Markus kam näher zu mir und bückte sich, sodass wir uns in die Augen sahen. „Soll ich dir einen Arzt rufen?", fragte er doch ich schüttelte meinen Kopf. „Das kommt öfters vor" Seine Augen wurden größer und er packte mich mit einer Hand an der Schulter „Wie oft?" Unsicher sah ich auf den Boden und blieb stumm sitzen. Irgendwie wollte ich ihm nicht antworten. „Wie oft?" Wiederholte er. Sein Ton wurde dabei beherrschender und ich blickte zu ihm hoch. „Als ich bei Tim war, jeden Tag" Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer. Doch bevor er anrufen konnte ries ich es ihm aus der Hand. „Niemand weiß wie es in mir aussieht. Niemand weiß wie ich leide. Niemand da der mich versteht und das wird auch kein Arzt ändern. Markus lass es, es wird mir nicht helfen" Ich stand auf und schlagartig wurde mir schwindlig. Doch ich konnte mich noch auf den Beinen halten. Nach ein paar Sekunden ging ich weiter und bemerkte wie mich Markus besorg musterte. Doch ich blickte nicht zurück. Es war nicht meine Schuld, dass er sich Sorgen machte. Ich hatte ihn nicht darum gebeten.
Langsam ging ich aus dem Raum, denn schnell konnte ich nicht gehen. Den sogar wenn ich nur so langsam ging wurde mir bei jedem Schritt schwindliger. Ich hatte Angst umzufallen, doch glücklicherweise schaffte ich es,
ohne mich weiter zu krümmen aus dem Raum.
Ich atmete erleichtert auf. Doch kurz nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte sank ich auf den Boden. Meine Beine konnte mich nicht mehr halten. Ich bemerkte wie mich ein paar aus dem Büro komisch ansahen. Doch ich ignorierte sie.
Niemand von ihnen wusste wie es sich anfühlt seine Erinnerungen zu verlieren. Niemand von ihnen wusste wie schwer es war nicht gleich umzufallen wenn sie kamen.
Keiner wusste wie gerne ich manchmal unwissend geblieben wäre.
Denn den Tod von meinem Vater lebhaft vor meinen Augen zu haben gehörte nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
Doch jede Nacht kam dieser Traum wieder und jeden Morgen erwachte ich ohne jegliche Kraft.
Erinnerungen sind ja eigentlich etwas schönes. Doch so wie ich sie erlebt hatte, waren sie einfach nur furchtbar.
Einfach nicht auszuhalten.
Doch ich musste diesen Schmerz aushalten. Es gab für diesen Zustand kein Gegenmittel und ich durfte auch gar nicht aussuchen ob ich ihn spüren wollte. Er war einfach da, ob ich wollte oder nicht.
Ich probierte aufzustehen, scheiterte aber kläglich. Jeder meiner Versuche auf die Beine zu kommen scheiterte. Wie ein kleiner Haufen Scheiße saß ich auf dem Boden und konnte mich nicht mehr bewegen. Etwas was ich täglich machte, nichts besonderes, eine Tätigkeit welche so selbstverständlich war, konnte ich nicht mehr ausführen. Ich hatte nicht die Kraft dazu aufzustehen und niemand von all diesen Menschen bemerkte es. Niemand von ihnen hätte je gedacht, dass ich nicht mehr laufen konnte. Wahrscheinlich dachten sie ich sei verrückt, behämmert oder vielleicht sogar geistigen gestört gewesen.
Das eine junge Frau nicht im Stande war selber aufzustehen, das hätten wohl keiner von ihnen gedacht.
Selbst ich hätte mir nicht geholfen. Ich hätte weggesehen so wie es nun die anderen taten. Keinesfalls hätte ich geholfen. Aber nun benötigte ich diese Hilfe, welche ich selber nie gegeben hätte.
Ruckartig wurde die Türe an welche ich mich lehnte aufgemacht und unsanft fiel ich nach hinten, auf den kalten Boden.
Markus sah mich verwundert an. Wusste selbst er nicht was mich dazu brachte hier zu sitzen.
"Ich kann nicht mehr aufstehen. Keine Kraft", murmelte ich und blieb hilflos liegen. "Kannst du mich zu einem Arzt fahren" fügte ich flüsternd hinzu.
Markus nickte und half mir aufzustehen. "Kannst du gehen wenn ich dir helfe?" Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste einfach nicht mehr was ich konnte und was nicht. Es war ein komisches Gefühl. So hilflos hatte ich mich selbst nicht gefühlt, als mein Vater gestorben war. Es war der traurigste Moment in meinem Leben. Doch heute fühlte ich mich hilfloser, unbrauchbarer.
Markus ging mit mir ein paar Schritte. Doch als er bemerkte wie schlecht ich vorwärts ging. Nahm er mich hoch und trug mich zu seinem Auto. Er tat sowas nie, er hatte soetwas noch nie gemacht und er war immer strikt dagegen gewesen jemanden so zu tragen.
Doch heute nahm er sich wohl eine Ausnahme.
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Trust me [Cro Ff]
عاطفيةKann man in der Gegenwart leben, wenn man seine Vergangenheit nicht kennt? _______ Der Doktor betrat den Warteraum und holte sein Klemmbrett heraus "Namenlos", las er laut vor und sah verärgert aus. Er dachte wohl es sein ein dummer Scherz. Doch e...