Lebe und du wirst Verletzt und Gehasst, Sterbe und du wirst geliebt und vermisst.
Aus eigener Erfahrung kann ich behaupten, dass dieses Sprichwort zu 100% stimmt. Ihr glaubt gar nicht wie viel ich mitbekommen habe, als ich in diesem Krankenbett lag und nichts tun konnte. Naja nichts außer zuzuhören und da hatte ich schon eine Menge zu hören.
Viele kamen mich besuchen und entschuldigten sich bei mir. Menschen, die mich überalles hassten endschuldigten sich bei mir.
Sie sprachen mir Mut zu und ich sollte nicht aufgeben. Aber Hauptsache sie hatten mich ein paar Tage davor beleidigt.
Basti meinte es tut ihm leid, was er zu mir gesagt hatte. Er meinte, dass Carlo einfach wie ein Sohn für ihn sein. Er wollte ihn nur beschützen. Es war nett von ihm, dass klarzustellen. Aber hätte er es nicht machen können, als ich noch nicht im Koma lag? Musste er ausgerechnet warten bis ich halbtod dalag?
Auch Johannes kam an mein Krankenbett und meinte "Schade das wir uns nie verstanden haben, aber ich glaube daran waren wir beide Schuld" Mit dieser Ansicht hatte er vielleicht sogar recht. Hätte ich ihm nicht immer so abfällig geantwortet wären wir sicher noch Freunde geworden. Aber wir hatten beide nie nachgelassen.
Beide waren wir zu stur.
Tim kam auch und er beklagte sich darüber, dass er meinen Zustand nicht erkannt hatte. Dabei war er gar nicht Schuld. Es ist nun einmal so das niemand den inneren Schmerz von jemand anderen sieht.
Tim wollte mir doch nur helfen. Ich hätte etwas sagen müssen, aber ich blieb ja leise. Ich wollte stark sein. Und was brachte es mir schlussendlich? Richtig, gar nichts. Es hatte mir mehr geschadet, als es mir geholfen hatte. Warum wollten noch einmal alle stark sein? Um nicht verletzlich zu wirken. Stimmt doch oder ? Und innerlich zerbrechen wir trotzdem. Wir sind doch schlussendlich nur enttäuscht das niemand unseren Schmerz sieht. Dabei wäre es viel leichter, wenn wir zugeben würden das es uns scheiße geht. Die Welt ist nun einmal scheiße. ~ 8 Milliarden Menschen, doch die Menschlichkeit fehlt ~ Dieses Lied ist von Sido und es ist nun einmal so wahr. Es zeigte uns wobei die Menschen zurzeit standen. Im Elend und denen denen es gut ging, die beklagten sich über unnützes Zeug. 12-Jährige Mädchen, welche ihre große Liebe verloren hatten. Sie stürzten sich in Depressionen wegen einen Jungen. Dabei ging es ihnen doch grundsätzlich gut. Aber nein lieber teilten sie auf Facebook ihren Liebeskummer. Toll, jetzt wusste die halbe Welt wie schlecht es diesem kleinem Mädchen ging. Und die Hungernden Menschen wer dachte an sie? Klar gab es auch Seiten auf denen gepostet worden war, wie schlecht es ihnen ging. Dann gab man halt einen Daumen nach oben. Nun wusste jeder, dass man ein ganz besonders guter Mensch war. Den Hungernden Menschen brachte es zwar nichts, aber man hatte das Bild ja geliked. So viele wirklich gute Menschen gab es nun einmal nicht. Ich war auch keiner von ihnen. Klar machte ich mir Gedanken über die Welt und wie man sie verbessern hätte können. Doch zurzeit war ich eh nur traurig gewesen, hatte nur an mich gedacht. Konnte nichts mehr richtig machen. Nur weil ich ein paar Erinnerungen vergessen hatte. Wahrscheinlich lag ich im Koma, weil ich zu sehr an mich selbst gedacht hatte. Vielleicht wollte mich der Mann dort oben bestrafen. Aber theoretisch ist es auch eher unwahrscheinlich, dass er ausgerechnet mich bestrafte. Er hätte ja auch einen Mörder ins Koma fallen lassen können.
Aber mein Schicksal konnte ich nun einmal auch nicht selbst bestimmen. Das Leben ist nun einmal hart. Aber wir müssen da durch. Es gibt einfach kein Neustart oder Reset Knopf. Unsere Endscheidungen sind Lebensverändern. Und vor allem diese eine Endscheidung. Welche Carlo treffen musste. "Herr Waibel, ihre Frau liegt schon seit 3 Monaten im Koma. Es fällt mir schwer diese Frage zu stellen, aber wir wollten sie fragen ob sie die Lebenserhaltenden Geräte von Frau Waibel abstellen möchtet" Sogar nur ein Wort kann ein ganzes Leben verändern. Ein einfaches Ja und ich wäre Tod gewesen, ein einfaches Nein und ich hätte weiterleben können. Doch nun war es Carlos Entscheidung.
Er musste über mich entscheiden.
Über Leben oder Tod.

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Trust me [Cro Ff]
RomanceKann man in der Gegenwart leben, wenn man seine Vergangenheit nicht kennt? _______ Der Doktor betrat den Warteraum und holte sein Klemmbrett heraus "Namenlos", las er laut vor und sah verärgert aus. Er dachte wohl es sein ein dummer Scherz. Doch e...