》14.Januar1919
(...) "Dieses grauenhafte, verzerrte Bild macht die ganze Wirkung meiner Komposition wieder zunichte!" Lady Tilney zeigte auf das Gemälde, das die gegenüberliegende Wand zierte. "Könnt ihr das nicht wenigstens in einen anderen Raum...?" "Margret, das ist ein echter Modigliani", sagte Paul geduldig. "In hundert Jahren wird er ein Vermögen wert sein. Lucy hat eine halbe Stunde lang gekreischt, als sie ihn in Paris entdeckt hat."
"Gar nicht wahr. Höchstens eine Minute", widersprach Lucy. "Die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder ist damit jedenfalls gesichert. Damit und mit dem Chagall, der im Treppenhaus hängt."
"Als ob ihr das nötig hättet", sagte Lady Tilney. "Bestimmt wird dein Buch ein Bestseller, Paul, und ich weiß, dass der Secret Service euch ein wirklich beeindruckendes Gehalt zahlt. Was nur angemessen ist, wenn man bedenkt, was ihr alles leistet." Sie schüttelte den Kopf. "Obwohl ich es nicht unterstützen kann, dass Lucy diesen gefährlichen Beruf ausübt. Ich kann kaum erwarten, dass sie ein wenig häuslicher wird. Was ja nun Gott sei Dank der Fall sein wird."
"Ich für meinen Teil kann es gar nicht erwarten, dass endlich die Zentralheizung erfunden wird." Lucy ließ sich fröstelnd in einen der Sessel nahe dem Kamin fallen. "Von anderen Dingen ganz zu schweigen." Sie sah hinüber zur Kaminuhr. "In zehn Minuten werden sie hier sein", sagte sie nervös. "Luisa könnte langsam mal mit dem Tischdecken beginnen." Sie blickte Paul an. "Was denkst du, wie wird Gwendolyn es aufnehmen, dass sie ein Geschwisterchen bekommt?" Sie strich sich über ihren leicht gewölbten Bauch. "Wenn unser Kind Kinder bekommt, sind die schon alt, bevor Gwenny überhaupt geboren wird. Und vielleicht ist sie auch eifersüchtig. Schließlich haben wir sie als Baby zurückgelassen, und wenn sie nun sieht..."
"Ganz bestimmt freut sie sich", unterbrach Paul ihren Redefluss. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und küsste sie zärtlich auf die Wange. "Gwendolyn ist ein genauso großherziger und liebenswerter Mensch wie du. Und wie Grace." Er räusperte sich, um seine plötzliche Rührung zu überspielen. "Ich fürchte mich viel mehr vor dem Augenblick, an dem Gwendolyn und der kleine Mistkerl mir mitteilen, dass ich Großvater werde", sagte er dann. "Ich hoffe, damit lassen sie sich noch ein paar Jahre Zeit."
"Entschuldigung!" Das Hausmädchen war hereingekommen. "Ich hab's vergessen! Sollte ich im Esszimmer decken oder hier, Mrs Bernhard?"
Ehe Lucy antworten konnte, hatte Lady Tilney schon empört nach Luft geschnappt."Erstens müssen Sie anklopfen", sagt sie streng. "Zweitens müssen Sie warten bis man Herein sagt. Drittens sollten sie nicht mit zerzaustem Haar vor Ihre Herrschaft treten. Und viertens heißt es nicht Mr und Mrs Bernhard, sondern Ma'am und Sir."
"Ja, Ma'am", sagte das Hausmädchen eingeschüchtert. "Dann hole ich mal den Kuchen."
Lucy sah ihr seufzend hinterher. "Ich glaube, an den Namen werde ich mich niemals gewöhnen."《 *
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* Zitat von " Smaragdgrün" von Kerstin Gier Buch Seite 479-482
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Hallo, das war mein erstes Kapitel -auch wenn dieses nichts Neues für Euch war-.
☆Danke fürs Lesen.☆
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Turmalinschwarz
ФанфикTurmalinschwarz ist eine Fortsetzung von "Smaragdgrün" von Kerstin Gier. Somit gehören alle Charaktere sowie der Grundbaustein/die Hauptidee meiner Geschichte ebenfalls Kerstin Gier. In Turmalinschwarz kommen Gwendolyn, Leslie und Gideon nochmals h...