Turmalinschwarz

Kapitel 28

Dieses Kapitel widme ich carla002

+wichtige Ankündigung am Ende des Kapitels!!!!

_______________________

"Der Kotzbrocken, die Kratzbürste und ihre unsterbliche Liebe." Ich erstarrte. Es war nicht ich, die den Spruch zu Ende gesagt hatte. Es war eine, mir sehr bekannte Stimme. Langsam, die Hand immer noch an der Kette und somit auf mein Herz gepresst, drehte ich mich um.

Das konnte nicht wahr sein!

Vor mir stand ein junger Mann, etwa einen Kopf größer als ich. Er hatte lange dunkle Haare die er offen trug, zerlumpte Klamotten und hatte einen Bart, länger, als ich ihn jemals an ihm gesehen hatte.

Gideon!

Erschrocken sog ich Luft ein und starrte ihn an. War er es wirklich? Was machte er hier? Wieso sah er so heruntergekommen aus?

Ich hatte nur Augen für ihn und auch er schaute mich ununterbrochen an. In seinen Augen spiegelten sich die verschiedensten Gefühle und keines von ihnen konnte ich ergreifen.

Vorsichtig, als könne auch nur der leiseste Hauch ihn verwehen, ging ich auf ihn zu. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, wollte seine Wange berühren. Wollte wissen, ob er echt war.

Ich konnte nichts sagen. Schaute ihn nur mir schräg gelegtem Kopf und zusammengezogenen Augenbrauen fragend und forschend an.

Und dann, ich weiß gar nicht wie viel Zeit seither vergangen war, brach ich zusammen und fiel in seine Arme. Endlich hatte ich ihn gefunden, endlich konnte ich ihn wieder sehen, endlich war er wieder bei mir! Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich konnte diesen Augenblick unmöglich fassen. In den letzten sechs Monaten hatte ich ihn immer gesucht, so oft von ihm geträumt, ihn mehrmals und doch nie gesehen. Jetzt war er da! Jetzt war er es wirklich!

"Gwenny...", Gideon, der zuerst seine Stimme wieder fand, schien atemlos gewesen zu sein und sog nun lautstark Luft ein und aus. Ich konnte ihm nicht antworten. Stattdessen zitterte ich am ganzen Körper und konnte daher nur ein Nicken andeuten.

Irgendwann fing ich dann plötzlich an zu lachen. Ich war zugleich fertig und erleichtert. Für Gideon war es allerdings ein Zeichen, dass ich mit der Situation überfordert war und ging -mit mir in den Armen- in die Knie, sodass wir uns setzten konnten.

Er merkte wie verkrampft ich war und versuchte, ganz sanft, meine Finger zu lockern. Als er es geschafft hatte blickte er geradewegs auf die Kette. Unsere Kette -jedenfalls habe ich irgendwann angefangen sie so zu nennen.

"Du hast sie noch." Es mehr ein Hauchen als alles andere. "Natürlich", krächzte ich selbstverständlich. Mein Hals tat weh. Ich hob meinen Blick von 'Unserer Kette', auf welche ich gerade noch versunken geschaut hatte und sah zu Gideon hoch. Er weinte. Eine Träne nach der anderen lief auch ihm stumm über die Wangen. Mit einer Mischung aus Glück und Verzweiflung sah er mich an. Und dann küsste er mich. Ich glaube noch gehört zu haben wie er: "nach all den Jahren" gesagt hatte. Aber das konnte ich mir auch eingebildet haben. Zuzumuten war mir in dem Moment alles.

Als bei mir das Schwindelgefühl einsetzte schaute ich ihn entschuldigend an und drückte seine Hand. Dann stand ich auf und landete wieder in der Gegenwart. Das letzte was ich sah war Gideons nachdenklicher Blick, als er zu mir hochsah. 'Wir haben dich wieder, Gideon. Und wir holen dich zurück –das verspreche ich dir!' Doch ich sprach es nicht aus, ich wusste beim besten Willen nicht wie wir das bewerkstelligen sollten. „Optimismus", hörte ich Paul sagen „Optimismus ist wohl die beste Motivation." Oh, wie optimistisch ich gerade war...