Fünfzehntes Kapitel - zwei

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Langsam lege ich mich in mein Bett. Mann war das ein anstrengender Tag. Ich bin nun verlobt. Mit Elma, diesem verrückten Huhn. Ich hatte ihr die ganze Zeit über Nachrichten geschickt. Sie hat sie noch nicht gelesen, denn bis jetzt kam noch keine Antwort.  Ich versuche es uns doch einfacher zu machen, aber mehr, als auf sie zugehen und ihr schreiben ist halt momentan nicht drinnen.
Ich habe es an ihrem Gesichtsausdruck erkannt. Sie war nicht glücklich mit der Verlobung, und jetzt ist sie nicht erreichbar. Sie trauert, ist mir schon klar. Aber das tue ich auch. Ich versuche doch nur uns beiden einen Gefallen zu tun. Also nehme ich mein Handy und rufe sie an. Nach dem fünften Klingeln hebt sie immer noch nicht ab, also spreche ich ihr auf ihre Mailbox.
'' Elma, ich weiß, es ist nicht leicht. Und ich weiß, wie es ist zu trauern. Also gib mir doch die Chance mit dir zu trauern, lass uns unsere Trauer teilen. Bitte. Heb ab. Ich mache mir Sorgen..''
Stille. Wo ist sie? Ich schnaufe auf und lege auf. Ich gehe hinunter ins Wohnzimmer, wo alle zusammen sitzen und lachen, die Musik ist auf Hochtouren laut und als sie mich erblicken, fangen sie alle noch lauter an zu schreien und mich zu feiern. Ich grinse sie alle an und tanze kurz mit, gehe dann aber wieder in die Küche, da mich alles zu ersticken droht.
''Komm feiern, wie sitzen alle deinetwegen hier, die Musik läuft deinetwegen!!'' Meine Cousine steht hinter mir und berührt meine Schulter. Ich zucke zusammen, lehne am Waschbecken.
''Ich weiß.. Ich wünschte nur, Marigona wäre auch hier..''
''Das wünschen wir uns alle..'' Sie kommt näher und nimmt mich in den Arm. Ich weiche zurück.
''Es geht schon gut.. Musst mich nicht trösten.'' Ich hasse Mitleid an mir.
''Ist ok. Ich werde wieder zu den anderen gehen. Wenn du bereit bist, komme dazu!''
Ich nicke und sie geht. Ich öffne die Tür, die von der Küche aus auf die Terasse führt und atme die kalte Luft ein. Plötzlich vibriert mein Handy. Eine Nachricht von Elma.
'Hallo Besim. Danke für die lieben SMS. Ich bin ein Idiot.. Ich sollte dich wertschätzen. Du bist jemand besonderes. Aber weißt du, die Trauer lässt mich nicht los. Ich brauche Zeit. Bin heute Nacht bei einer Freundin, werde hier schlafen. Bin dann warscheinlich auch nicht erreichbar. Ich schreibe dir morgen wieder. Gute Nacht und bis dann.'
Ich atme tief ein, halte die Luft an, und atme dann wieder aus. Wie soll ich mit all dem umgehen? Wie soll ich mit ihr umgehen? Ich setze an und schreibe:
'Elma, bitte denke immer daran: Trauer ist eine Möglichkeit, dem Gewesenen seinen Wert zu geben. Zu erkennen, dass ein Teil des Lebens nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, also vorbei ist. Loslassen, indem wir trauern, ist möglich. Lass mich, sobald du bereit bist, Teil davon sein. Nimm dir die Zeit die du brauchst. Gute Nacht. Dein Verlobter.'
Ich schicke ab, Dann begebe ich mich ins Vorzimmer, nehme meine Jacke und meine Schuhe und beim Versuch mich hinauszuschleichen, werde ich von meiner Mutter überrascht.
''Ha, ku je nis? (Wohin willst du?)''
''Will zu Adonis, er hat mir geschrieben, nuk ishte mir (Ihm geht's nicht gut)''
''Aber es ist deine Verlobung, du kannst nicht einfach gehen!!''
''Doch, doch. Sag den anderen einfach, ich bin eingenickt, ja?'' Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und gehe. Ich gehe jedoch nicht zu Adonis, nein. Auf die Leier meines besten Freundes hab ich kein Bock. Ich setze mich ins Auto und fahre. Ziellos auf der Autobahn, bis ich müde werde, es langsam dämmert und ich mich in eine Raststätte begeben muss.

Draußen ist es schon hell, ich sitze am Fenster der Raststätte und trinke meinen Kaffe. Ich betrachte meinen Ring. Verlobt, so schnell geht das. Wenn man sich das mal durch den Kopf gehen lässt, ich werde den Rest meines Lebens mit diesem verrückten Huhn verbringen. Ich muss grinsen. Ich schüttel meinen Kopf, zahle meinen Kaffee und mache mich auf den Weg nachhause. Es ist immerhin schon 7 Uhr früh. Bevor ich ins Auto steigen kann, ruft mich Arsim, ein guter Freund von mir, an.
''Yoo, Junge, was ist da los bei dir?? Verlobt?? Urime!!(Glückwunsch!!)''
''Hallo erstmal, und ja danke.''
''Erfreut hörst du dich nicht an, diga.''
''Ich bin müde, was rufst du auch so früh an?''
''Bin aufm Weg in die Arbeit, du schlaf ma lieber nicht so viel.. Wie kam es? Die Verlobung mein ich, wer ist die 'Auserwählte' denn?''
Ich grinse.
''Erzähl ich dir ein ander mal, Bruder, ich bin tot, brauch einfach Schlaf..''
''Verstehe, na is gut, dann störe ich nicht weiter, hau rein!''
''Ja, danke!'' Er legt auf, bevor ich mich verabschieden kann und die Realität scheint näher denn je. Ich bin verlobt, es wissen sogar meine Freunde. Jedoch fehlt etwas. Es fehlt diese besondere Art von Zuneigung, diese besondere Art der Liebe. Elma fehlt. Wo ist sie?

Mein LichtblickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt