Deal?

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Ich starre weiter in die Augen und nehme nun auch das Gesicht wahr. Hunter hält mich immer noch sicher in seinen Armen uns schaut auf mich herab. „Ich muss dir aber nicht erklären, dass man Räume eigentlich mithilfe einer Tür und nicht mithilfe eines Fensters verlässt, oder?" fragt er mich leicht grinsend. Ich deute ihm an, dass er mich runterlassen kann. Als ich wieder sicheren Boden unter den Füssen habe sage ich: „Nein, aber du kannst mir gerne erklären, warum ein Junge vor dem Fenster einer Mädchentoilette steht und nicht bei den Jungs." Als ich das sage grinst er nur noch mehr. „Okay, da hast du auch wieder recht, aber mal zum Wichtigen: Warum rennst du davon?" Er sieht mich mit seinen klaren Augen aufrichtig an und wartet auf eine Antwort. Ich hätte nie von ihm erwartet, dass er so etwas sagt und bin nicht sicher, was ich antworten soll. Doch das wird mir von meinem Handy abgenommen, das sich gerade bemerkbar macht.

Chris: Hei Süsse <3
Ich kann leider nicht zu dir, ausser du willst, dass die Jungs mitkommen. Ich denke sie wissen, dass ich dich treffen will. Soll ich dir die Adresse eines kleinen Kaffees schicken, dann kannst du dir die Zeit nehmen, die du brauchst bevor du mit ihnen sprichst?

„Okay, meine Frage wäre dann wohl beantwortet", sagt Hunter hinter mir. Ich schaue geschockt zu ihm hoch. Den habe ich ja ganz vergessen, auch wenn ich seine Wärme förmlich auf meiner Haut spüren konnte. „Ja, ist ja auch gut dann muss ich es dir nicht erklären, Hunter", gab ich leicht zickig zurück, so schnell ändere ich mich nicht. „Gut, ich habe einen Vorschlag: Du weisst sicher, dass die Jungs meine besten Freunde sind, aber ich verstehe dich, ich brauche auch meine Zeit, um mich für das Richtige zu entscheiden. Besonders, wenn es um etwas Wichtiges geht. Also, ich fahre dich zum nächsten Kaffee und hör dir zu, wenn du Tipps brauchst oder so. Dafür sprichst du nach der nächsten Stunde mit ihnen. Deal?" Ich sah ihn überrascht an, er kann ja ganz nett sein, das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet. Aber gut, der Vorschlag war spitze. „Okay Hunter, abgemacht, aber nur wenn du mich dann nicht in das Klassenzimmer schleifst, sondern ich selbst auf sie zugehen kann", gebe ich etwas patzig von mir. „Also erstens ist das klar, für was hältst du mich bitte? Nur weil ich gut aussehe, bin ich kein Arschloch!" Bei diesem Satz setzt er sein Grinsen auf, das sein Markenzeichen zu sein scheint, er kann sicher nicht ohne. Mich wundert es, dass ich ihn noch nie lächeln gesehen habe. Er spricht, während ich meine Gedanken laufen lasse weiter. „Und zweitens kann ich dich in gar kein Zimmer ziehen, ihr, oder besser wir haben nächste Stunde Sport. Da am Mittwoch die Schule ausfällt, haben wir heute mit euch Sport. Also..." Er will noch weiter sprechen, aber ich habe ihn schon unterbrochen: „Was, warte, Sport? Schön, dass mir das auch jemand sagt, denkst du ich habe Sportsachen dabei? Wie wäre es mit einer kleinen Planänderung: Wir gehen zu mir nach Hause, holen meine Sachen und gehen dann mit etwas zu essen von uns an den Strand?" Er nickt mir zu, schlingt einen Arm um meine Schultern und zieht mich mit zu den Autos. „Also Rose, ich wusste ja, dass du auf mich stehst, aber dass du mich schon gleich zu dir nach Hause schleppst, hätte ich also wirklich nicht erwartet." Er schaut mich herausfordernd an. „ Ahh Hunter, du bist so ein Vollidiot! Also komm, ich habe keine Lust die ganze Pause auf diesem hässlichen Schulhof zu verbringen. Also hopp!", sage ich gespielt genervt zu ihm. „Wie ihr wollt Prinzessin, aber sag ruhig Kyle zu mir, du hast ja auch nicht reklamiert, als ich Rose zu dir gesagt habe." Mit dem Grinsen von Kyle und meinen Gedanken, warum und wie ich mich in so schneller Zeit so verändere, brausen wir davon.


Kyles Sicht:

Ich schaue während der Fahrt zu Rose. Sie hat das Fenster runtergelassen und schaut aus dem Fenster. Sie schaut seit sicher fünf Minuten auf das Meer, als würde dort das Spannendste auf der Welt passieren. Rede nicht so, du bist nicht besser, wie viele Stunden hast du schon am Strand verbracht und hast dir nur die Wellen angesehen, sagt mein Unterbewusstsein. Ich muss meinem Unterbewusstsein mal wieder recht geben, heute ist ein komischer Tag: Normalerweise würde ich jetzt mit meinen Jungs in der Cafeteria sitzen und über die neue Fussballsaison reden, während die Barbies neben uns um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Doch ich sitze hier und fahre den Strand entlang mit einem Mädchen, dem es völlig egal zu scheinen seit, dass ihre Haare durch den Wind völlig durcheinander geraten und das eine fast so grosse und vorlaute Klappe hat wie ich.

„Wenn du mich noch länger anstarrst und nicht wieder anfängst, auf die Straße zu achten, bauen wir noch einen Unfall", fährt sie mich leicht genervt an. Aber ist da nicht auch noch ein bisschen Angst in ihrer Stimme? Ich bekomme das Gefühl, dieses Mädchen hat viele Schichten, durch die man durchdringen muss, bis man sie kennt. Vielleicht habe ich ja heute die Chane dazu...
Als wir dann endlich an der genannten Adresse ankommen, hüpft Rose aus dem Auto und steuert den Eingang an. Jetzt erinnere ich mich. Die ganze Fahrt überlege ich, woher ich diese Adresse kenne. Ich war hier schon mal, vor etwa zwei Jahren als die Jungs gerade hierher gezogen sind, also wohnt Rose bei ihrer Großmutter.

„Kommst du auch rein, oder willst du noch Wurzeln schlagen?" Ruft Rose aus dem Gang heraus. Sie ist schon dabei, sich die Schuhe auszuziehen und schaut mich leicht amüsiert an. Ich laufe ebenfalls hinein und ziehe meine Schuhe aus, meine Jacke lasse ich noch an. Ich habe weder zu warm, noch will ich, dass Rose gleich alle meine Tattoos sieht.

Ich sehe, dass sie schon die Treppe hoch geht, ich nehme an in ihr Zimmer, um die Sachen zu packen. Ich sehe mich etwas um. Alle Wände sind voll mit Bildern, auf den meisten erkenne ich einen meiner Freunde, und auf genau so vielen sehe ich Rose. Vor einem Porträtfoto(Bild am Anfang) von ihr bleibe ich stehen: Sie sieht nicht viel jünger aus, als sie jetzt ist, das Foto kann sicher nicht mehr als drei Jahre alt sein. Auf dem Foto steht Rose vor einer weissen Wand und strahlt heller als die Sonne. Sie sieht sehr brav aus, so wie ein kleiner Engel. Genau so haben sie mir die Jungs immer beschrieben. Doch wieder kann ich nicht anders, als dieses Mädchen auf dem Foto mit der Rose zu vergleichen, die gerade eben noch hier unten gewesen war. Ja, sie hatte sich sehr verändert, doch ich bekomme das Gefühl, dass mit jeder Stunde, die sie in San Diego ist, mehr von ihrer Maske bröckelt, ich hoffe es zumindest.















Hei meine Lieben:)❤️
Ich hoffe es geht euch allen gut.
Viel Spass bim lesen und danke für eure Unterstützung

LG Marlen

Rose, aber Rosalie für euch! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt