Ich halte sie fest, für immer und ewig. Wir gehen in Richtung eines Lokals, und obwohl es kühl ist, wärmt sie mich alleine durch ihren Händedruck. Sie ist das Licht am Ende des Tunnels, der Gewinn ohne Verlust. Sie ist ein Stern, aus einer entfernten Welt. Ein hell leuchtender Lichtblick. Ich blicke sie an, und sie ist in Gedanken, erkundet die Umwelt und ist fasziniert vom Strand. Das kann ich daran sehen, da sie sich immer wieder umdreht.
"Besim, können wir uns etwas zum Mitnehmen nehmen, und uns dann auf diesen Steg dort setzen und essen? In so engen Lokalen wird mir immer schlecht."
Sie sieht mich nicht an. Ich verstärke meinen Händedruck und nicke.
"Klar. Will sowieso nur mit dir zusammen sein, das reicht mir."
Sie lächelt und ich öffne die Tür des Lokals, das wir sogleich betreten. Hier ist es ziemlich voll, Elmas Händedruck verstärkt sich.
"Alles gut?"
"Jaja, nur lass uns beeilen, bitte."
Ich nicke und wir begeben uns an den Tresen, wo wir uns 2 Pizzen bestellen, ich mir ein Tiramisu und Elma Schokoladenpfannkuchen zum Nachtisch. Nach wenigen Minuten nehmen wir unser Essen entgegen und ich zahle und Elma kann es wohl kaum erwarten aus der Tür zu gehen. Ich spreche sie nicht darauf an, warte darauf bis wir den Steg erreicht haben.
"Das Essen riecht himmlisch!"
"Mhhm."
Wir nehmen Platz auf dem Steg, sie grinst mich schief an, da sie bereits sitzt und ich noch stehe. Sie blinzelt und sieht so abgrundtief schön aus.
"Ehem.. Ich hole eine Decke aus dem Wohnwagen. Es ist doch relativ frisch.."
Sie nickt und ich gehe, Blicke noch einmal zurück und zwinker ihr einmal zu. Als ich mich umdrehe, kann ich es nicht fassen. Ich schüttle mit meinem Kopf und laufe, laufe zum Wohnwagen, nehme die Decke und bleibe instinktiv stehen. Ich denke nach, über das, was gerade mit mir passiert. Mit jedem verbrachten Moment finde ich dieses Mädchen schöner, mit jedem Wort verliebe ich mich mehr in sie? Ist es wirklich so? Kann ich das? So schnell? Sie ist ein unbeschriebenes Blatt, ihr Blick ist tiefer, als das Meer, das wir erblicken. Ihre Art macht sie so besonders und irgendwie, irgendwann und irgendwo wird sie, das Rätsel an sich geknackt von mir und sich vielleicht auch in mich verlieben. Ich grinse und verlasse den Wohnwagen. Ich bin glücklich, so lange hat es gedauert. Aber Gona, meine liebe kleine Marigona sieht mich jetzt an. Und ist sicher glücklich."Na da bist du endlich!"
"Haste mich vermisst?"
Sie blickt auf den Boden.
"Wieso fragst du mich sowas?"
Ich grinse.
"Weil ich dich vermisse."
"Hör auf damit!"
"Womit?"
"Mit mir zu flirten. Es ist mir unangenehm."
"Wieso?"
"Keine Ahnung."
Und wir schweigen.
"Wollen wir essen?"
"Mhhm."
Sie nickt, öffnet die Pizzaschachtel und ich muss lachen, weil sie alles in sich hineinfrisst, als hätte sie tagelang nichts gegessen.
"Du hast aber Hunger."
"Keine Ahnung, hab grad so nen Fressschub!"
Ich lache.
"Na dann, Mahlzeit!"
Sie grinst und isst. Und ich esse auch, welche dabei nicht mit meinem Blick von ihr. Sie ist so wunderschön.Nach wenigen Momenten sind wir satt und sie steht auf und begibt sich zum Ende des Stegs.
"Komm, lass uns unsere Füße ins Meer halten."
"Ist es dafür nicht zu kalt?"
Sie lacht.
"Kommschon!"
Und ich folge ihr. Ziehe meine Schuhe aus und das Meer ist kalt! Dennoch fühlt es sich gut an. Der Moment mit ihr ist richtig.
"Weißt du, Besim. Im Moment bin ich glücklich. Es fühlt sich aber falsch an. Damals..."
"Hey, ich weiß nicht, was damals war. Und ehrlich gesagt, ist es traurig wegem dem was war das was sein wird nicht zu genießen. Findest du nicht?"
"Doch.. Trotzdem.. Du verstehst das nicht.."
"Wer, wenn nicht ich?"
"Besim, ich hätte ihn aufhalten müssen!"
"Warum?"
"Weil.. Er war damals alleine in die Schweiz. Dort ist Sterbehilfe erlaubt. Ein Freund von ihm hat ihn vom Bahnhof abgeholt, ist zu schnell gefahren, vom Weg abgekommen und gegen die Autobahnplanken gefahren. Ardit ist im Krankenhaus gestorben."
"Warum Sterbehilfe?"
"Er hatte Krebs. Leukämie. Im fortgeschrittenen Stadium.."
Ich lege meinen Arm um sie, irgendwie bin ich traurig und wütend zugleich. Und obwohl ich es nicht sein will, bin ich es. Ich koche vor Eifersucht.
"Und du? Wie ging es dir, also als du erfahren hast, dass..."
Sie lacht auf.
"Beschissen. Ich konnte es zuerst nicht fassen, wollte es nicht wahr haben. Nach einer Zeit, da hat mich dann alles eingeholt, und ich habe die Tabletten von ihm gestohlen.. Ich wollte es nicht.."
"Was für Tabletten?"
"Schlaf- und Beruhigungstabletten. Habe mir dieses Zeug regelrecht hineingeschmissen. Habe auch viel getrunken, geraucht.. Meine Eltern haben Ardit die Schuld gegeben. Mein Bruder meinte, er sei ein Junkie.."
Sie grinst.
"Dabei war er das Beste, das mir passieren konnte."
Ich verkrampfe. Sie liebt ihn sehr, ich weiß nicht, ob ich damit umgehen kann.
"Du liebst ihn, he?"
"Sehr."
Sie sieht mich an und lächelt. Es ist ein zartes, feines, sehr zerbrechliches Lächeln, das ich erwidere, weil ich Angst habe, dass es erlischt. Sie nimmt meine Hand und küsst sie. Dann sagt sie etwas so wunderbares, sodass ich mich für sie freue. Weil sie scheint, es verstanden zu haben.
"Du hast mich vorhin gefragt, ob es ein Zufall war.. Der Unfall deiner Schwester, der Unfall von Ardit.. Und ich glaube, es war Schicksal. Schicksal, dass wir zwei uns begegnen. Wir zwei, die verloren haben. Und uns zwei als Gewinn dazuverdienen."
"Du hast recht.."
"Danke."
"Wofür."
"Dass es dich gibt."
Ich hebe ihr Kinn, sehe ihr in ihre wunderschönen Augen, küsse sie sanft, und sage mit ernster Stimme:
"Danke, dass du noch lebst."
Und dann sehe ich es wieder, tief in ihrem Blick versteckt. Ihre Liebe. Ihre warme, tolle, einfühlsame Liebe, die sie mit einem Kuss besiegelt.
"Wollen wir in den Wohnwagen?"
"Ist dir kalt?"
"Ich will kuscheln, mich aufwärmen. Außerdem ist es schon dunkel und es fängt an zu regnen."
Ich hatte die Umgebung, die Kälte und den emporsteigenden Sturm ausgeblendet. Sie ist zu spannend. Schnell packen wir unsere Sachen und laufen zum Wohnwagen, bis wir jedoch drinnen sind, sind wir auch schon durchnässt.
Sie kichert.
"War ja klar, dass sowas passiert!"
Sie drückt sich Ihre nassen Haare aus und sieht mich an. Ihr Liegen ein paar nasse Strähnen im Gesicht, und sie lacht über beide Ohren. Das mag ich. Ich nähere mich ihr langsam, bis sie dicht vor mir steht, ihr Atem geht regelmäßig, ihr Blick ist fest. Langsam gleite ich zu Ihrem Shirt, unüberlegt und vorsichtig. Ich ziehe es über ihren Kopf, nähere mich dabei ihrem Gesicht und Hauche in ihren Nacken:
"Du bist ganz Nass.. Du verkühlst dich sonst."
Einen sanften Kuss platziere ich auf ihm, sodass sich Gänsehaut breitmacht. Ihre Hände liegen jetzt auf meiner Brust und ihr Atem wird schneller. Jetzt wandern ihre zarten Finger an meinen Nacken und ich genieße jede Berührung.
"Ich mag dich, Besim."
Und dann passiert es. Sie küsst mich, nicht wild, nicht traurig. Auch nicht wütend. Es ist kein Kuss, voller Schmerz, wie sonst auch, nein. Es ist ein Kuss voller Liebe.
"Und ich liebe dich, Elma."
Sie grinst in unseren Kuss, bis ihre Hände mein Shirt ausziehen. Draußen blitzt und donnert es, mit jedem Schlag erhellt sich ihr Körper, und ich erblicke ihre wunderschöne Gestalt. Sie schiebt mich auf das Bett, zieht die Vorhänge beim Fenster zu und nun ist es stockdunkel. Ich sehe nur den Umriss ihres Körpers, wie eine Silhouette. Sie liegt über mir und ich kann mein Glück nicht fassen. Womit habe ich sie verdient?
"Elma, willst du das wirklich?"
Das letzte Mal, als wir soweit waren, war sie danach abgehauen und hatte sich verletzt. Diesmal würde ich es nicht zulassen.
"Ja, Besim. Ich will.."
"Wir können nicht verhü..."
Und schon drückt sie mir einen Kuss auf meine Lippen, diesen erwidere ich und ihre Berührungen, ihre Küsse ihr Atem. Alles scheint vermischt, alles scheint so leicht und doch so schwer. So langsam und doch so schnell. So frei und doch so einsam. Es scheint. Sie scheint. Mein Engel auf Erden. Und zum zweiten Mal, wird sie mein. Ardit, me fal. (Es tut mir leid)
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Mein Lichtblick
Romance"Klar. Ich lebe. Vielleicht ist ja das der Sinn. Einfach Leben, ohne großartige Gedanken zu verschwenden, wieso wir denn genau das tun sollten, was man von uns verlangt. Wieso wir denn jetzt genau so leben, wie es uns vorgelebt wird. Oder doch vorge...