Die genauen Vorstellungen

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Den ganzen gestrigen Abend haben wir noch mit den Jungs bei meiner Oma verbracht. Wanda hat sich richtig gelockert. Man merkt ihr kaum noch das Mädchen von früher an. Nur ihre Brille, von der hat sie sich noch nicht getrennt, auch nachdem ihr Valentin so oft gesagt hat, dass sie ohne so schön aussieht. Als ich heute Morgen die Augen aufgemacht habe, habe ich mich irgendwie besonders gut gefühlt. Ist ja auch nicht mehr Montag sondern schon Dienstag. Jippi, ein Tag näher am Wochenende. Heute muss ich wieder mal mit dem Skateboard in die Schule, was ich mir aber selbst zuzuschreiben habe.
Eigentlich wäre es abgemacht gewesen, dass ich mit Kyle und Lucas mitfahre, da die Zwillinge wieder mal früher in die Schule mussten. Kein Ahnung, was sie wieder gemacht haben, aber unser Hausmeister erwartet die beiden schon um sieben Uhr. Also haben wir entschieden mit Kyles Auto zu fahren. Da wir aber gestern nach der Schule eine Ausrede gebraucht haben, da wir etwas länger gebraucht haben um heimzukommen - was natürlich nichts mit  seiner Hand auf meinem Oberschenkel zu tun hat. Hust... So ist sein Auto jetzt angeblich in der Werkstatt und wir halt ohne Auto. Schon von weite sehe ich, wie alle in einem Kreis auf dem Hof stehen; sogar Wanda steht, zwar etwas unsicher, neben Chris. Da ich mich darüber wundere, dass noch keine der Barbies irgend einen Spruch gemacht hat, verpasse ich, dass ich eigentlich abbremsen sollte. In vollem Karacho fahre ich also in Lucas hinein. Er fällt gleich um und ich falle schön weich auf ihn. „Ohh, du Felsblock, geh runter von mir." Hustet Lucas etwas schmerzverzerrt unter mir. Mein Ellbogen ist genau auf seinem Hals. „Ups. Das wollte ich nicht, sorry!" Dabei setze ich mein Engelslächeln auf und stehe auf, nicht ohne mich beim aufstehen noch mal an Lucas abzustützen. Dies kommentiert er mit einem dumpfen Laut. Als ich aufsehe merke ich, wie alle uns belustigt anschauen. Nach meiner „Hallo-Runde ende ich schliesslich bei Kyle, der frech grinsend auf meinem Board steht. „He, geh von meinem Baby runter, das erträgt keine 100 Kilo auf sich." Mit einem einfachen "Nö!" gibt er einmal kräftig an und fährt mit meinem Board davon. He hallo, was fällt dem ein?! Mit einer ruckartigen Bewegung nehme ich Chris mit einem entschuldigendem Lächeln das Board aus der Hand und düse Kyle hinterher. Dieser ist inzwischen schon durch die Eingangstür rein und ich sehe gerade noch, wie er in eine Putzkammer fährt. Tja, zu langsam mein Freundchen, ich weiss, wo du bist. Doch anders als erwartet versteckt sich Kyle nicht in einer Ecke in der Putzkammer, nein. Sobald ich vollständig drin bin, werde ich an die nächste Wand gedrückt und gierig geküsst. „So begrüsst man sich, Baby", raunt er mir dabei ins Ohr. Leidenschaftlich erwidere ich den Kuss. Ich würde nie aufhören, doch Kyle entzieht sich mir ruckartig. „Glaube mir, ich würde nichts lieber machen, vor allem wenn ich sehe, was du heute anhast." Dabei streicht er geistesabwesend meinem etwas verrutschten und daher tiefen Ausschnitt nach. „Aber erstens kann ich bald nicht mehr aufhören und zweitens kann ich es mir gar nicht leisten zu spät zu kommen. Bad Boy hin oder her, die Klasse wiederhole ich auf keinen Fall, sonst hätte ich ja nichts mehr, womit ich Valentin, Lucas und Jeremy aufziehen könnte." Grinsend sieht er mich an. „Ach und was ich dich eh noch fragen wollte: Wann genau fahrt ihr mit eurer Oma weg?" Ich lasse mich ganz gegen die Wand fallen, als ich antworte: „Am Samstag morgen geht es los und am Sonntag kommen wir so gegen acht Uhr abends wieder." Er sieht mich an und scheint zu überlegen, als er dann sagt: „Mhh okay, hast du am Freitag Zeit? Dann können wir uns noch einmal sehen." „Klar machen wir und wie willst du das machen? Suche ich die Ausrede oder du?" „Das überlasse ich gerne dir." Kopfschüttelnd ziehe ich ihn zu mir runter, hauche ihm einem flüchtigen Kuss auf die Lippen und flüstere. „Okay, Angsthase, ich schreibe dir, wenn ich etwas habe und sage dir dann,  was du meinen Brüdern sagen sollst." Bevor ich den Raum verlassen habe schnappt er mich am Handgelenk und zieht mich so ruckartig zurück, so dass ich mit dem Rücken an seine Brust pralle. „Glaub mir, Babe, Angsthase ist es nicht und ich musste wegen dem heute mit dem Bus in die Schule, also darfst jetzt auch mal du etwas überlegen." Dies flüsterte er mir ganz leicht in mein Ohr während er mich kurz aufhebt und mich dann auf mein Board stellt. Mit den Worten: „Nimm du dein Baby zurück, ich gebe Chris ihr Board später zurück", stösst er mich ganz sanft aus dem Raum. Als ich im Schulzimmer ankomme grinst mich Chris schon an und empfängt mich mit den Worten: „Süsse, dein Lippen sehen etwas mitgenommen aus." Auch Wanda steigt in ihr Lächeln mit ein, ihr haben wir das ganze gestern abend erklärt, nachdem wir die Jungs dazu verdonnert haben, die Küche zu machen. Mit Wanda haben wir uns wirklich eine Hammer Frau ins Boot geholt. Heute Morgen hat sie sich schon so extrem anders verhalten, wenn auch immer noch leicht ängstlich, aber was so ein Tag ausmachen kann... Sie hat uns jetzt sogar die Erlaubnis gegeben ihr Aussehen etwas zu verändern. Nächsten Montag gehen wir nach der Schule mit ihr einkaufen. Wir haben nur bis um zwei Schule und dann heisst es: Haare, Make-Up und vor allem Brille weg und Linsen her.

Am Freitagabend ging dann alles nach Plan. Chris ging auf ihr Date mit Lucas, an diesem wollte sie ihm dann sagen, dass sie gerne wieder mehr von ihm wollte, sie ist aber sehr aufgeregt. Die letzten Stunden habe ich damit verbracht, sie zu beruhigen. Inzwischen haben die Jungs etwas Ähnliches mit Lucas gemacht. Also wenn die Welt heute nicht untergeht, kommen sie sicher noch zusammen. Valentin und Jeremy gehen heute wieder mal in den Ausgang und kommen erst spät zurück. Ich habe mich mit der Entschuldigung, dass ich sehr müde bin, rausgeredet. Kyle hat etwas Ähnliches gemacht. Da wir aber keine Lust haben zu erklären, was Kyle bei mir macht, wenn sie kommen, da sie heute eh alle auch bei meiner Oma übernachten, werde ich ihnen etwa in einer Stunde schreiben, dass ich noch etwas bei Kyle holen gehe und er erklärt mir dann noch etwas in Mathe. „Okay, schönen Abend euch", schreie ich aus meinem Zimmer, in dem ich mich angeblich gerade bettfertig mache." Tja also, wenn ich so an mir runter sehe muss ich zugeben: Wenn ich mit diesen Kleidern ins Bett gehen würde, dann würde ich nur noch mit Abendkleidern rum laufen. Ich trage einen bordeauxroten Rock und ein etwas engeres Top. Meine Haare fallen mir frischgewaschen über die Schulter. Irgendwie freue ich mich gerade mehr, als ich eigentlich sollte. Ich bin bestimmt schon hundert Mal in meinem Zimmer auf und ab gelaufen, und mindestens genau so oft durch die Haare gefahren. Mann, Rose, lass das, sie sitzen genau perfekt, wenn du noch hundertmal durchfährst wird es nur noch schlimmer! Als es endlich läutet bin ich bestimmt schon drei Mal in meinem Kopf den Abend durchgegangen. Was ist denn los mit mir? Ich weiss genau: Wenn ich mir jetzt hier zu genaue Vorstellungen mache, werde ich nachher enttäuscht und das wollte ich doch genau vermeiden.







Hei meine Lieben❤️
Danke für eure tolle Unterstützung, ihr seit echt der Hammer!! Ich hoffe das Kapitel gefällt euch und es geht euch allen gut!
LG Marlen

Rose, aber Rosalie für euch! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt