Kapitel 19

6.7K 282 22
                                    

Ich wollte schon wieder umkehren, als ich auf der Krankenstation eine Stimme hörte, die mir bekannt vorkam. Also kam ich näher und sah Pansy Parkinson am Bett von Draco sitzen. Sie strich ihm sanft über das Haar und flüsterte etwas, das ich von hier aus nicht verstehen konnte. Ich möchte mich übergeben. Doch sobald er mich entdeckte, schob er Pansy von sich weg.
„Was willst du hier?", fragte er mich ärgerlich.
„Ich wollte nach dir sehen. Der Schlag von George sah ziemlich übel aus..."
„Das ist nicht deine Angelegenheit und jetzt verschwinde Slytherin."
Ich lachte: „Wie du willst."
Manche Dinge würden sich wohl nie ändern. Warum hatte ich auch erwartet, dass alles vergeben und vergessen war, nachdem ich ihn verteidigt hatte? Ein dummer Gedanke von mir. In gewisser Weise konnte ich ihn auch verstehen. Es schien, als hätte ich ihn mit meiner Entscheidung, mit Blaise zum Ball zu gehen, ziemlich verletzt. Ich verstand selbst nicht ganz, warum ich mich darauf eingelassen hatte. Wahrscheinlich, weil mir dieser blöde Ball völlig egal war. Es wäre nur noch peinlicher gewesen, wenn ich alleine dorthin gegangen wäre. Ich schätze aus diesem Grund hatte ich mich auf das Angebot von Blaise eingelassen. Wer hätte mich denn sonst fragen sollen? Das würde Draco aber niemals verstehen. Bis zum Abendessen blieb ich in meinem Zimmer und dachte über die vergangenen Ereignisse nach. Schließlich traf ich eine Entscheidung. Ich musste Blaise für den Ball absagen. Marlin hatte recht. Irgendetwas in mir hatte Gefühle für Draco. Auch wenn ich es mir bisher nicht eingestehen wollte. Wenn ich jetzt aber mit Blaise, der mich betrogen und angelogen hatte, zum Ball ging, würde ich Draco endgültig verlieren. Ich warf einen Blick auf die Uhr und es war soweit - Abendessen. So machte ich mich auf den Weg in die große Halle, weil sich Blaise sicher dort aufhalten würde. Doch in dem Moment, in dem ich den Raum betrat, wurde ich von allen penetrant angestarrt. Fuck! Hatte ich Umbridges Gedächtnis doch nicht ausradiert und musste jetzt nach Askaban? Natürlich gab es auch weitaus harmlosere Gründe, wie meinen Faustschlag in Georges Gesicht oder überhaupt das ganze Draco-Drama von heute Morgen. Das sollte mich jetzt aber nicht von meinem eigentlichen Vorhaben ablenken. Diesmal zog ich es durch, ohne Wenn und Aber. Somit setzte ich mich an den Slytherin-Tisch. Seltsamerweise war Blaise noch nicht da, aber es sollte bestimmt nicht mehr lange dauern. Keine fünf Minuten später setzte er sich glücklicherweise direkt neben mich. Also fing ich an: „Blaise. Ich muss dringend etwas mit dir besprechen."
„Wenn es Orangensaft beinhaltet, bin ich nicht interessiert. Danke."
Ich wollte gerade anfangen, wurde aber ausgerechnet von Draco unterbrochen. Er zog die ganze Aufmerksamkeit der großen Halle auf sich, indem er sich auf die Bank stellte und laut zu sprechen begann: „Ich bin kein Mann der großen Reden, aber eines ist mir heute klar geworden. Es gibt einen Menschen, der mich nie im Stich gelassen hat und dem ich enorm viel zu verdanken habe."
Schließlich stieg er von der Bank und fiel vor Pansy auf die Knie: „Pansy. Du bist die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe. Ich möchte dich fragen, ob du mir die Ehre erweisen würdest, mich zum Winterball zu begleiten."
Mein Verstand verabschiedete sich in einen schwarzen Tunnel. Der ganze Saal applaudierte, Pansy schrie vor Glück und küsste ihn. Völlig abwesend stand ich auf und wollte hinausgehen. Doch natürlich versperrte mir Parkinson den Weg: „Hast du etwa nichts zu sagen, Eleanor?"
Sie erlöste mich aus meinem Schockerlebnis. Diese Genugtuung wollte ich ihr nicht geben. Also nahm ich ein gefülltes Glas vom Tisch, hielt es hoch und rief: „Ein Toast auf das glückliche Paar."
In diesem Moment trafen sich die Blicke von Draco und mir. Er spürte meine Verachtung und musste schwer schlucken. Ich umklammerte das Glas so fest, dass ich das Gefühl hatte, es würde gleich zerspringen. Im nächsten Moment schüttete ich Pansy das Getränk ins Gesicht.
„Mögest du vom Glück überschüttet werden, Bitch."
Mit diesem Satz verließ ich schließlich schnellen Schrittes die große Halle. Eigentlich wollte ich mich in meinem Zimmer verkriechen, doch ich ging zu den Gryffindors, um mit Marlin zu reden. Als ich den Raum betrat, wurde ich von vielen Stimmen begrüßt, die sich angeregt unterhielten. Hier war wirklich immer etwas los. Ich sah, wie Angelina Fred, George und Harry anschrie: „Wie konntet ihr nur so blöd sein?! Was soll ich jetzt machen? Wo, bei Merlins Bart, soll ich einen neuen Sucher und zwei so gute Treiber wie euch herbekommen?"
Doch die drei antworteten nicht, sondern starrten verlegen auf den Boden. Dann machte Hermine einen Vorschlag: „Ginny ist eine ziemlich gute Sucherin. Sie könnte es ja mal versuchen. Allerdings bin ich mit den Treibern etwas ratlos."
Wie in Trance antwortete ich unbewusst laut: „Ich bin ein Treiber."
Plötzlich starrten mich alle an. Ich kam mir ziemlich dumm vor. Warum hatte ich das gerade laut ausgesprochen? Der heutige Tag war einfach zu viel.
„Das ist lustig, aber du bist leider im falschen Haus.", antwortete Angelina.
„Tut mir leid, heute war ein langer Tag. Ich weiß selbst nicht, warum ich das gesagt habe."
Ich machte mich gerade auf den Weg zu Marlins Zimmer, als Hermine vorschlug: „Es ist weit hergeholt, aber... Was wäre, wenn wir Eleanor Vielsafttrank geben und sie sich als eine von uns ausgibt?"
„Hermine, bist du verrückt?"
„Warum? Was soll denn noch passieren? Umbridge kann uns nicht noch mehr bestrafen, als sie es ohnehin schon tut. Nur ihretwegen sind wir überhaupt in diesem Dilemma."
Angeline überlegte kurz und sagte dann: „Das stimmt auch wieder. Slytherin, wir werden morgen vor dem Winterball ein Auswahlspiel machen. Ich möchte, dass du erscheinst, aber in deiner wahren Gestalt. Dann werden wir sehen, ob Hermine wieder ihr Zaubertrankkünste unter Beweis stellen muss oder nicht."
„Super, ich bin gespannt."
„Und keine faulen Tricks!"
„Bitte, für wen hältst du mich?"
„Dein Name ist Programm."
Ich lächelte, zuckte mit den Schultern und ging schließlich die Treppe zu Marlins Zimmer hinauf. Doch als ich an die Tür klopfte, kam keine Antwort. Also stürmte ich einfach hinein. Im Zimmer sah ich, dass Marlin Kopfhörer im Ohr hatte und ein Buch las. Als sie mich sah, nahm sie sofort die Kopfhörer ab, klappte das Buch zu und sagte: „Hey, was machst du denn hier? Ist schon wieder was passiert?"
„Kann man so sagen. Heute ist einfach nicht mein Tag."
„Setz dich und erzähl mir alles."
Also erzählte ich ihr von dem Vorfall mit Umbridge, da ich ihr auf jeden Fall vertrauen konnte. Dann kam die Geschichte mit Draco und Parkinson.
„Warum um alles in der Welt sollte Draco so einen Aufstand wegen Parkinson machen? Glaub mir, das war nur eine Provokation dir gegenüber. Er wollte dich bloß verletzen, so wie du ihn verletzt hast."
„Ich weiß nicht."
„Hundert Prozent und keine Diskussion mehr, Eleanor. Ich kenne Draco schon eine ganze Weile und das ist typisch für ihn. Okay, weißt du was? Vergessen wir den Arsch jetzt und trinken erst mal ordentlich was. Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, das zu erwähnen, aber wir, oder besser gesagt ich, haben auch einen Grund zum Feiern. Fred hat mich nämlich gefragt, ob ich mit ihm auf den Ball gehen möchte!"
„Wow, Marlin. Das ist großartig! Ich freue mich so für euch!"
Sie strahlte über das ganze Gesicht und ich nahm sie in den Arm.
„George ist übrigens immer noch ein bisschen sauer, weil du ihn geschlagen hast."
„Ja, dafür sollte ich mich wohl entschuldigen. Ich wollte ihn auch nicht schlagen, aber es war irgendwie ein Impuls."
„Impuls? Merlin, Eleanor. Was geschah an deiner alten Schule?"
„Eine Menge, oder besser gesagt, ich mag es nicht, unnötig provoziert zu werden."
Dann zog sie ihre Schublade auf und ich wäre fast nach hinten gefallen. Darin war alles voll mit Feuerwhisky-Flaschen. Sie zog eine davon heraus und präsentierte sie mir stolz.
„Marlin, wo hast du so viel Feuerwhisky her?!"
„Mein Onkel arbeitet in einer Gaststätte. Er versorgt mich immer mit ein paar Flaschen, wenn ich welche brauche."
„Es ist immer wichtig, gute Kontakte zu haben, oder? Na, dann trinken wir mal auf dich und Fred."
„Und auf den Niedergang von Parkinson und Malfoy."
Wir lachten und schon war der erste Kurze weg. Währenddessen redeten wir über den Winterball, die Auswahlspiele und so ziemlich alles andere. Logisch, dass wir dabei ziemlich betrunken wurden. Denn es folgte ein Shot nach dem anderen. Am Ende kamen auch noch Marlins Mitbewohner vorbei, um mit uns zu trinken. Irgendwann habe ich dann beschlossen, schlafen zu gehen. Ich war sowohl mental als auch körperlich ziemlich am Ende. Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum stieß ich auf einmal mit jemandem zusammen. Ich riss verzweifelt die Augen auf, um etwas klar erkennen zu können. Dann wurde das Bild scharf. Verdammt, Snape! Das hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt musste ich mich zusammenreißen.
„Miss Slytherin, Sie wissen, dass es schon weit nach der Schlafenszeit ist, oder?"
„Ich bitte um Verzeihung, Herr Zaubertrank. Ich war noch bei Ma-Marlin, Snapilein."
Scheiße, war ich betrunken. Ich wusste nicht mehr, was ich da sagte!
„Haben Sie Alkohol konsumiert?!"
Ich kam näher, legte den Zeigefinger an die Lippen und flüsterte: „Psst, aber sagen Sie es nicht Dolores. Sie ist ein wenig-"
Ich machte eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger.
„Verrückt."
„Das reicht. Gehen Sie sofort auf Ihr Zimmer!"
„Ai, Ai Matrose!"
Ich rannte mit Schwung gegen die Wand des Eingangs. Es gelang mir jedoch nicht, das richtige Passwort auszusprechen. Anscheinend lallte ich so sehr, dass nichts zu helfen schien. Snape stand immer noch mit verschränkten Armen hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um und zuckte mit den Schultern.
„Geht n-nicht."
Er rollte mit den Augen, stellte sich neben mich und sagte schließlich laut und deutlich das Passwort. Eigentlich dachte ich, dass ich nun dem Schlimmsten entkommen wäre. Doch gleich nachdem wir durchgegangen waren, packte er mich am Oberarm und zog mich zur Seite: „Ich habe noch eine Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Was ist zwischen Ihnen und Umbridge vorgefallen?"
„Wollen Sie die Wahrheit oder die offizielle Version?"
„Was für eine törichte Frage. Antworten Sie!"
„Gut, wie Sie wollen. Ihr Kreislauf ist wohl plötzlich zusammengebrochen und ich habe, vorbildlich wie ich bin, sofort Madam Pomfrey um Hilfe gebeten."
„Interessant, und nun die Wahrheit."
Ich biss mir auf die Zunge und wandte den Blick ab. Doch dann festigte er seinen Griff: „Die Wahrheit, Slytherin."
„Schon gut. Kein Grund, gemein zu werden. Sie hat mir eine Feder gegeben, mit der man sich die Worte, die man schreibt, in die Haut brennt. Nach allem, was heute vorgefallen ist, und Sie können mir nicht erzählen, dass Sie das Drama nicht mitbekommen haben, bin ich etwas ausfallend geworden. Ich quälte sie mit dem Cruciatus-Fluch und löschte dann ihr Gedächtnis aus. Und bevor Sie mich fragen, nein, ich bereue es nicht."
Schließlich ließ er mich los und lächelte: „10 Punkte für Slytherin."
Ohne einen weiteren Kommentar verließ er mich und verschwand in den Schatten. Achselzuckend durchquerte ich den Gemeinschaftsraum und stellte entsetzt fest, dass es statt zwei plötzlich vier Treppen gab. Mein Verstand wählte willkürlich eine aus und ich stieg hinunter.
Als ich unten angekommen war, öffnete ich die entsprechende Tür. Doch statt meines Zimmers sah ich plötzlich nur noch Waschbecken. Ich wusste, dass ich mich verlaufen hatte. Eigentlich wollte ich direkt wieder gehen, aber dann wurde mir auf einmal ganz übel. Ich rannte direkt zu einem der Waschbecken. Während ich mich erbrach, bemerkte ich, dass die Tür aufging und jemand hereinkam. Konnte es noch schlimmer werden? Trotz meines Kotzexzesses wollte ich nachsehen, um wen es sich handelte, aber natürlich war alles zu verschwommen. Deshalb rutschte ich die Wand hinunter und vergrub mein Gesicht in den Händen. Die Person, die hereingekommen war, hockte sich frontal vor mich. Dann erkannte ich, wer es war. Natürlich hatte ich wieder einmal großes Glück und es war Mr. Malfoy.
„Bist du betrunken?"
„Quatsch Ich übergebe mich gerne mitten in der Nacht auf dem Jungsklo. Hast du das etwa noch nicht mitbekommen? Was für eine törichte Frage."
Über meinen letzten Satz musste ich lachen. Snape zu zitieren war immer lustig. Draco würde es jetzt nicht verstehen, aber ich hatte im Moment nicht so viele Gehirnzellen zur Verfügung.
„Willst du in dein Bett?"
Ich kam ihm näher und nahm sein Gesicht in meine Hände: „Um genau zu sein, will ich dich. Du scheinst dich aber lieber für kleine bitches wie Parkinson zu interessieren. Deshalb in aller Höflichkeit: fick dich."
Er nahm schließlich meine beiden Hände in die Seinen: „Ich glaube, das ist eine Konversation, die wir nicht hier und jetzt führen sollten."
Als Nächstes hob er mich hoch und trug mich hinaus. Wo genau ich nun hinging, bekam ich nicht mehr mit, da ich direkt einschlief.

Eleanor Slytherin [Draco Malfoy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt