem Samstagabend alle zuhause. Wir saßen alleine in unseren Zimmern, niemand hatte gesprochen. Als ich aufstand, um mir etwas zu trinken zu holen, habe ich aus Lucas Zimmer schluchzen gehört und auch Jeremy, der mir auf dem Gang begegnet war, hatte rote Augen, sicherlich nicht vom kiffen. Aber was bringt es mir, darüber nachzudenken, wir haben sie verloren, vor zwei Jahren schon und laut unseren Eltern ist sie immer noch sehr enttäuscht von uns und würde uns am liebsten zur Hölle schicken. Als wir diese Neuigkeit bekamen waren wir alle extrem schockiert. Jeremys Antwort auf die Neuigkeit war: „Was habt ihr denn erwartet? Unsere Eltern werden jetzt alle Energie, die sie in uns gesteckt haben, um perfekte Kinder aus uns zu machen, in Rose stecken. Sie ist jetzt sicher so ein feines Mädchen das alles glaubt, was Mami sagt." Doch ich habe in diesem Moment den Schmerz in seiner Stimme gehört und sah, dass es ihn innerlich auffrisst, nur schon so schlecht von seiner Schwester zu reden.
Vor dem Klassenzimmer bleibt Jeremy kurz stehen und sagt: „So komm, wir müssen rein, also weg mit den Gesichtern! Wir sind die Blacks, schon vergessen?" Er grinst mich an, doch genau wie ich weiss auch er, dass sein Grinsen nicht echt ist.
Gemeinsam gehen wir durch die Tür und grinsen unseren Lehrer an. Abwesend sagen wir die gleiche Entschuldigung, die wir immer sagen und ernten damit Gekicher von den Barbies und ein Augenverdrehen von unseren heiss geliebten Strebern.
Nachdem unser Lehrer uns einen kurzen Vortrag gehalten hat, und ich mir es wirklich vornehme mich nächstes mal früher von Lucas und Kyle zu verabschieden, dürfen wir auf unsere Plätze. Beim nach hinten laufen fällt mir auf, dass wir jemand Neues in der Klasse haben. Als wir hinten ankommen mache ich meinen Bruder mit einer Handbewegung auf unsere geheimnisvolle Neue aufmerksam. Als hätte sie es gesehen, dreht sich die Neue etwas von uns weg, so dass Jeremy keine Chance hat, ihr Gesicht zu sehen. Aber wenigstens können wir jetzt mehr über sie herausfinden. "So, da nun alle da sind noch mal von vorne: Wenn Sie nicht alle blind sind, haben Sie sicher bemerkt, dass wir eine neue Schülerin haben. Bitte sag doch etwas über dich und stell dich deinen neuen Kameraden vor", sagt unser Lehrer nun an die Neue gewandt. Bingo, jetzt wissen wir gleich mehr. Ich nehme mein Handy hervor, um den anderen gleich alles über unseren Gruppenchat mitzuteilen. Die Neue schaut den Lehrer schnell an und wirft uns dann einen Blick über die Schulter zu. „ Also Mister Collin, ich denke wenn jemand etwas genaueres über mich wissen möchte, kann er mich gerne persönlich fragen. Ich will ihre wertvolle Unterrichtszeit nicht vergeuden." Ich sehe sie geschockt an, wenn mir das jemand erzählen würde, würde ich mich über die Streberin, die so etwas sagt, lustig machen. Aber ihre Stimme triefte nur so vor Ironie, dieses Mädchen ist und bleibt also ein Geheimnis. Leicht enttäuscht schreibe ich die Nachricht in den Gruppenchat.
Die UltraBlacks (Gruppenchat)
Valentin: Sorry Jungs, wird nichts mit Neuigkeiten, sie hat uns keine einzige Information gegeben.
Lucas: Was? Und die kommt mit dem durch? Hast du wenigstens ihren Namen?
Jeremy: Ne, die Kleine hat nichts gesagt. Ich hab sie noch nicht mal richtig gesehen, sie hockt vor uns und schaut stur gerade aus.
Kyle: Und die kommt mit dem durch? Was hat der Lehrer gesagt?
Valentin: Der denkt, dass sie sich nicht vorstellen will, weil sie den „grossartigen" Unterricht von ihm nicht stören will. Wie kann ein Lehrer nur so naiv sein?
Lucas: Okay, wir werden schon noch herausfinden, warum sie so geheimnisvoll tut. Aber ich sage euch Jungs, an irgendjemanden erinnert sie mich.
Hei meine Lieben!
Ich hoffe euch gefällt mein neues Kapitel. Danke viel mal für die Kommentare und die Votes *.* Ich hoffe euch gehts gut und ihr habt schöne Ferien.LG Marlen
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Rose, aber Rosalie für euch!
Teen FictionRose Black Sie ist gefühllos. Sie ist kalt. Und sie ist zutiefst verletzt. Gefühle verdrängen, sich nichts anmerken lassen und ja nicht an ihre Brüder denken! Das sagt sich Rose jeden Tag selbst in den Spiegel. Doch was ist, wenn sie ihre Br...