Grabbesuch

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Nachdem auch die letzten Trantüten von Schülern Snapes Klassensaal verließen gestand sich der Tränkemeister einen Moment der puren Verwirrung und des 'nicht-akzeptierens' ein. /Es kann unmöglich sein... diese Zwei, sie können doch unmöglich... ihr Alter... es passt aber nur zu gut.../ Durch die Verwirrung hindurch kam ihm ein einziger klarer Gedanke; Er musste es Lily erzählen! Keine zwei Minuten später verließ Severus sein Quartier und gelangte schon bald außerhalb der Reichweite der Anti-apperier-Zone. Von dort aus apperierte er sofort nach Godric Hollow und machte sich auf den Weg zu einem Ort den er seit geschlagenen acht Jahren um jeden Preis vermied, den Friedhof.

Der Pfad war wie vor acht Jahren trüb und freudlos, eine angemessene Atmosphäre für die letzte Ruhestätte eines Sterblichen. Auch wie beim letzten mal materialisierten sich Steine in seinen Magen und ein gigantischer Kloß in seinem Hals. Severus war kurz davor wieder umzukehren, einmal in seinem Leben überwältigt von Gefühlen die er nicht aussprechen kann und es wohl auch nie können wird.

Aber trotzdem zwang er sich weiter zu gehen bis er schließlich an dem <einen> Grabstein stehen blieb. Dabei war Grabstein das falsche Wort, es sah nicht nach einem Grab aus sondern viel mehr ein Mahnmal, das Snape sein Leben lang verfolgen wird. Er stand vor zwei Tierstatuen, die viele wohl als 'wunderschön' oder 'atemberaubend' beschreiben würden. Für ihn allerdings waren dieser Hirsch und die Hirschkuh, die nebeneinander standen und sich scheinbar 'liebkosten', die grausamste Bestrafung die die restlichen Herumtreiber ihm je angetan hatten.

Die schlimmste Tatsache an der Grabstätte war aber die kleine weiße Tafel die zu Füßen der beiden Tiere lag.

< Geboren hinein in Not, gearbeitet und gelebt in Zufriedenheit,
geliebt von den Ihren, vertrauend auf die Gnade der Götter,
gestorben hinein in die Seligkeit.

Glaube, Hoffnung und Liebe, diese Drei sind Eins, das Größte aber ist die Liebe.

Nach langem leiden sollen die Seelen der uns geliebten in Ewigkeit miteinander verbunden sein.
Auf dass sie kein Feind, kein Leid, kein Unheil je wieder ereile.

In Liebe an James & Lily Potter
Ein Paar dass weder ohne den anderen noch ohne ihre Kinder sein wollte

Auf dass sie nun für immer beieinander sein mögen>

Severus hasste diese Tafel fast so sehr wie er James Potter hasste. Diese übertrieben lange und heuchlerische Steintafel war für ihn die größte Lüge überhaupt. Lily hatte nicht den 'Freitod gewählt', dieser Alkoholiker von ihrem Ehemann hatte sie dazu gezwungen und wäre wahrscheinlich noch nicht einmal vor einem Unverzeihlichen zurückgeschreckt. /Von wegen 'sie konnten nicht ohne den anderen sein'! Potter war der Einzige der nicht damit klar kam, dass die Ratte ihn verraten hatte! Hatte sich sowieso schon halb totgesoffen und entschied sich im letzten Moment dann auch noch Lily mit zunehmen./

Mit zusammengebissenen Zähnen und einem unmerklichen Kopfschütteln erinnerte sich der Hogwarts Professor wofür er gekommen war. Einen Moment sammelte er sich noch bevor er mit leiser, kaum hörbaren, Stimme zu sprechen begann: "Ich weiß ich hatte dir versprochen nie her zukommen aber es gibt etwas das ich dir einfach sagen muss. Vermutlich auch James... das spielt jetzt aber keine Rolle."

Der Kloß in seinen Hals schien ihm den Atem völlig abschneiden zu wollen. Mit einem schon fast schmerzhaften schlucken versuchte der Tränkemeister sich wieder zu fangen und setzte neu an: "Jedenfalls,... glaube ich zumindest... eure..." Warum musste sein Leben eigentlich immer so schwer und ungerecht sein? Es gab doch auch andere die etwas von seinem Unglück übernehmen könnten. Aber nein immer durfte er, Severus Tobias Snape, die Last von scheinbar allen auf einmal tragen.

"Euren Kindern geht es gut... sie sind in Hogwarts und... und sie tragen den Namen Black und sind Slytherins... Ich weiß es klingt wahnsinnig aber ihre Magie ähnelt der von euch beiden und... sie haben deine Augen Lily...", mit zitternder Stimme erzählte Severus alles was er bisher über dir zwei wusste. Wie er sie zu Beginn nicht bemerkt hatte war ihm ein Rätsel das er zu lösen plante, aber bis dahin erzählte er seiner großen Liebe und einzigen Freundin alles was ihm einfiel. Dabei wiederholte er sich zwar immer wieder aber Lily würde es wohl kaum stören, sie hatte schließlich alle Zeit der Welt.

Nach gut anderthalb Stunden ging der Lehrer wieder, legte zuvor aber noch einen Strauß Lilien nieder und erneuerte den Schutzzauber über den Statuen. Auch als er schon wieder in dem Kellergeschoss des Schlosses war konnte Severus nicht mit Sicherheit sagen ob er sich nun besser fühlte weil er Lily von den Zwillingen erzählt hatte oder schlechter weil er nicht nur die Erinnerung an sie wieder aufgerissen hatte sondern weil er nun auch noch entscheiden musste wem er von seiner Entdeckung erzählen sollte, wenn überhaupt.

Da das schlechte Gefühl aus mehreren Gründen bestand entschied er sich auch dementsprechend auszusehen. Mit saurer Miene betrat er seinen Klassensaal und begann etwas verspätet die erste Stunde der Sechstklässler in diesem Jahr. Glücklicherweise waren es Ravenclaws und Slytherins, die einzige Kombination die ihm kein Kopfzerbrechen bescheren würde.

Zum Abendessen hin hatte sich Snape entschieden. Er würde es für sich behalten dass die Blackzwillinge eigentlich Potterzwillinge genannt werden müssten. Am Lehrertisch wurden wie immer ruhige aber dennoch intensive Gespräche über die neuen Schüler geführt. 'Wer wird wohl am meisten herausstechen?' 'Wer wird am meisten Ärger machen?' 'Wer hat am meisten Potenzial?' und viele andere Fragen schwirrten um den Tisch herum.

Snape allein fixierte lieber die Schüler oder genauer gesagt vier Schüler, drei aus seinem eigenen Haus und eine von Minervas Gören. Die Kleine hatte sich tatsächlich einfach von ihren Löwen abgewandt und hatte sich zu ihren einzigen Freunden gesetzt. Dass diese im Haus der Schlangen waren schien sie nicht weiter zu stören. Viel mehr schien sie zufrieden, dass sie an dem Tisch der Slytherins saß. Severus hatte versucht ein Fehlverhalten der Erstklässlerin zu finden um sie aufzufordern sich gefälligst an ihren Tisch zu setzen aber sie verhielt sich tadellos und sie zurecht zu Weißen bloß weil sie in einem anderen Haus war, noch dazu aus Gryffindor, wäre mehr als kontraproduktiv. Da Snape seit langem versuchte den Ruf seines Hauses wieder zu dem werden zu lassen den es früher hatte. 'Kalt und abweisend aber immer respektvoll und beherrscht'

Zwar konnte sich Severus nicht daran erinnern, dass das Haus der Schlangen je so einem Ruf zu seiner Zeit nachgekommen wäre, aber er hatte vor nicht all zu langer Zeit ein Buch in der Prince Bibliothek gefunden in dem, angeblich, Salazar Slytherins Vorstellung seiner Schüler festgehalten wurde. Nebendem was sich Snape heraus gesucht hatte und dem was der Sprechendehut öfter andeutete gab es noch einige andere Tribute die der Schulgründer in seinen Schülern suchte.

PotterzwillingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt