Kapitel 1

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Ich wurde von einem Schwall Wasser aus meinem traumlosen Schlaf geweckt.

Ich bin gestern früh ins Bett gegangen. Naja, für meine Verhältnisse früh. Nachdem ich in Temple im Jahr 1953 mit Gideon einen Termin bei Cousine Sofa hatte, bin ich auf direktem Weg schlafen gegangen. Das war aber auch nur eine Ausnahme, ich durfte das Abendessen nur ausfallen lassen weil Lady Arista, ihre Tochter (meine Tante) Glenda und deren Tochter (meine Cousine) Charlotte beim Arzt waren. Glenda ist davon überzeugt, dass ihre Tochter Leukämie hätte. Das würde ihre ständigen Schwindelgefühle erklären.

"Heeey, ... Heuhaufenmädchen", diese piepsige Stimme konnte nur zu Xemerius gehören, allerdings hatte diese einen Unterton, den ich nicht ganz deuten konnte. War das etwa Panik?

"Halloooo". Ich ignorierte ihn, Xemerius ist ein mächtiger Wasserspeierdämon (auf das DÄMON legt er sehr viel Wert), den nur ich sehen kann. Eigentlich ignoriere ich ihn nur wenn ich nicht alleine bin, aber die Tatsache, dass er mich gerade voll gespuckt hatte, und dazu Mitten in der Nacht weckte, ließ mich jetzt eiskalt.

"Gwendolyn, so besser? Jetzt höre mir Mal gut zu..."

Xemerius' Stimme klang schon fast hysterisch, das war das letzte Mal als er sah wie Gideon erschossen wurde -Das war letzten Sonntag.

"Was...was ist los?", fragte ich ihn, um eine normale Stimme bemüht. Die Erinnerung an den Tag an dem Gideon leblos und in Blut getrunken vor mir lag ließ mich erschaudern, allerdings war ich auch noch auf Xemerius wütend. Er wusste genau, dass ich viel Schlaf brauche um am nächsten Tag pünktlich aufzustehen.
"Also ich war bei deiner Großtante um zu lese-ähm besuchen und dann hat die mich so ganz komisch angeguckt...", versuchte Xemerius zu erklären. Dass er gerade nicht wie gewöhnlich sprach machte mich nervös also unterbrach ich ihn " Was ist passiert Xemerius? Komm mal auf den Punkt"."Jaja...", dass klang schon eher nach meinem kleinen Dämon, aber die Pause die er daraufhin machte, wollte wieder nicht ganz zu ihm passen. "Sie hatte eine Vision", sagte er schließlich. Ich verstand nicht was daran so schockierend war, mittlerweile ist das doch schon fast Alltag. Aber Xemerius klärte mich mit einem "Eine Schlimme, denk' ich. Die sah danach aus wie ein hechelnder Hund", auf.

"Hat sie gesagt was sie gesehen hat? War jemand dabei?", fragte ich ihn. "Nein sie war alleine. Es ist ja schon spät aber sie hat noch gelesen als ich zu ihr flog", sagte er. Wobei mich jetzt schon wieder Xemerius' Art wie er sprach verwirrte. Normalerweise spricht er immer mit einem leichtem Dialekt, dass schon an Unfreundlichkeit grenzt. "Hat sie gesagt was sie gesehen hat"-"Sie hat so ganz komische Dinge gestammelt". Ich glaub's ja nicht, heute lässt er sich alles aus der Nase ziehen. Ich schaute ihn abwartend an, bis er endlich antwortete "Da war ein Löwe, der sich in einen Adler verwandelt hat, kann aber auch ein Falke gewesen sein. Naja, auf jeden Fall ist dieser Vogel mit einen Raben geflogen, weiß net ob des wichtig ist aber das war auf der gleichen Höhe. Und ... ähm genau dieser Vogel hatte diamantene Flügel - wird wahrscheinlich dein Funkelsteinchen sein- und dann stürzte der ab. Und plötzlich auch der Rabe". Aha, wie immer nur komische Sachen, mit denen ich nichts anfangen und aus denen ich nichts Schließen konnte. Aber wenn dieser Vogel wirklich Gideon darstellen soll und man der Vision Glauben schenken kann, was immer so ist, ist er in Gefahr. Ich wusste nicht was ich machen sollte, zum Einen würde ich liebend gerne Leslie oder Gideon anrufen aber es ist noch zu früh. Ich hab den beiden in letzter Zeit schon genügend Schlaf gestohlen. Leslie sehe ich sowieso nachher in der Schule wieder. Aber zum anderen war ich auch sehr müde. Ein Blick auf die Uhr teilte mir mit, dass ich erst vor 2 Stunden schlafen gegangen bin. Seltsam. Also war immer noch Montag.

Jetzt fiel mir plötzlich ein was Xemerius vorhin auch gesagt hatte. Tante Maddy hätte nach der Vision ausgesehen wie ein hechelnder Hund, das ist seltsam. Und war bisher noch nie so gewesen. Sonst hat sie immer riesigen Hunger nach einer ihrer Visionen aber gehechelt hatte sie noch nie. Wobei, so genau kann ich das nicht sagen. Vor ein paar Wochen, als ich noch ein ganz normales Mädchen war, hatte ich noch nie eine Vision von ihr gesehen. Aber wahrscheinlich übertrieb Xemerius wieder. Dieser riss mich jetzt aus meinen Gedanken, " Was willst du jetzt machen?". Ehrlich gesagt wusste ich das immer noch nicht, aber ich ging trotzdem ohne Xemerius eines weiteren Blickes zu würdigen in das Treppenhaus unserer Familie.

Während ich durch das Haus schlich folgte mir Xemerius, er war ungewöhnlich ruhig. Aber das was mich noch mehr wunderte war die Zeit. Es war doch nicht möglich, dass ich erst zwei Stunden geschlafen hatte. Außerdem bin ich sofort eingeschlafen, es gab keine Gedanken die um mich kreisten. Ich war lediglich erschöpft. Ob Charlotte wohl wieder da ist? Wenn ja, und davon bin ich überzeugt, dann sollte ich lieber leise laufen. Auf dem restlichen Weg in Tante Maddys Zimmer dachte ich wieder an ihre Vision. Ich brauchte länger als sonst um zu Maddy zu kommen, was daran lag, dass ich ständig auf knackende Stufen achtete. Dies fällt mir nicht schwer aber die letzten Male hatte mich Charlotte schließlich dennoch erwischt.

In Maddys Zimmer konnte ich meinen Augen nicht trauen. Meine Großtante saß gemütlich in ihrem Bett und las. Dass konnte doch nicht wahr sein, Maddy hatte nach ihren Visionen immer mit uns darüber gesprochen. Sie hatte sich nie davor versteckt. Obwohl ich nicht anklopfte (da ich davon ausgegangen war sie sei erschöpft oder sonst was), erschrak Maddy nicht. Sie richtete sich lediglich auf und musterte mich.

"Ich dachte mir, dass du kommen würdest", begrüßte sie mich mit einem fröhlichen lächeln. Ich muss wahrscheinlich ziemlich verwirrt geguckt haben da Maddy sagte" Aber setzt dich doch erst mal zu mir. Willst du ein Zitronenbonbon?". Ich nahm mir einen und fragte sie, "Du hattest eine Vision?", es war eine rhetorische Frage aber da sich Xemerius heute schon mal geirrt hatte musste ich sie einfach fragen. "Ja, es war eine schlimme. Aber ich hatte den Eindruck, dass nur du von ihr erfahren sollst", antwortete sie mir. "Aber bitte frag mich nicht warum, denn ich weiß es nicht.", setzte sie ihre Rede fort und fügte anschließend einen beängstigten Seufzer hinzu.

Nachdem wir ungefähr eine Stunde Maddys Vision erörtert hatten, ging ich auf Anweisung meiner Großtante ins Bett. Eigentlich ist sie meine Urgroßtante, aber da in diesem Haus nur Grace (die ich immer noch Mum nannte) und ich wussten, dass Lucy und Paul meine leiblichen Eltern sind, verschweigen wir dies weiter. Wir waren uns beide einig, das sich eine Diskussion über diese Tatsache nicht mehr lange aufschieben war, aber wir wollten dennoch warten. Solange wie möglich.

Am Morgen wurde ich - wie so oft - von Caroline geweckt. Ich sammelte meine Kraft und ging unter die Dusche, in der ich erst richtig wach wurde. Maddy und ich haben gestern ausgemacht unseren "Geheimbund"(Leslie, Nick, Caroline, Mr. Bernhard, Großtante Maddy und ich), heute zusammenzurufen. Wir hatten uns gestern darauf geeinigt, dass nur diese Personen von ihrer gestrigen Vision erfahren dürfen.

Am Frühstückstisch war alles wie in letzter Zeit. Ruhig, aber trotzdem diese komische Atmosphäre, die mich schon fast erdrückt. Charlotte war nicht da. " Die Arme wurde von den Ärzten da gelassen. Sie ist sehr wahrscheinlich ziemlich krank. Es fiel mir ja so schwer sie alleine zu lassen", beteuerte Glenda als ich sie auf Charlottes Umstände ansprach. Da ich mir sehr sicher war, dass ich Charlotte nicht besuchen dürfte bat ich Glenda ihrer Tochter eine gute Besserung von mur auszurichten. Leslie und ich haben uns dazu entschlossen, ab sofort nett zu Charlotte zu sein. Wenn ich ehrlich bin, tut sie mir schon leid. Ich kann zwar nichts dafür, dass ich dieses dumme Gen - oh Pardon diese Gabe geerbt habe. Aber es war dennoch ihr größter Traum zusammen mit Gideon in der Zeit herum zu springen. Und Gideon ist der nächste Punkt, den ich ihr weggenommen habe. Aber seit wann ist das Leben schon fair, und ehrlich man kann nicht immer jemandem Schuld für etwas geben, wofür man selber nichts kann. Charlotte war aber auch noch nie leicht.

Im Englischunterricht hatten wir heute als Vertretungslehrerin Mrs Counter. Da sie aber im Nachbarklassenzimmer der 6ten regulären Unterricht hielt, kam sie nur ab und zu vorbei. Leslie und ich nutzten diesen Vorteil, indem ich sie über die neusten Geschehnisse aufklärte- Die Vision.

Leslie war fast nicht mehr zu bremsen, sie meinte das der Adler (nicht Falke) in diesem Fall nicht der Graf sei, sondern Gideon - wegen den diamantenen Flügeln- in einer Verbindung zum Grafen. Außerdem hat sie vor alle Prophezeiungen und Visionen auf Herz und Nieren zu überprüfen. " In solchen Sachen muss man über viel Ecken denken. Da darf man nicht einfach die erst besten Erklärungen nehmen, die uns bisher gereicht hatten. Ich habe da auch schon so meine Ideen.", meinte sie im Unterricht zu mir und wollte gerade anfangen einen Master Plan zu erstellen, als plötzlich die Klassenzimmertür aufging.

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Ich hoffe es hat Euch gefallen.

In Zukunft versuche ich mehr wörtliche Reden einzubauen.

Ich würde mich über Kommentare freuen.

Bis dann.

TurmalinschwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt