Kapitel 21

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Dieses Kapitel widme ich shilaxxD.

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Stille. Nichts als Stille.

Sie war nicht erdrückend, eher befreiend. Sie selber war es auch. So frei und weitläufig. Sie verbreitete sich überall. In meinen Ohren, vor meinen Augen, in meinem Kopf und in meinem Körper herrschte absolute Stille. Ich spürte gar nichts. Gerade eben war es noch Freiheit und Sorgenlosigkeit, doch jetzt ist es nichts mehr. Es ist einfach nur still. Ruhig. Leer -ich bin leer.

Langsam erkämpft sich mein Kopf wieder zu sich und nur schemenhaft kann ich das Ende eines Tunnels erkennen. Vor meinem inneren Auge breitet sich, umgeben von völliger Dunkelheit, Stück für Stück ein unglaubliches Licht aus. Zumindest gehe ich davon aus, dass es ein Licht ist. Es ist so schrecklich hell und sticht wie Messerstiche in meine Netzhaut ein. Ich will wegschauen, doch es geht nicht. Ich schaue genau in die Mitte dieses grellen Fleckes und sie scheint mich zu verschlingen. Meine Umgebung wird immer heller und in meinen Ohren höre ich ein Rauschen. Ein starker Druck pocht gegen meine Ohrmuscheln während ich vor lauter Licht nichts mehr erkennen kann.

Und dann, plötzlich, ist es weg. Alles ist weg, das Licht, das Pochen, die Stille. Stattdessen wird sie durch ein schreckliches Piepen, Dunkelheit und Druck ersetzt. Druck auf meinen Lungen, sodass ich kaum Luft bekomme. Druck auf meinem Brustkorb, an meinen Schläfen, die mir Kopfschmerzen vermitteln und Druck an meiner Hand, der alles etwas zu lindern scheint. Letzterer verbreitet angenehme Wärme in meinem Körper. Er wirkt sanft und dennoch wie der letzte Anker an dem sich ein Ertrinkender klammert.

Das Piepen beruhigt sich langsam. Jetzt ist es nicht mehr so wild und gleicht ein schmerzhaftes Geräusch, sondern wird gleichmäßiger und ruhig.

Die Dunkelheit hingegen grenzt mich ein. Ich kann nicht erkennen wo sie endet und was sie mit mir macht. Ich will ihr entkommen, vor ihr fliehen und ich will wissen wo ich bin. Ich versuche meine Augen zu öffnen, doch der Druck an den Schläfen zwingt sie wieder nach unten. Ich probiere es ein weiteres Mal und diesmal klappte es. Die Dunkelheit war verschwunden und ich sah wieder in grelles Licht. So war das eigentlich nicht geplant. Sofort schließe ich meine Augen wieder, doch mit der Schwärze komme ich wieder nicht klar. Also mache ich meine Augen wieder auf. Diesmal zaghafter, sodass sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnen können.

Ich war in einem Zimmer, dass ausschließlich in Weiß gehalten wurde. Neben mir steht eine einzige Maschine, auf dessen Bildschirm ich meine Herzschläge abmessen kann. Es gab hier nur ein Fenster, durch das man auf einen Garten schauen konnte. Ich vermute, dass ich in Temple war. Rechts von mir war ein Plastikstuhl, der in die Richtung des Fensters zeigte und links saß jemand, den Kopf auf seiner und meiner Hand abgelegt. An seiner regelmäßigen Atmung konnte ich erkennen, dass er schlief. Mein Herz schlug bei seinem Anblick schneller und ich wusste, dass es Gideon war. Leider wurde auch das Piepen wieder schneller und es kam mir etwas lauter als zuvor vor. Hoffentlich würde es ihn nicht wecken. Es sah so knuffig aus, wie ihm Strähnen ins Gesicht fielen und seine Wimpern lange Schatten auf seinen Wangen abbildeten. Ganz im Gegenteil zu seinen Gesichtszügen, die ihn unendlich traurig aussehen ließen. Auch seine Augen drückten Trauer aus, bevor sie dem Erstaunen Platz machten. Er war doch wach geworden.

"Gwenny", flüsterte er und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ruckartig stand er auf und der Stuhl auf welchem er gerade noch saß fiel nach hinten um. "Du bist aufgewacht", schrie er fröhlich und umarmte mich kräftig, nachdem ich mich aufgesetzt hatte um ihn zu beruhigen. "Meine Gwenny ist endlich aufgewacht. Hört ihr?" rief er weiter, als wolle er die Nachricht der ganzen Welt mitteilen. "Ich wusste es", nuschelte er in meine Haare und vergrub seine Nase darin. Auch ich drückte mich fest an ihn und zog seinen Duft ein.

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