Der Sturm wütete unbarmherzig mit voller Kraft um uns herum. Mir kam es so vor, als hätte sich die Energie von Monaten angestaut, die jetzt vollständig auf einmal freigelassen wurde.
Die dicken Wolken waren von den Bergen des Sirus im Norden her aufgezogen und bedeckten den gesamten Himmel. Die Sonne hatte Platz machen müssen, der strahlend blaue Himmel war in weite Ferne gerückt. Blitze zuckten über den verdunkelten Himmel und ließen unsere Pferde immer wieder scheuen. Der Donner grollte in der Ferne, kam immer näher, bis man schließlich keine Sekunde Pause mehr zwischen den hellen Leuchterscheinungen und den dröhnenden Geräuschen am Himmel hatte.
Der aufgekommene Wind fuhr in die Bäume, ließ die Baumkronen schwanken und peitschte die Äste in unseren Weg. Dabei heulte er so grauenvoll, dass die Tiere erschrocken die Augen aufrissen und eine gespenstische Atmosphäre entstand.
Als wäre dies alles nicht genug gewesen, goss der Regengott Surûk dazu unaufhaltsam Wasser auf uns herab, als wolle er uns alle ertränken und durchnässte uns bis auf die Knochen.Die Hitze des Nachmittages hatte sich verzogen und eine unangenehme Kälte machte sich in dem dichten Wald breit.
Ich liebte Stürme, auch wenn ich sie lieber aus einem sicheren Raum aus beobachtete.
Die Hitze in Alayron war nichts für mich. Weil ich in Nuvyenne aufgewachsen war, war ich an ein mildes Klima, viel Regen und Wind gewöhnt. Auch die sechs Jahre in Valam hatten mir nicht geholfen, mich an die hier gegebenen klimatischen Bedingungen anzupassen.Doch obwohl ich vollkommen nass war und es wirklich gefährlich war bei diesem Wetter im Wald zu sein, ließ ich mir meine gute Laune nicht verderben, denn ich liebte Pyero und er mich, dessen ich mir nun sicher sein konnte und ich preschte Seite an Seite mit ihm durch das Unterholz.
Seine Stute entpuppte sich als gute Springerin und so flogen wir gemeinsam über alte vermoste Äste und ritten Slalom um dicke Bäume, ohne dass wir den anderen aus den Augen verloren.
Der Prinz, nein ich wollte nun sagen mein Prinz, lachte mir immer wieder zu.
Noch nie war ich so ausgelassen gewesen, wie in diesem Moment. Ich wusste, dass Pyero mich liebte, ich hatte meine Kraft erweckt und war, nebenbei angemerkt, nicht gestorben und ich würde meinen Bruder endlich aufhalten. Ich musste lange sechs Jahre, in denen ich mich versteckt hatte, wieder gut machen und ich wusste: mit meinem geheimen Freund an meiner Seite würde ich es auf jeden Fall schaffen.Schnell erreichten wir das offene Feld und das riesige Schloss erschien in unserem Blickfeld.
Der Regen hatte nun ruckartig nachgelassen und die Sonne hatte sich mit ihren Strahlen einen Weg durch die dichten Wolken gebahnt.
Es schien, als würde sie mit ihrem Licht die Wolken beiseite schieben und sie weit an die Horizonte zu allen Seiten drängen.
Während der Himmel hinter der Stadt noch in einem düsteren Dunkelblau gefärbt war, beleuchtete die Sonne den Palast und hob ihn so hervor. Der helle Sandstein strahlte orange und schien von innen heraus zu leuchten. An den Türmen wehten freudig die Fahnen in der Farbe der Königin. Hellblau und Weiß. Verschnörkelt und mit Meerestieren versehen.
Nicht immer hatte man so viele Banner gehisst, aber da Morgen die Parade stattfinden sollte, nutzte man die Flaggen als Ankündigungszeichen."Schau mal ein Regenbogen", hauchte Pyero plötzlich ehrfürchtig, der seine Stute neben mir zum Stillstand gebracht hatte.
Er deutete auf das Meer und tatsächlich. Über der Stadt bildete sich gerade ein doppelter Regenbogen.Wir ritten bis an die Spitze des kleinen Hügels und betrachteten das seltene Naturschauspiel. Unsere Hände fanden sich wie von selbst. Des Prinzen warme, vom Regen noch nasse, Hand umhüllte die meine und sorgte, wie immer eigentlich, wenn er mich berührte, für ein wohliges Kribbeln in meinem Bauch.
Man würde wohl sagen, dass diese Situation ein pures Klischee war, wenn man über romantische Situationen nachdachte, aber nachdem ich mit Pyero schon zu viele, für mich eigentlich viel zu kitschige, Szenen erlebt hatte, hatte ich mich an all das schon so sehr gewöhnt, dass ich wünschte, dass dieser Moment niemals enden würde.
Lange saßen wir so auf unseren erschöpften Pferden und bewunderten die Landschaft. Alayron war wirklich so unglaublich schön. Das unendliche Meer, die Klippen und die Stadt, die komplett von der hellen Stadtmauer umgeben war, waren von einer unbeschreiblichen Schönheit.
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Time to Reign - Die Geschwister✔
Fantasy"Nutze die dir gegebene Kraft Salira, es liegt an dir die Welt zu verändern!" Salira von Nuvyenne ist eine Hochgeborene und die Erbin des Landes rund um die Hauptstadt Simaris. Sie erlebt eine friedvolle Kindheit, bis ihr kleiner Bruder Nevary, de...